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Geht auch ganz einfach:
Alle Tests zum Chrysler 300C

Chrysler 300C Touring 5.7 Hemi AWD Chrysler 300C Touring

Groß und mächtig steht er da, der Chrysler 300C Touring – so wie man sich einen Ami vorstellt, als könne ihn nichts erschüttern. Ob das nach 100000 Kilometern noch immer der Fall ist?

Eckdaten
PS-kW340 PS (250 kW)
AntriebAllradantrieb, permanent, 5 Gang Automatik
0-100 km/h6.4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Preis52.550,00€

Understatement zählt nicht zu seinen Stärken. Steil und selbstbewusst steht der verchromte Kühlergrill wie die Eiger-Nordwand im Wind. Doch auch dahinter geht es beim Chrysler 300C Touring machohaft weiter. Die dicken 18-Zoll-Alus scheinen sich schon fast in den weit ausgestellten Radhäusern zu verlieren. Die hohe Gürtellinie in Verbindung mit dem schmalen Fensterband und den getönten Scheiben hinten lassen die Köpfe der Passanten beim Vorbeifahren herumschnellen. Die beiden verchromten Endrohre am Heck vervollständigen den mächtigen Auftritt. Für den passenden Ton sitzt in unserem Fall der 5,7 Liter große Hemi-V8 mit 340 PS unter der Haube. Mit Sicherheit nicht die populärste, aber neben dem 431 PS starken Triebwerk im Topmodell SRT-8 die zu der Optik passende Motorisierung. Und die Redaktion der AUTO ZEITUNG hatte sich seinerzeit bewusst für diese Motorvariante entschieden. Zum einen waren die Benzinpreise noch deutlich günstiger, zum anderen wollten wir wissen, ob der komplett ausgestattete Ami-V8 eine Alternative zu vergleichbaren deutschen Automobilen darstellt, die locker um bis zu 30.000 Euro teurer sind.

Warum der Achtzylinder eher zu den Exoten im Straßenverkehr gehört, erklärt ein Eintrag im Fahrtenbuch. So schreibt Andreas Schleith unter der Überschrift Selbstversuch Minimalverbrauch: Auf einer Strecke von gut 650 Kilometern, bei der das Gaspedal nur gestreichelt wurde, hat sich der Hemi 12,4 Liter auf 100 Kilometern gegönnt. Und das bei maximal 130 km/h auf der Autobahn und 80 km/h auf der Landstraße.

Großer Schluckspecht
Da sich aber nur die wenigsten solch einem Selbstversuch unterwerfen wollten und lieber auch mal richtig Gas gegeben haben, überrascht es nicht, dass sich der Durchschnittsverbrauch über die gesamte 100.000-Kilometer-Distanz bei 17,1 Liter eingependelt hat. Und das, obwohl der Achtzylinder mit der automatischen Zylinderabschaltung arbeitet. Das heißt: Wird nicht die volle Leistung benötigt, werden vier Zylinder automatisch abgeschaltet. Das passiert zwar unmerklich, an der Tankstelle ist die erhoffte Einsparung allerdings auch nicht spürbar. Kein Wunder also, dass die meisten 300C mit dem 218 PS starken Dreiliter-Diesel unterwegs sind.

Dafür hat der Hemi dank (optionalem) Allradantrieb keine Probleme, seine 340 durstigen Pferde auf den Asphalt zu bekommen. So sprintet der knapp zwei Tonnen schwere Kombi in gut sechs Sekunden auf 100 km/h – sehr beachtlich. Auf der Autobahn erreicht er mit etwas Anlauf auch die 250-km/h-Marke, was die Reichweite dann aber auf deutlich unter 400 Kilometer beschränkt. Auf langen Strecken ist der Hemi mit seinem Geräuschkomfort, dem drehmomentstarken Motor und dem Platzangebot für die Passagiere ein angenehmer Begleiter, wenn da nicht einige Macken wären. Nicht nur die geringe Reichweite erntet Kritik. Auch die gefühllose Lenkung mit variablen Lenkkräften überzeugt nicht. Sie reagiert auf der Autobahn bei hohem Tempo sehr sensibel in der Mittellage, so dass eine hohe Konzentration gefordert ist. In Kurven hat man dagegen das Gefühl, man wirft ein Schiffsruder in die Richtung, in die man will. Über mangelnden Seitenhalt der Sitze kann man klagen, dafür sind sie aber – gut für lange Reisen – bequem und üppig dimensioniert.

Reichhaltig ist auch die Ausstattung, die den Chrysler 300C als echtes Schnäppchen in diesem Segment ausweist. Im Preis von gut 57.000 Euro sind schon Leder, Xenonlicht, DVD-Navigationssystem, ein besonders edles Interieur-Paket und natürlich eine Klimaautomatik enthalten. Viel mehr gibt es für den 300C dann auch nicht zu ordern. Schade, dass einige dieser Extras oftmals nerven, anstatt mit Komfort zu verwöhnen. So ist es zum Beispiel mit der Klimaautomatik. Drei Sensoren sollen für die angewählte Temperatur sorgen, machen es aber nicht immer. Der Infrarotsensor in der Mittelkonsole misst da auch schon mal die Temperatur der Hand auf dem Schalthebel und ist dadurch für eine ungewollte Belüftung verantwortlich. Zu kalt oder zu warm ist die Folge, und es muss stetig nachgeregelt werden. Chrysler hat dieses Problem aber erkannt und bietet ein Software-Update an. Etwas umständlich in der Bedienung und langsam arbeitet das Navi, das aber im Zuge der Modellpflege im November 2007 einem modernen Gerät gewichen ist. Dazu kommen Kleinigkeiten wie der fummelige Schalter für den Heckscheibenwischer, das zu kleine Wischfeld und die schlechte Übersichtlichkeit durch die hohe Gürtellinie. Unzeitgemäß ist der Tankdeckel, der sich nur mit dem Schlüssel öffnen lässt. Gar nicht passend zu dem monströsen Äußeren und dem gediegenen Innenraum sind die Federungseigenschaften. Anstatt über kurze Stöße hinwegzugleiten, quittiert der Hemi solche Unebenheiten mit einem deutlichen Poltern. Die Kombination aus weicher Federung und harter Dämpferabstimmung ist verbesserungswürdig.

Problemlose Technik
Technisch hat der große Kombi die 100000 Kilometer klaglos weggesteckt. Die Hinterachse machte zwar schon nach gut 20000 Kilometern durch mechanische Geräusche auf sich aufmerksam, aber das konnte durch ein wenig Fett schnell behoben werden. Ansonsten mahnte die Motorkontrollleuchte öfter zur Vorsicht. Das Auslesen des Fehlerspeichers zeigte aber nur blinden Alarm. Schwer zu kämpfen haben die Bremsen mit den knapp zwei Tonnen Lebendgewicht. Bei knapp 50.000 Kilometern wurden die ersten Beläge vorn gewechselt. Schon 15000 Kilometer später das zweite Mal und kurz vor Schluss waren dann die Bremsbeläge und -scheiben vorn wie hinten fällig. Bis auf die geringe Laufleistung nach dem ersten Wechsel der vorderen Bremsbeläge geht der Verschleiß aber in Ordnung. Dass der Hemi trotz der fehlerfreien Technik Stammgast in der Werkstatt war, liegt an den relativ kurzen Inspektionsintervallen von nur 12000 Kilometern. Nach diesem Zeitraum möchte der Hemi nämlich wieder frisches Öl haben. Wer jetzt schon wieder an die Kosten denkt, der kann sich zumindest während der ersten 50.000 Kilometer entspannen.

Fünf-Sterne-Paket
Dank des Fünf-Sterne-Premium-Pakets sind alle Service- und Wartungsarbeiten inklusive Ölwechsel und weiterer Reparaturen bis zu einer Kilometerleistung von 50.000 Kilometern oder vier Jahre lang kostenfrei. In unserem Fall sparten wir dadurch mit allen Inspektionen und Bremsbelägen bis 50.000 Kilometer knapp 1100 Euro. Allein die fällige Inspektion bei Kilometerstand 49667 mit neuen Bremsbelägen vorn und neuen Zündkerzen hätte sonst mit über 500 Euro zu Buche geschlagen. Richtig teuer wurde es aber erst kurz vor Schluss. Bei der letzten Inspektion addierten sich zu dem normalen Serviceumfang noch ein Wechsel des Getriebeöls, neue Bremsscheiben vorn und hinten inklusive der Beläge sowie noch einmal 16 neue Zündkerzen für die Doppelzündung. Unter dem Strich standen damit 1675,59 Euro auf der Rechnung. Nicht gerade wenig, aber für ein Auto dieser Klasse noch vertretbar. Schlechter sieht es dagegen bei den Spritkosten und dem Wertverlust aus. Die Bilanz: Über 26.000 Euro an Spritkosten und ein Wertverlust von fast 57 Prozent nach zwei Jahren und 100.000 Kilometern sind genauso üppig und selbstbewusst wie das Auftreten des amerikanischen Kombis.

Übrigens: Seit dem 1. Juli 2008 bietet Chrysler anstatt des erwähnten Fünf-Sterne-Premium-Pakets eine Sechs-Jahre-Sorglos-Garantie an, die man kostenlos von den meisten Chrysler-Händlern zum Neuwagen erhält. Die beinhaltet zusätzlich zu der normalen Garantie von zwei Jahren weitere vier Jahre oder 100.000 Kilometer Garantie auf Teile wie zum Beispiel Motor, Getriebe, Lenkung und Bremsen.

Das sagt Chrysler.
> zu den kurzen Ölwechselintervallen von nur 12000 km:
Die Ölwechselintervalle sind vom Hersteller vorgegeben und stellen eine optimale Wartungs- und Funktionsqualität des Fahrzeugs sicher.

> zu der schwer regulierbaren Klimaautomatik:
Der Temperaturfühler der Klimaautomatik befindet sich in der Mittelkonsole unmittelbar vor dem Schalthebel. Da er sehr sensibel ist, reagiert er sofort auf die Wärme einer Hand, die auf dem Schalthebel liegt. Der Regel-Algorithmus der Klimaautomatik war auf diese ständigen starken Parameter-Wechsel nicht ausreichend ausgelegt. Hier wurde im Laufe des Modelljahres 2006 mit einem Programmierungs-Update Abhilfe geschaffen.

> zu der gefühllosen, schwammigen Lenkung:
Die grundlegende Lenkungsfunktions-Beurteilung schwammig wird ebenso gern genutzt wie sie subjektiv ist. Was der eine Fahrer auch immer als schwammig empfinden mag, schätzt der andere als komfortabel und unaufgeregt. Obwohl der Chrysler 300C Kombi eher ein Gleiter denn ein betont sportliches Fahrzeug ist, wurde er im Zuge kontinuierlicher Entwicklungsprozesse stets an seiner Achsgeometrie und seiner Lenkungsabstimmung optimiert, um Lenkpräzision und Ansprechverhalten dem Empfinden vieler Kunden in Europa so weit anzupassen, wie es dem Charakter des Chrysler 300C als komfortabler Cruiser noch entspricht.

> zu dem hohen Durchschnittsverbrauch von 17,1 Litern:
Der Verbrauch eines Fahrzeugs ist wesentlich von den Einsatzbedingungen und dem Fahrer-Einfluss abhängig. Generell ist natürlich ein zwei Tonnen schwerer und äußerst stattlicher Kombi mit großvolumigem, sehr leistungsstarkem V8-Benzinmotor nicht das geeignete Instrument, einen möglichst geringen Treibstoffverbrauch zu erzielen.

> zu der empfohlenen Benzinsorte (laut Hersteller Super, in der Tankklappe steht 98 Oktan):
Der 5.7 Hemi V8 kann sowohl mit 95 als auch mit 98 Oktan betrieben werden. Die Herstellerempfehlung ist 95 Oktan. Der falsche Aufkleber im Testwagen ist vermutlich auf vereinzelte Fehler bei der entsprechenden Bestückung vor Auslieferung an die Händler zurückzuführen.

Fazit

Spaß hat er uns gemacht, der Chrysler 300C Touring mit seinem bärigen Achtzylinder. Auch wenn er nicht perfekt ist, er ist auf jeden Fall eine willkommene Bereicherung im aerodynamisch geformten Einheitsbrei des Straßenverkehrs. Zugegeben, der dicke Achtzylinder muss es nicht unbedingt sein.

Er marschiert zwar kräftig voran und klingt gut, aber seine Trinksitten sind nicht mehr zeitgemäß. Auch der Allradantrieb, den es heute gar nicht mehr im Programm gibt, macht eigentlich wenig Sinn. Im Gegenteil: Nur mit Heckantrieb gewinnt der 300C an Agilität, und auch die Lenkung, frei von Lenkeinflüssen, funktioniert spürbar besser. Technisch hält der Chrysler, was sein Äußeres verspricht.

Ohne große Defekte überstand er die Distanz. Nur die kurzen Inspektionsintervalle von 12000 Kilometern nerven und sind ohne das Fünf-Sterne-Premium-Paket oder nach 50000 Kilometern sehr teuer. Empfehlenswert erscheint angesichts der hohen Unterhaltskosten die Dieselvariante mit dem 3.0-CRD-Motor. Wer sich als Asphalt-Cowboy damit abfinden kann, regelmäßig an der Dieselzapfsäule zu stehen, wird mit ihm sicherlich seine Freude haben.

Technische Daten
Motor 
ZylinderV8 / 2
Hubraum5654
Leistung
kW/PS
1/Min

250/340
5000 U/min
Max. Drehmom. (Nm)
bei 1/Min
525
4000 U/min
Kraftübertragung 
Getriebe5 Gang Automatik
AntriebAllradantrieb, permanent
Fahrwerk 
Bremsenv: innenbel. Scheiben
h: innenbel. Scheiben
Bereifungv: 225/60 R 18
h: 225/60 R 18
Messwerte
Gewichte (kg) 
Leergewicht (Werk)1969
Beschleunigung/Zwischenspurt 
0-100 km/h (s)6.4
Höchstgeschwindigkeit (km/h)250
Verbrauch 
Testverbrauch17.1l/100km (Super)
EU-Verbrauch12.3l/100km (Super)
Reichweitek.A.
Abgas-Emissionen 
Kohlendioxid CO2 (g/km)k.A.

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