Saab 9-3 Turbo X Combi Black Power
Mit dem schwarzen, auf 2000 Stück limitierten 9-3 Turbo X legt Saab einen kernigen Sportler auf Kiel
Eckdaten | |
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PS-kW | 280 PS (206 kW) |
Antrieb | Allradantrieb, 6 Gang manuell |
0-100 km/h | 6.9 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Preis | 47.900,00€ |
Manche Traditionen haben sich bei Saab gehalten. Zum Beispiel befindet sich das Zündschloss seit eh und je auf der Mittelkonsole – auch beim aktuellen Mittelklassemodell 9-3 ist das noch so. Zwar wird darüber nicht mehr eine Getriebesperre, sondern ein elektrisches Lenkradschloss geschaltet, aber Zündung und Startbefehl erfolgen wie schon vor knapp 40 Jahren beim Saab 99 per Dreh zwischen den Vordersitzen. In der neuen Power-Version Turbo X erscheint allerdings jetzt dazu im Zentraldisplay ein verheißungsvolles Versprechen: Ready for take off – bereit zum Abheben. Das ist zum Glück nicht wörtlich gemeint: Denn der Sportler wird zwar von einem V6-Turbo mit 280 PS beflügelt, aber das Fahrwerk und vor allem der neuentwickelte Allradantrieb sorgen dafür, dass der Schwede trotz Kraft auch laufen kann. Besonders beim Herausbeschleunigen aus Kurven stürmt der Saab wie auf Schienen voran, die Traktion dabei ist geradezu überwältigend.
Der Allradantrieb ist vorerst nur für die 9-3-Topversionen Aero und das auf 2000 Stück limitierte schwarze Sondermodell Turbo X erhältlich. Das System verteilt die reichlich vorhandene Kraft nicht nur achsweise, sondern auch zwischen den einzelnen Rädern: Ein elektronisches Sperrdifferenzial leitet bis zu 80 Prozent der Antriebsenergie an eines der Hinterräder. Sensoren liefern dazu wichtige Informationen über Geschwindigkeit, Querbeschleunigung, Gierrate und Lenkwinkel. Vorbei sind also die Zeiten, als frontgetriebene Turbo-Saabs mit durchdrehenden Gummis schwarze Striche auf den Asphalt malten.
Der im Leerlauf böse brabbelnde Motor hätte durchaus das Zeug dazu – er ist ein Turbo von altem Schrot und Korn: Unterhalb von 2000 Touren reagiert er zögerlich auf Gasbefehle, darüber geht er dann aber mit fast brachialer Gewalt ab. Oberhalb von 5500 /min agiert der Saab aber wieder verhaltener. Die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h wird deshalb erst nach einigem Anlauf erreicht. Wer auf kurvigen Landstraßen fleißig schaltet, kommt aber voll auf seine Kosten. Das Eigenlenkverhalten ist neutral, Richtungswechsel setzt der Saab blitzschnell und stabil um. Für diesen Spaß gönnte sich das Triebwerk des SportCombi im Test 12,1 Liter Super – das ist angesichts der Fahrleistungen vertretbar.
Gerade auf längeren Strecken zeigen sich aber auch die nicht so guten Seiten des sehr stark gedämpften Sportfahrwerkes. Jede noch so kleine Querrinne einer durchschnittlichen, kaputtgesparten deutschen Autobahn schlägt voll auf die Insassen durch. Da muss man schon hart im Nehmen sein. Sicher haben auch die optionalen 19-Zöller des Testwagens diese Komfortdefizite verstärkt.
Potenzial für Verbesserungen gibt es auch bei der schwammigen Lenkung und der leicht hakeligen Schaltung mit ihren relativ langen Wegen. Saab-Fans wissen, dass Schaltungen noch nie zu den Stärken der Marke gehörten – auch wenn das jetzige, mit Opel-Sperre vor dem Rückwärtsgang, von der Konzernmutter General Motors beigesteuert wurde.
Der relativ knapp bemessene Innenraum des SportCombis hält nicht ganz das, was das sportliche Exterieur verspricht. Der Fahrersessel ist zu klein, die Sitzposition etwas zu hoch. Einige kleine Applikationen in schicker Karbon-Optik können nicht über das schwarze Hartplastik des Armaturenbretts hinwegtrösten. Die Verarbeitungsqualität der eingesetzten Kunststoffteile und die Passgenauigkeit des Dachhimmels lassen außerdem zu wünschen übrig. Bei einem Grundpreis von 47900 Euro darf man mehr erwarten.
Andererseits war es auch noch nie ein preiswertes Vergnügen, Saab zu fahren. Schließlich beruft sich die Marke auf die Nähe zum Flugzeugbau. Doch die Verbindungen zu den schwedischen Kampfjets und Passagierflugzeugen endete 1990 mit dem Einstieg von General Motors bei der Autosparte. Es haben halt doch nicht alle Traditionen überlebt.
Fazit
Mit dem Turbo X und seinem famosen Allradantrieb können die traditionellen Traktionsprobleme sportlicher Saabs ad acta gelegt werden. Im Test preschte der SportCombi fast wie auf Schienen voran. Der Motor ist zwar kein Wunder an Ausgewogenheit, macht aber viel Spaß. Der Verbrauch ist den Fahrleistungen angemessen. Das serienmäßige Sportfahrwerk ist allerdings sehr unkomfortabel und hart. Auch die Gestaltung des Innenraumes und die Verarbeitungsqualität kann man sich gefälliger vorstellen.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | V6, 4-Ventiler |
Hubraum | 2792 |
Leistung kW/PS 1/Min | 206/280 5500 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 400 2150 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 6 Gang manuell |
Antrieb | Allradantrieb |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbelüftete Scheiben h: innenbelüftete Scheiben |
Bereifung | v: 235/40 ZR 19 h: 235/40 ZR 19 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1790 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 6.9 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 250 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | 12.1l/100km (Super) |
EU-Verbrauch | 11l/100km (Super) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |