Sport-Unterricht: RX-8, 350 Z und Brera 3.2 JTS Q4 im Vergleichstest Sport-Unterricht
Markante Sportcoupés mit ausgeprägter Formgebung und leistungsstarken Triebwerken eröffnen die Aussicht auf Fortbewegung der besonders reizvollen Art. Als Neuling in dieser Sportlergilde muss sich der Alfa Brera 3.2 gegen den auf 301 PS erstarkten Nissan 350 Z und den außergewöhnlichen Mazda RX-8 beweisen
Sportlichen Coupés haftet der Makel an, dass sie unpraktisch seien und vor allem teuer. Das Unpraktische lässt sich, wenn man mit mehr als zwei Personen verreisen will, nicht von der Hand weisen. Entweder sind die hinteren Sitze äußerst klein dimensioniert oder gar nicht vorhanden. Beim Preis stimmt das Vorurteil indes nicht unbedingt. Bestes Beispiel ist der 231 PS starke Mazda RX-8, der lediglich 32300 Euro kostet und zudem noch vier Türen besitzt - quasi ein Schnäppchen in diesem Segment. Auch der Nissan mit jetzt 301 Pferdestärken überzeugt mit seinem Anschaffungspreis von 36400 Euro. Herausgefordert werden die beiden Japaner vom Alfa Romeo Brera 3.2 JTS Q4. 260 PS und Allradantrieb bieten beste Voraussetzungen, um im direkten Vergleich in diesem Trio einen Spitzenplatz zu erzielen. Warum Alfa bei der Preispolitik, 39800 Euro kostet der Italiener, allerdings die vorherrschenden Vorbehalte gegenüber Coupés untermauert, ist ein Geheimnis der Italiener. Ob sich diese Preispolitik auch in Vorteilen niederschlägt, zeigt dieser Vergleich. Alle drei Coupés sorgen für reine Emotionen und werden nicht aus rationalen Gründen gekauft. Doch es ist interessant, die wahren Stärken und Schwächen zu erkennen.
Karosserie
Der Brera ist zweifellos ein echter Hingucker. Die praktischen Tugenden des Italieners sind aber mäßig. Wegen der sehr niedrigen Innenhöhe und dem minimalen Knieraum im Fond herrscht auf allen vier Plätzen drangvolle Enge. Dafür transportiert der Beau aus Mailand das meiste Gepäck und verfügt über die höchste Variabilität. Wegen seiner gewagten Linienführung darf sich auch der RX-8 zu den Nonkonformisten zählen. Allerdings profitiert er von seiner viertürigen Konstruktion und dem langen Radstand. Selbst zu Viert kann man ohne Verrenkungen verreisen. Ferner wartet der Mazda mit der sorgsamsten Verarbeitung auf. Im 350 Z trüben billig wirkende Kunststoffe das ansonsten tadellose Finish. Der klassisch proportionierte Sportler verzichtet ganz auf Rücksitze. Dafür genießen Fahrer und Beifahrer im Nissan die größte Bewegungsfreiheit.
Karosserie | Max. Punkte | Mazda RX-8 | Nissan 350Z | Alfa Romeo Brera 3.2 JTS Q4 |
---|---|---|---|---|
Raumangebot vorn | 100 | 53 | 59 | 51 |
Raumangebot hinten | 100 | 30 | 15 | |
Übersichtlichkeit | 70 | 45 | 55 | 43 |
Bedienung/ Funktion | 100 | 68 | 79 | 72 |
Kofferraumvolumen | 100 | 34 | 27 | 35 |
Variabilität | 100 | 10 | 5 | 20 |
Zuladung/ Anhängelast | 80 | 26 | 5 | 16 |
Sicherheit | 150 | 95 | 80 | 94 |
Qualität/ Verarbeitung | 200 | 172 | 160 | 168 |
Kapitelbewertung | 1000 | 533 | 470 | 514 |
Fahrkomfort
Mit den bequemsten Sitzen und einer adäquaten Federung tritt der 350 Z den Beweis an, dass ein rassiger Sportwagen nicht zwingend knüppelhart abgestimmt sein muss. Ähnlich überzeugend wirkt der Mazda, der aufgrund seiner reisetauglichen Rücksitze sogar noch ein paar Punkte mehr verbucht. Sowohl der Sitzkomfort als auch die Fahrwerksabstimmung des Alfa fallen dagegen enttäuschend aus. Im Fond können höchsten Kinder kauern. Auf dem Fahrersitz stören das nach links versetzte Lenkrad sowie die zu hohe Sitzposition. Die Federung wirkt selbst auf glatten Autobahnen unnötig stößig, und der mitunter dröhnige Klang des neuen V6-Motors aus dem General-Motors-Baukasten nervt.
Fahrkomfort | Max. Punkte | Mazda RX-8 | Nissan 350Z | Alfa Romeo Brera 3.2 JTS Q4 |
---|---|---|---|---|
Sitzkomfort vorn | 150 | 85 | 100 | 82 |
Sitzkomfort hinten | 100 | 46 | 25 | |
Ergonomie | 150 | 112 | 105 | 103 |
Innengeräusche | 50 | 10 | 7 | 18 |
Geräuscheindruck | 100 | 68 | 72 | 62 |
Klimatisierung | 50 | 30 | 31 | 32 |
Federung leer | 200 | 95 | 100 | 85 |
Federung beladen | 200 | 90 | 100 | 89 |
Kapitelbewertung | 1000 | 536 | 515 | 496 |
Motor und Getriebe
Doch nicht nur die Soundcharakteristik des Brera-Antriebs bleibt hinter den hohen Erwartungen zurück. Der neue V6 hängt einfach nicht so bissig am Gas, wie man es von den Alfa-Sechszylindern bislang gewohnt war. Im Kern stammt der neue Antrieb von der australischen GM-Tochter Holden und wird auch bei Saab und Opel eingesetzt. Doch trotz diverser Modifikationen und markentypischer Abstimmung fehlt dem Motor jenes ungestüme Temperament, das man von einem Alfa erwartet. Der V6 wirkt oft angestrengt und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit erst nach langem Anlauf. Schuld daran ist die zu lange Übersetzung des fünften und sechsten Gangs. Ein Lob verdient indes die knackige Schaltung. Dass der 3,2-Liter sich als der durstigste Motor im Test erweist, kostet ihn weitere Punkte. Das exotische Wankel-Triebwerk des Mazda RX-8 benötigt zwar mehr Drehzahlen, um seine Leistung zu entfalten, doch in Anbetracht seiner vergleichsweise bescheidenen 231 PS hält der quirlige Kreiskolbenmotor mehr als wacker mit. Der sägende Klang ist typisch für die Bauart und tritt nie unangenehm in den Vordergrund. Der heiser tönende V6 des Nissan schöpft neuerdings üppige 301 PS aus 3,5 Litern Hubraum. Entsprechend klar entscheidet der Z die Sprintwertung für sich. Seine Schaltung operiert mit extrem kurzen Wegen, und die Abstufung aller sechs Gänge passt perfekt zum bulligen Drehmomentverlauf. Die Gänge fünf und sechs wollen jedoch mit Konzentration eingelegt werden, weil sich das Räderwerk des Nissan in dieser Schaltebene nur hakelig sortieren lässt.
Motor und Getriebe | Max. Punkte | Mazda RX-8 | Nissan 350Z | Alfa Romeo Brera 3.2 JTS Q4 |
---|---|---|---|---|
Beschleunigung | 150 | 169 | 176 | 167 |
Elastizität | 100 | |||
Höchstgeschwindigkeit | 150 | 105 | 120 | 110 |
Getriebeabstufung | 100 | 84 | 82 | 83 |
Kraftentfaltung | 50 | 29 | 39 | 36 |
Laufkultur | 100 | 84 | 78 | 80 |
Verbrauch | 325 | 92 | 106 | 87 |
Reichweite | 25 | 11 | 20 | 13 |
Kapitelbewertung | 1000 | 574 | 621 | 576 |
Fahrdynamik
Heck- oder Allradantrieb: Welches Antriebskonzept eignet sich am besten für eine sportliche Fahrweise? Während die beiden Japaner auf den klassischen Hinterradantrieb setzen, wollen die Italiener mit dem Brera 3.2 Q4 zeigen, wozu ein moderner Allradantrieb mit Torsen-Differenzial fähig ist. Traktion ist dank Allradantrieb natürlich kein Problem. Selbst mit ausgeschaltetem ESP dreht keines der Räder beim zügigen Anfahren durch. Bei der wilden Hatz über den Handling-Parcours werden aber schnell die Grenzen der italienischen Fahrdynamik aufgezeigt. Die Lenkung arbeitet derart indirekt und gefühllos, dass ein Durchfahren von Kurven mit einem einzigen Lenkradeinschlag kaum möglich ist. Der Fahrer muss permanent Korrekturen am Volant vornehmen. Dazu gesellt sich eine so deutliche Tendenz zum Untersteuern, dass der Brera nur durch kontrollierten Gasentzug wieder auf den richtigen Kurs gebracht werden kann. Aber Vorsicht: Rutscht der Fuß zu schnell vom Gaspedal, quittiert der Italiener dies mit heftigem Ausbrechen des Hecks. Nur wer im richtigen Moment wieder auf dem Gas steht, kann einen Dreher vermeiden. Schnelle Richtungswechsel wie beim Slalom mag der Brera folgerichtig gar nicht. Einerseits bricht das Heck bei den aufeinanderfolgenden Lastwechseln kräftig aus, andererseits kommt der Fahrer wegen der großen Lenkwinkel nicht mit den Richtungskorrekturen nach. Wer das ESP eingeschaltet lässt, bewegt sich zwar auf der sicheren Seite, wird allerdings so früh eingebremst, dass der Begriff Fahrdynamik wirklich nicht angebracht ist. Wie es geht, zeigt der 350 Z. Er klebt förmlich auf dem Asphalt, neigt grundsätzlich zum leichten Untersteuern und verändert diese Tendenz erst bei heftigstem Gaseinsatz in übersteuern. Dies geschieht aber so sanft, dass es für den Piloten keinerlei Gefahr birgt. Im Gegenteil: Wer sich darauf erst einmal eingestellt hat, kann auf abgesperrten Straßen jede Menge Fahrvergnügen genießen. Unterstützt wird diese Fahrweise von einer direkt agierenden Lenkung, die jeden Befehl sofort in Richtungsänderungen umsetzt. Und selbst mit eingeschaltetem ESP geht es zügig voran, da die elektronischen Helfer vergleichsweise sanft einsetzen. Ähnliches gilt auch für den Mazda, der fast noch neutraler als der Nissan agiert, allerdings nicht so viel Grip an der Hinterachse aufbaut, obwohl auch der RX-8 über ein Sperrdifferenzial verfügt. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn in einer leichten Biegung gebremst werden muss. In solchen Situationen offenbart der Mazda eine deutliche Tendenz zum Schlingern. Und dann wird auch die Lenkung, die anfangs sehr direkt agiert, zum Problem, weil der Fahrer geneigt ist, zu stark einzulenken. Großes Plus: Der RX-8 ermöglicht die kürzesten Bremswege.
Fahrdynamik | Max. Punkte | Mazda RX-8 | Nissan 350Z | Alfa Romeo Brera 3.2 JTS Q4 |
---|---|---|---|---|
Handling | 150 | 123 | 132 | 112 |
Slalom | 100 | 68 | 69 | 44 |
Lenkung | 100 | 79 | 89 | 63 |
Geradeauslauf | 50 | 35 | 48 | 41 |
Bremsdosierung | 30 | 20 | 21 | 17 |
Bremsweg kalt | 150 | 131 | 126 | 108 |
Bremsweg warm | 150 | 132 | 131 | 115 |
Traktion | 100 | 45 | 46 | 80 |
Fahrsicherheit | 150 | 100 | 115 | 89 |
Wendekreis | 20 | 11 | 11 | 13 |
Kapitelbewertung | 1000 | 744 | 788 | 682 |
Umwelt und Kosten
Wie nicht anders zu erwarten war, entscheidet der Mazda das Kapitel Umwelt und Kosten für sich. Sein niedriger Anschaffungspreis sowie der daraus resultierende geringste Wertverlust bringen wichtige Punkte. Ebenso überzeugt er bei den Werkstattkosten und der Steuer (nach Gewicht wegen des Wankelmotors). Wer sich für den Alfa entscheidet, spart gegenüber dem Nissan jährlich rund 800 Euro an Versicherungskosten. Hunderte von Euro gehen davon aber wieder verloren, weil der Italiener den höchsten und der Nissan den niedrigsten Verbrauch hat. Deutlich an Boden verliert der Brera wegen seines hohen Anschaffungspreises. Mit den besten Emissionswerten zeigt der Nissan, dass gute Fahrleistungen nicht auf Kosten der Umwelt erkauft werden müssen. Einigkeit herrscht bei allen drei Kontrahenten in Sachen AZ-Normausstattung. Bis auf den Metallic-Lack, der je nach Hersteller zwischen 540 und 590 Euro Aufpreis kostet, befinden sich alle weiteren geforderten Features serienmäßig an Bord der drei Coupés. Insofern relativieren sich die Anschaffungspreise noch einmal.
Kosten/Umwelt | Max. Punkte | Mazda RX-8 | Nissan 350Z | Alfa Romeo Brera 3.2 JTS Q4 |
---|---|---|---|---|
Bewerteter Preis | 675 | 336 | 325 | 315 |
Wertverlust | 50 | 55 | 48 | 40 |
Ausstattung | 25 | 49 | 49 | 49 |
Multimedia | 50 | |||
Garantie/Gewährleistung | 50 | 33 | 33 | 17 |
Werkstattkosten | 20 | 41 | 38 | 38 |
Steuer | 10 | 45 | 34 | 36 |
Versicherung | 40 | 31 | 25 | 33 |
Kraftstoff | 55 | 18 | 20 | 17 |
Emissionswerte | 25 | 75 | 79 | 73 |
Kapitelbewertung | 1000 | 683 | 651 | 618 |
Fazit
Der neue Alfa Brera mit seiner tollen Optik enttäuscht in Sachen Fahrdynamik. Die schlechtesten Bremswerte, eine gefühllose Lenkung mit großen Lenkwinkeln und ein unruhiges Fahrverhalten auf dem Handlingkurs lassen die echten Sportgene vermissen. Dazu kommen die höchsten Kosten und der größte Spritkonsum. Mit dem Mazda RX-8 gewinnt das Coupé den Vergleich, das die beste Balance zwischen Kosten, Nutzen und Sportlichkeit bietet. Bei den Kapiteln Karosserie und Fahrkomfort gibt er ganz klar die Richtung an, und auch bei den Kosten kann er sich durchsetzen. Der Stärkste im Feld, der Nissan, überzeugt mit ausgezeichneten Fahrleistungen und einer Fahrdynamik, die ihn zum echten Sportler macht. Mehr Sportwagen für weniger Geld gibt es zur Zeit nirgendwo. Dafür passen aber auch nur zwei Leute in den 350 Z.
Gesamtbewertung
Max. Punkte | Mazda RX-8 | Nissan 350Z | Alfa Romeo Brera 3.2 JTS Q4 | |
---|---|---|---|---|
Summe | 5000 | 3070 | 3045 | 2886 |
Platzierung | 1 | 2 | 3 |