VW Ecoracer (2005): Retro-Testfahrt
Ein Flitzer in Sputnik-Orange
Für die Retro-Testfahrt begeben wir uns ins gut gefüllte AUTO ZEITUNG-Archiv: Hier finden wir Fahrberichte faszinierender Autos. Dieses Mal: die Studie VW Ecoracer von 2005.
Schauen Sie nur, die klare, einzigartige Brillanz. Diese Farbe wurde eigens für den VW Ecoracer gemacht und heißt Sputnik-Orange. Cesar Muntada, seines Zeichens Designer in der Forschungsabteilung von VW, muss es wissen. Die glänzenden Kinderaugen des gebürtigen Spaniers folgen ausschließlich dem kleinen, flachen Projektil, das auf dem Rennkurs im französischen Pau Arnos unentwegt seine Runden dreht. Doch nicht nur die aufwändige, exklusive Lackierung im gleißenden Sonnenlicht sorgt bei ihm für Faszination, sondern auch die knackig-kraftvolle Form. Schließlich stammt der breite, mit extrem kurzen Überhängen schier auf dem Asphalt kauernde Ecoracer aus seiner Feder. Mehr als nur Farbton und Formgebung sind einzigartig. Denn der voll funktionstüchtige Versuchsträger ist mit Technologien gespickt, die sich wie die Rezeptur eines reinrassigen Sportwagens liest.
Innerhalb von nur gut einem Jahr stellte ein kleines Forschungsteam rund um Markus Lienkamp und Thomas Gänsike einen kleinen Mittelmotor-Sportwagen auf die Räder. Der VW Ecoracer dient als Ideenträger, als zukunftsweisende Synthese aus Sportlichkeit und extrem geringem Verbrauch. Seine Karosserie besteht aus ultraleichtem Kohlefaserwerkstoff und wiegt nur 850 Kilogramm. Dank modularem Aufbau ist er äußerst wandlungsfähig. So lässt sich das dreigeteilte Dach mittels weniger Handgriffe entfernen und hinter den Sitzen verstauen. Wird zudem die aerodynamisch gestaltete Heckhutze abgebaut, verändert sich das zweisitzige Coupé in einen Roadster. In der dritten Stufe zeigt sich der VW Ecoracer als puristischer Speedster, wenn das Windschutzscheiben-Element gegen eine flache Scheibe ausgetauscht wird. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Retro-Testfahrt mit dem VW Ecoracer (2005)
Während die Doppelquerlenker-Vorderachse aus Aluminium eine komplette Neuentwicklung ist, entschied man sich hinten für die Vierlenkerachse des Golf in abgewandelter Form. Die Bremsen stammen inklusive der elektrischen Parkbremse aus dem Passat. Außergewöhnlich dagegen: der Antrieb. Kein hochdrehender Benziner, sondern ein 1,5-Liter-Turbodiesel mit variabler Turbinengeometrie werkelt im Heck. Ursprünglich ein 1,6-Liter-Ottomotor, der eigens für den Ecoracer umgerüstet wurde. Der 136 PS (100 kW) leistende TDI verfügt an Stelle von regulärer VW-Pumpe-Düse-, über eine Common-Rail-Einspritzung zugunsten geringerer Schadstoffe, sodass die geplanten Euro-5-Abgaswerte erfüllen werden können. Als Verbrauch gibt VW bescheidene 3,4 Liter an. Ob der 250 Newtonmeter starke Selbstzünder die Serienreife erlangt, bleibt offen. Fest steht, dass VW ab 2007 generell auf Common-Rail-Diesel umsteigen will.
Selbst als geschlossenes Coupé gelingt der Einstieg in den VW Ecoracer einfach. Sobald sich die Türen öffnen, gleitet der jeweilige Dachflügel hilfreich nach oben. Mit in Klarlack beschichteter Kohlefaser und zentralem Kombiinstrument setzt sich der Minimalismus innen weiter fort. Mittels Fingerabdruck auf den Wählhebel des automatisierten DSG-Getriebes wechselt man vom herkömmlichen in den Race-Modus, der ein spontaneres Ansprechverhalten von Motor und Getriebe bewirkt. Doch bereits die Grundeinstellung bietet, bis auf das ungewohnte Nageln im Heck, kompromisslosen Fahrspaß. Wie am Gummiband beschleunigt er selbst aus dem Drehzahlkeller kraftvoll heraus, wenn es sein muss bis zu 230 km/h. Schnell und nahezu ohne Zugkraftunterbrechung agiert die DSG-Schaltung. Überhaupt fährt sich der sportlich straffe VW Ecoracer sehr handlich und agil. Und dank elektromechanischer Servolenkung mit sportlich gewählter Kennlinie folgt er messerscharf dem Kurs. Noch ist der EcoRacer ein handgefertigtes, teures Unikat, aber als künftiger Minimal-Roadster in Stahlausführung denkbar. Vor allem in Sputnik-Orange.
Von Guido Borck
Technische Daten
AUTO ZEITUNG 2005 | VW Ecoracer |
Technische Daten | |
Motor | 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang-Doppelkupplung; Frontantrieb |
Leistung | 100 kW/136 PS |
Max. Drehmoment | 250 Nm |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 3770/1740/1210 mm |
Leergewicht | 850 kg |
Kofferraumvolumen | k.A. |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 6,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 230 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 3,4 l D |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | k.A. |
Marktstart | k.A. |