VW Golf 1.2 TSI/1.6 TDI: Vergleichstest Kann der TSI-Golf den TDI schlagen?
Ein ganzes Segment ist nach dem Golf benannt, weil er dort schon seit Langem die Zulassungsstatistik dominiert. Ein Vergleich mit kleinen Motoren aus dem Benziner- und Dieselangebot.
Ein Auto für Individualisten ist der VW Golf nicht – zu glatt, zu perfekt, zu stark auf die breite Masse ausgerichtet. Andererseits: Mit dem Wolfsburger macht man nichts falsch, denn er ist praktisch, ergonomisch, komfortabel, übersichtlich, gut verarbeitet und modern ausgestattet. Obendrein deckt er mit fünf Karosserie-, 15 Motor- und zwei Getriebe-Versionen sowie Vorder- und Allradantrieb fast alles ab, was das Autofahrerherz begehrt. Doch welcher ist der richtige Golf? Und vor allem: Mit welchem Motor fährt er besonders günstig? Um diese Frage zu beantworten, haben wir den Viertürer (900 Euro Aufpreis) mit zwei alltagstauglichen Vierzylindern getestet – 1.2 TSI und 1.6 TDI, jeweils 110 PS stark. Anschnallen im Benziner-Golf, Motorstart, der Vierventiler läuft leise, beinahe frei von Vibrationen und so unauffällig, dass manchmal allein die Drezahlnadel Zeuge vom Zylindertanz in den vier Brennräumen ist. Bereits ab 1400 Touren liegen die maximal möglichen und für den fast 1,3 Tonnen leichten Golf völlig ausreichenden 175 Newtonmeter Drehmoment an. Erst ab 4000 Kurbelwellenumdrehungen ebbt die Durchzugskraft langsam ab. In 10,3 Sekunden sprintet der TSI-Golf aus dem Stand auf Tempo 100 und mit etwas Anlauf weiter bis 195 km/h, wobei die sechs Gänge des manuellen Getriebes selbst bei schnellen Schaltvorgängen sauber einrasten. Da hakelt nichts.
Fakten zum Wolfsburger VW Golf (Video):
VW Golf im Test: Benziner bietet dem Diesel die Stirn
Lediglich fünf Gänge bietet der VW Golf 1.6 TDI mit dem 110-PS-Diesel, was jedoch kein Nachteil ist. Im Gegenteil: Der Selbstzünder agiert elastischer – wegen des 250-Newtonmeter-Turbodiesel-Drehmonents. Beim Verbrauchstest spielt er ebenfalls seinen Effizienz-Vorteil aus. 4,9 Liter genügen dem TDI-Golf für 100 km Strecke trotz rund 100 Kilogramm mehr Ballast im Vergleich zum TSI, was bei einem Tankvolumen von 50 Litern eine maximale Reichweite von knapp über 1000 Kilometern ergibt. Außerdem sind bei zügiger Fahrweise die Verbrauchs-Ausschläge nach oben weniger stark als beim Turbo-Benziner. Der genehmigt sich unter Volllast gern ein paar Liter extra. Entscheidender Komfortnachteil des 1.6-Diesels ist hingegen sein rauer Lauf – nicht nur nach dem Kaltstart. Er wirkt beim Anfahren und Beschleunigen immer etwas knurrig und angestrengt. Ebenso wenn man ihn fordert, etwa auf der Überholspur der Autobahn. Dagegen kommt auch die gute Golf-Geräuschdämmung nicht an. An dieser Stelle und im Stadtverkehr gefällt der Benziner besser. Auf der Kostenseite fährt der VW Golf 1.2 TSI zunächst deutlich günstiger: Rund 2500 Euro spart man laut Preisliste beim Kauf, außerdem sind pro Jahr fast 100 Euro weniger Steuern fällig, und sein Wertverlust ist kleiner. Der TDI kontert mit günstigeren Wartungs- und Versicherungskosten sowie seinen entscheidenden Argumenten: geringerer Verbrauch, niedrigerer Kraftstoffpreis. Dennoch rechnet sich der Golf mit 110-PS-Diesel erst nach etwa 13.000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr. Wer den Wolfsburger also nur für Kurzstrecken und Gelegenheitsfahrten nutzt, sollte den TSI kaufen.
Technische Daten (Tabelle)
Technische Daten | VW Golf 1.2 TSI BMT | VW Golf 1.6 TDI BMT |
Zylinder/Ventile p.Z. | R4/4; Turbo | R4/4; Turbodiesel |
Nockenwellenantrieb | Zahnriemen | Zahnriemen |
Hubraum | 1197 cm³ | 1598 cm³ |
Leistung bei | 81 kW/110 PS 4600–5600 /min | 81 kW/110 PS 3200–4000 /min |
Max. Drehmoment bei | 175 Nm 1400–4000 /min | 250 Nm 1500–3000 /min |
Getriebe | 6-Gang, manuell | 5-Gang, manuell |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
Leergewicht (Test) | 1255 kg | 1354 kg |
Zuladung | 475 kg | 446 kg |
0-100 km/h | 10,3 s | 10,9 s |
60-100 km/h | 11,0 s (5. Gang) | 8,6 s (4. Gang) |
80-120 km/h | 14,7 s (6. Gang) | 13,1 s (5. Gang) |
Höchstgeschw. | 195 km/h | 195 km/h |
100-0 km/h kalt/warm | 33,5 / 33,7 m | 33,8 / 33,3 m |
Standgeräusch | 37 dB(A) | 48 dB(A) |
Innen bei 50 km/h | 57 dB(A) (3. Gang) | 57 dB(A) (3. Gang) |
Innen bei 100 km/h | 63 dB(A) (6. Gang) | 64 dB(A) (5. Gang) |
Innen bei 130 km/h | 67 dB(A) (6. Gang) | 68 dB(A) (5. Gang) |
Testverbrauch | 6,8 l S/100 km | 4,9 l D/100 km |
Reichweite | 735 km | 1020 km |
Grundpreis | 20.500 Euro | 23.050 Euro |
Kosten/Kilometer* | 50 / 33 Cent* | 52 / 31 Cent* |
*) für vier Jahre und eine Gesamtfahrleistung von 40.000 / 80.000 km;
berechnet mit Super 1,35€/Liter und Diesel 1,10€/Liter
Sparfüchsen gibt der 1.6 TDI an der Tankstelle das bessere Gefühl: Der Literpreis ist unschlagbar günstig, der Verbrauch niedrig, die Reichweite groß. Allerdings ist der Grundpreis des Selbstzünders hoch, ebenso sein Wertverlust. Wer also besonderen Wert auf einen akustisch zurückhaltenden Motorlauf legt und pro Jahr nicht viele Kilometer zurücklegt, der dürfte mit dem 1.2 TSI mehr Freude haben. Ruhiger Lauf, volles Drehmoment über ein breites Drehzahlband, günstigerer Einstiegspreis: Unsere Wahl im Benziner-Diesel-Vergleich ist der VW Golf mit der kleinen 1.2 TSI-Maschine.