1981 und 1982 bestritt Ford die Deutsche Rallye-Meisterschaft mit einem viertürigen Taunus aus südafrikanischer Produktion. Nach 30 Jahren erlebte der V6 sein Comeback.
Es war der ehemalige Ford-Rennleiter Lothar Pinske, der das Projekt "Ford Taunus 3.0 V6" zur Saison 1981 ins Rollen brachte: Wieso eigentlich nicht mal die Deutsche Rallye-Meisterschaft mit einem echten Exoten bestreiten? Nur: Wer in Zusammenhang mit Ford da bei automobiler Exotik an extravagante Geräte wie etwa die Zweisitzer-Flunder GT70 dachte, lag völlig falsch. Der RS 200 musste noch fünf Jahre warten; der Escort hatte nichts Exotisches und zählte ohnehin schon zum alten Eisen. Und der gute, alte Capri gehörte konzept- und imagemäßig, sorry, einfach auf die Rundstrecke. Pinske war clever genug, die Produktpalette des Konzerns genau zu studieren: In Südafrika lief der Ford Cortina vom Band – in unseren Breiten auch als Ford Taunus bekannt. Völlig unspektakulär also. Allerdings: In Südafrika schlug serienmäßig ein V-Sechszylinder-Herz unter der Haube – mit immerhin drei Liter Hubraum. Und damit erfüllte die biedere Familienkutsche als Ford Taunus 3.0 V6 ruckzuck die Definition eines exotischen Autos – zumindest hierzulande. "Für den TÜV-Beamten damals war das Auto ein echter Schock", erzählt Wolfgang Sander. Der ehemalige Ford-Pressesprecher, selbst seit jeher ein Könner am Volant, betreute unlängst die Wieder-Inbetriebnahme des Ford Taunus 3.0 V6: "Der Motor musste nur mehrfach mit Spülöl gereinigt werden." Gleiches galt für die Elektrik: Oxidationen an den Stecksicherungen hatten plötzlich das Starten vereitelt. Neue Fernscheinwerfer zählten ebenso zum simplen Renovierungsprozess des Ford Taunus 3.0 V6 wie eine neue Batterie und neue Sechspunkt-Gurte. Über 30 Jahre lang blieb der weiße Panzer, Ford Taunus 3.0 V6, nahezu unangetastet. "Jahrelang stand das Auto nur im Weg herum. Selbst für 500 Mark wollte es niemand haben", erklärt Sander die langen Standzeiten. Später gelangte das Gerät nach Süddeutschland, wurde mehrfach an- und abgemeldet und kam nur vereinzelt zum Rallye-Einsatz.
Ford Taunus 3.0 V6: Rallye-Comback nach über 30 Jahren
Vor über zehn Jahren landete der Ford Taunus 3.0 V6 schließlich wieder bei seinem ursprünglichen Chauffeur Michael Werner. Der Oberpfälzer, der dank seines Talents das Prädikat "Ford-Werksfahrer" trug, hatte es im Wettbewerb früher mit deutschen Granden à la Walter Röhrl oder Harald Demuth zu tun. Als der Südafrika-Import 1981 erstmals über deutsche Rallye-Startrampen rollte, war er für die Gruppe II-Kategorie homologiert. Trotz aller Serienmäßigkeit blieb dem Ford Taunus 3.0 V6 die Einteilung für die seriennahe Gruppe I-Klasse verwehrt – wegen zu geringer Stückzahl, mit welcher der Viertürer in Deutschland unterwegs war. Dabei entsprach der Dreiliter-Taunus weitgehend dem Serienmodell. Abgesehen von üblichen Features wie Überrollkäfig, versteifter Karosse und Sportfahrwerk weist der Ford Taunus 3.0 V6 einen größeren Kühler, ein Sperrdifferenzial mit 70 Prozent Sperrwirkung sowie härtere Gangräder im Seriengetriebe auf. Doch bereits Ende 1982 war die Zeit für den Rallye-Taunus vorbei: Mit dem Sierra kam ein neues Volumenmodell, das für sportlichen Ruhm in Köln sorgen sollte. Nun hatte der rustikale V6-Rentner ein sportliches Comeback: Beim Eifel Rallye Festival rund um Daun driftete Michael Werner mit dem Ford Taunus 3.0 V6 wie einst vor 34 Jahren.