Maserati GranCabrio MC: Reisereportage in Italien O sole mio!
Frühling in den Cinque Terre. Anisduft zwischen Sonne und Meer. Ein Maserati GranCabrio MC schmettert seinen Heldentenor in die Terrassen Liguriens: Italienische Oper!
Porto Venere träumt vom Sommer. Das kleine Fischerstädtchen an der ligurischen Küste duckt sich unter einem kalten Regenguss, in den Bars am Hafen wartet man bei Café und Zigarette geduldig darauf, dass der wirbelnde Südwestwind die Wolkendecke wieder für eine halbe Stunde aufreißt. Schließlich macht sich der romantische Flecken bei La Spezia gerade frisch für die Sommer-Saison. Es wird geflickt und geputzt, umgebaut und gestrichen, kalfatert und trockengelegt. Mit dem Wind über der Riviera wird allerdings ein ganz unerwarteter Gast auf den Platz am Hafen geblasen: Singender V8-Sound, gepfeilte LED-Augen, gefräßiges Kühlermaul samt Dreizack, irritierend changierender Perlmuttweiß-Lack – ein Maserati GranCabrio MC knurrt da langsam aufs Kopfsteinpflaster vor der Kirche. Großes Drama, die Zuschauer warten gespannt.
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Mit dem Maserati GranCabrio am Meer in Italien
Der Regen trommelt aufs straff gespannte Stoffverdeck, eine Minute lang lassen wir dem letzten Gruß des Winters eine Chance – dann drücken wir entschlossen auf den Knopf fürs elektrische Verdeck: Das hier ist Italien, hier gehorchen doch selbst Wind und Wetter den Belle Macchine! Und tatsächlich: Während das Stoffdach in einer fließenden Bewegung graziös nach oben schwingt, dann elegant in sich zusammensinkt und mit – gefühltem – Trommelwirbel, zirpenden Geigen und dem Näseln einer Oboe im Heck zur Ruhe kommt, hört der Regen auf. Erboste Wolken schlingern hektisch über den Himmel, auf einmal blinken himmelblaue Lecks im immer löchriger werdenden Grau der Regendecke – dann blinzeln alle in die Sonne. Brandender Applaus auf dem Platz, das Maserati GranCabrio nimmt die Huldigungen mit heiserem Fauchen entgegen.
Geschmeidig kurvt das viersitzige Drama-Cabriolet nun über die Küstenstraße in Richtung Norden. Die Sonne zieht mit, fällt wärmend auf dampfende Fassaden, lässt Zitronen signalgelb leuchten, saugt Feuchtigkeit aus den üppigen Gärten und schubst die eben noch bei klammen zehn Grad dümpelnden Quecksilbersäulen der Thermometer über die magische 18-Grad-Grenze. Kurz vor dem Gewühl der italienischen Hafenstadt La Spezia, an der haushohen Mauer des Marine-Hafenbeckens, nehmen wir eine 90-Grad-Abzweigung, dann fegt der Maserati ins Küstengebirge hinauf. Die SP 370 schwingt unter Oliven und Pinien dahin, Baumwurzeln haben den sowieso schon pickligen, zerfurchten Straßenbelag zu einer Buckelpiste modelliert. Aber das Fahrwerk unseres GranCabrio nimmt die Strecke mit Bravour: Schnelle Reflexe lassen das Fast-Fünf-Meter-Cabrio die ärgsten Asphaltaufbrüche hellwach umkurven, den Rest schluckt das adaptive Skyhook-Fahrwerk erstaunlich willig. Das soll die motorsportlich angehauchte MC-Variante sein? MC wie Maserati Corse? Wir sind angenehm überrascht: Vom MC Stradale-Coupé scheinen die Ingenieure aus Bologna nur die aggressive Optik und heiße Deko übernommen zu haben. Das Fahrwerk hingegen blieb – wie es sich für ein Cabriolet gehört – kompromissfreudig. Eine hervorragende Entscheidung!
Wenige Kilometer, aber intensiv: Hier zählt alles doppelt
Mit sommerlicher Laune stürmt das GranCabrio jetzt in den Tunnel zum Meer, dumpf und tief wabert der samtige Sound des 4,7-Liter-V8 die Tunnelwände entlang, beim Nachlegen per Gaspedal mischt sich eine kernige Komponente harter Obertöne dazu. Kurz vor dem Licht am Ende entdecken wir die Sport-Taste auf dem Armaturenträger: War da nicht was mit schaltbarer Auspuffanlage? Bevor der Maserati aus dem Tunnel schießt, legen wir noch den Schalter des motorischen Soundtracks um: Aus weich wird hart krähend, aus zurückhaltend musikalisch wird aggressiv mechanisch. Innerhalb einer Sekunde von Ivan Rebroff auf Luciano Pavarotti – und das exakt in einem Moment, in dem das GranCabrio hoch oben über dem Meer ins Freie fliegt. Ein magischer Augenblick: Letzte Wolkenschlieren segeln gemächlich an der Küstenlinie entlang, tief unter uns brandet das Mittelmeer gegen die Felsen der steil abfallenden Küste, dazu durchglüht die Sonne diese gigantische Natur-Freilichtbühne mit den schwindelerregend steilen Weinbau-Terrassen. Gänsehaut. La Traviata-Chöre, Orchester mit allen Instrumenten, fortissimo. Inspiriert bis in die letzte Schraube eifert der Maserati nun dahin, sein hochdrehender V8 peitscht beißend vorwärts. Die Sechs-Stufen-Automatik schnappt stakkatoartig durch die Gänge, beim Herunterschalten wird mit brandendem Zwischengas angerichtet, danach scharf und heiß serviert. Fahren all’arrabbiata, Kilometer um Kilometer.
Das Cabrio schnarrt durch Groppo, Volastra – dann verlieren wir das Meer aus dem Blick. Die Straße hat sich bereits zu hoch hinaufgeschraubt, teilweise faucht der Maserati durch tiefliegende Wolken, die mit feucht-klammen Fingern ins Cockpit greifen. Der Maserati gehört zu den gefühlsintensiven 100 Prozent-Cabrios, jener Gattung, die Fahrtwind und Elemente nicht einfach aerodynamisch aussperrt. Deshalb ist die mysteriöse Kühle des Grats in den Wolken auch so fassbar: Feinste Tropfen auf der Haut, jede Temperaturveränderung in den Härchen auf den Armen spürbar, dazu dieses holzige, satte, fruchtbare Aroma der Cinque Terre in der Nase. Irgendwer muss sich in einer Weinberghütte gerade an einem Holzfeuer wärmen. Wilder Anis duftet sagenhaft.
Als dann das Sträßchen nach Corniglia links abgeht, beinahe ins Bodenlose sackt, haben wir uns an den Zauber der Höhe gewöhnt. Jetzt geht es aber zurück ans Meer, hinunter in den Sommer. Ein schmales Asphaltband zuckt entlang der Trockenmauern durch Weinberge und Wildnis in die Tiefe. Das GranCabrio ist längst wieder vom Sport- auf den Normalmodus gestellt, die wunderbar leichtgängige und doch präzise Lenkung hilft, das große Cabriolet mit spielerischer Lust durch die Kehren zu dirigieren. Guttural perlt das Schnauben des V8 durch die Stille. Dann liegt das Dorf vor uns, eines von den Cinque Terre. Bunte Häuser auf einer Klippe. Ein verwunschener, herrlicher Platz am Ende der Welt.