Nissan Micra Micra C+C 1.6 Sunny Boy
Den Sunny haben wir schon fast vergessen, dabei stünde sein Name dem Micra C+C besser als jedem Nissan zuvor. Der quirlige Winzling mit dem praktischen Klappdach ist ein echter Aufreißer - nicht nur für den Sommer
Eckdaten | |
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PS-kW | 110 PS (81 kW) |
Antrieb | Frontantrieb, 5 Gang manuell |
0-100 km/h | 10.7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h |
Preis | 17.690,00€ |
An alle von Frostbeulen und Winterdepressionen gebeutelte Menschen: Haltet durch bis zu den nächsten, wirklich wärmenden Sonnenstrahlen, denn es lohnt sich. Bis dahin kann man sich zum Beispiel mit Gedanken an den neuen Nissan Micra C+C erwärmen, mit dem man vielleicht die Open-Air-Saison 2006 eröffnen möchte. Ganz Ungeduldige dürfen sich auch schon mal ein Exemplar zulegen, schließlich ist der keck dreinschauende Winzling bereits auf dem Markt. Und dank seines festen Stahl/Glasklappdachs trotzt er auch Winter-Wetter mit Eis und Schnee. Wegen der großflächigen Verglasung gelangt selbst an trüben Tagen viel Licht ins Innere und lässt den Innenraum freundlicher erscheinen. Der ähnelt in seiner Gestaltung größtenteils dem des geschlossenen Micra - mit kleinen, weiß unterlegten Rundinstrumenten sowie ab Ausstattung Premium serienmäßiger Klimaanlage und Radio/CD. Seine Abstammung vom Kleinwagen kann der C+C allerdings nicht verleugnen. Für Sitzriesen und massige Zeitgenossen ist er ganz klar das falsche Auto. Die einen stoßen sich am flach geneigten, weit nach hinten gezogenen Frontscheibenrahmen den Kopf, die anderen finden auf den knapp bemessenen Sitzen nur wenig Halt. Zudem mangelt es dem Nissan an einer axialen Verstellmöglichkeit der Lenkrads, sodass auch zierlichere Fahrer mitunter keine optimale Sitzposition finden. Eine ausgiebige Sitzprobe ist also Pflicht, bevor man oder Frau dem Charme des kleinen Sunnyboys verfällt. Für die Sitzprobe hinten dagegen reicht allein die Sichtprobe. Bereits auf den ersten Blick ist erkennbar, dass auf dem spärlichen Bänkchen bestenfalls Teddybär und Barbie gescheit unterzubringen sind. Kinder, Kindersitze oder gar Erwachsene bleiben wegen akuten Platzmangels außen vor. Als zweites Gepäckabteil sind die beiden Alibi-Sitze aber willkommen. Bei geöffnetem Dach bleiben zwar immerhin von beachtlichen 457 Liter Kofferraum noch 255 Liter übrig, jedoch ist der Gepäckraum unter dem geparkten Klappdach nur schwer zugänglich. Die Handhabung des Dachs selbst gelingt dafür denkbar einfach: Ist das Rollo im Gepäckraum eingehakt, genügt ein Druck auf den Schalter zwischen den beiden Vordersitzen, und die publikumswirksame, 22-sekündige Eröffnungsshow beginnt: Ohne fummeliges Entriegeln fahren die Seitenscheiben ein Stück nach unten, und summende Hydraulikzylinder heben das Dach ab, um es zusammen mit der Heckscheibe unter dem nach hinten klappenden Kofferraumdeckel verschwinden zu lassen. Das vollautomatische Öffnen und Schließen des Dachs funktioniert völlig reibungslos, selbst wenn man dies - wie im Test - mehrfach hintereinander wiederholt. Für die Konstruktion und Fertigung der Dachkonstruktion holte sich Nissan den fachkundigen Partner Karmann aus Osnabrück direkt ins Haus. Statt die Dachkassette in Niedersachsen zu bauen, hat sich Karmann zu diesem Zweck direkt am Micra-Produktionsstandort im britischen Sunderland angesiedelt. Vorteil: Die von Karmann dort produzierten stählernen Rahmenelemente werden zusammen mit der Karosserie montiert und lackiert. Erst danach werden die Glaselemente eingepasst. So sind Farbunterschiede zwischen Dach und Blechkleid ausgeschlossen. Einen ähnlich soliden Eindruck wie die Dachmechanik hinterlässt auch das gesamte Auto. In geschlossenem Zustand fallen die Abroll- und Windgeräusche zwar etwas lauter aus als beim Standard-Micra, die Karosseriesteifigkeit liegt aber auf höherem Niveau als zum Beispiel beim bis dato sehr erfolgreichen Hauptkonkurrenten Peugeot 206 CC. Erst wenn das Dach geöffnet ist, geht beim Überfahren von Bodenwellen und Querfugen ein leichtes Zittern durch die Karosserie. Gröbere Erschütterungen und starke Aufbaubewegungen können die recht sensibel ansprechende Federung und die relativ straffe Dämpfung wirksam verhindern. Für Komfort ist also gesorgt, und dies betrifft auch die Windverhältnisse im Innenraum. Fährt man die Seitenscheiben hoch, bleiben die beiden Passagiere zumindest bei Landstraßentempo von schweren Sturmböen verschont. Sein quirliges Wesen verdankt der Micra C+C auch der Topmotorisierung in Gestalt der 1,6-Liter-Maschine mit 110 PS. Zwar geht der Vierzylinder nicht ganz so beherzt zur Sache wie im wesentlich leichteren Micra 160 SR, für spontane Sprinteinlagen ist der drehfreudige, leicht bauende Alu-Vierzylinder aber jederzeit zu haben. Das funktioniert am besten im Zusammenspiel mit dem präzise schaltbaren Fünfgang-Getriebe, das stets die passenden Drehzahlanschlüsse liefert. Als Gegenleistung nimmt der Micra C+C im gemischten Testbetrieb acht Liter Super pro 100 Kilometer, was angesichts des Leergewichts von 1200 Kilogramm recht sparsam ist. Nach Übergewicht fühlt sich der kleine Nissan aber nicht an. Flink lässt sich der Frischluftzwerg um die Ecken treiben und bleibt dabei stets fahrsicher. Hat sich der Fahrer mit dem gewählten Kurventempo etwas verschätzt, schiebt der Micra leicht über die Vorderräder nach außen. Zudem sorgt das serienmäßige, fein regelnde ESP im Ernstfall für die nötige Kurskorrektur. Würde die elektro-mechanisch unterstützte Servolenkung etwas mehr Fahrbahnkontakt vermitteln, wäre der Micra in puncto Fahrdynamik eine runde Sache, denn auch die Bremsen zeigen sich mit Bremswegen um die 37 Meter aus Tempo 100 von ihrer bissigen Seite. Für konkurrenzfähige 17690 Euro bekommt man also ein wandlungsfähiges, spritziges Auto, das zudem gut ausgestattet ist. Die getestete Premium-Version mit Radio/CD, Alu-Felgen, Sitzheizung und Klimaautomatik gibt es für 20590 Euro, während der Basis-C+C mit 88 PS bereits für 16590 Euro zu haben ist. Da bleibt sogar noch was übrig für die Reise in den Süden, wahlweise mit oder ohne Dach.
Fazit
Da Peugeot mit dem 206 CC und Opel mit dem Tigra den Markt für kleine Coupé-Cabrios bisher allein unter sich aufteilten, wurde es höchste Zeit für den Micra C+C. Mit seiner soliden Bauweise, der problemlos bedienbaren Dachkonstruktion und seinem agilen, fahrsicheren Charakter ist der Nissan eine empfehlenswerte Alternative. Auch wenn man oder Frau sich Hals über Kopf in den kleinen Sunnyboy verliebt, sollte vor der Entscheidung für eine feste Bindung die Probefahrt stehen. Denn für sehr große Staturen ist der relativ knapp geschnittene Micra C+C nicht geeignet. Und die beiden hinteren Sitze sind als solche nicht zu gebrauchen.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | R4 |
Hubraum | 1598 |
Leistung kW/PS 1/Min | 81/110 6000 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 153 4400 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 5 Gang manuell |
Antrieb | Frontantrieb |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbel. Scheiben h: Trommel |
Bereifung | v: 185/50 R 16 h: 185/50 R 16 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1150 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 10.7 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 190 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | 8l/100km (Super) |
EU-Verbrauch | 6.7l/100km (Super) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |