Neuer Sono Motors Sion (2023): Erste Testfahrt
Das Solarauto im Fahr-Check
Erste Testfahrt im neuen Sono Motors Sion (2023): Mit diesem Solarauto will ein Münchner Start-up den E-Markt von unten aufrollen!
Laurin Hahn und Jona Christians haben ihre Münchner Firma Sono Motors vor fünf Jahren nicht in erste Linie gegründet, um mit dem neuen Sono Motors Sion (2023) möglichst viele Autos zu verkaufen. Nein, das Ziel ist, in einer möglichst großen Gemeinschaft möglichst viel CO2 zu sparen. Dafür adressiert das Start-up die zwei größten Probleme, die den Siegeszug der Elektromobilität noch immer ausbremsen: "Die Autos sind überdimensioniert und zu teuer, und zu wenige Menschen haben die Möglichkeit, einen Stromer zu Hause zu laden", sagt Hahn. Wenn der Sion Anfang 2023 in den Handel kommt, kostet er nach aktueller Planung mit seinen 25.500 Euro (Stand: Juni 2021) rund 20 Prozent weniger als etwa ein elektrischer Corsa – obwohl er mit knapp 4,50 Metern eine Klasse darüber angesiedelt ist und überraschend bequemen Platz für fünf Personen sowie genügend Raum für stolze 650 Liter Gepäck bietet. In Fahrt bringt ihn ein E-Motor von bescheidenen 120 kW, dem die Elektronik bei 140 km/h den Saft abdreht. Zwar wirkt der Prototyp bei unserer ersten Testfahrt schon relativ reif, bietet einen soliden Fahrkomfort und ist mit seiner hohen Sitzposition und seinem kleinen Wendekreis ein ebenso handliches wie übersichtliches Stadtauto, doch Fahrfreude vermag nicht aufzukommen. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern allein das Ankommen – für Hahn und Christians ist der neue Sono Motors Sion (2023) eher Lastenträger als Lustobjekt.
Der BMW i4 (2021) im Video:
Erste Testfahrt im neuen Sono Motors Sion (2023)
Ein weiterer Beitrag zur Kostensenkung ist die Batterie: Obwohl sich Vorbesteller:innen erfolgreich einen größeren Akku gewünscht haben, stecken im Bauch des neuen Sono Motors Sion (2023) nur Zellen mit einer Kapazität von 54 kWh. Sie sind nach kaum mehr als 300 Kilometern leer. Da kommt der Corsa-E weiter. Auch beim Wettrüsten mit Extras und Optionen macht Sion Motors nicht mit. Um die auf knapp 50.000 Autos im Jahr ausgelegte Produktion im ehemaligen Saab-Werk im schwedischen Trollhättan einfach, die Zahl der Varianten klein und die Kosten niedrig zu halten, gibt es den Sion ausschließlich in Schwarz und nur in einer Ausstattung. Obwohl das Cockpit aus vielen Teilen etablierter Großserienhersteller zusammengekauft scheint, macht das Elektroauto bei der Prototyp-Testfahrt trotzdem etwas her. Das liegt vor allem an einem Detail, auf das Entwicklungschef Markus Volmer besonders stolz ist und schon im allerersten Prototypen verbaut war: Quer durchs Armaturenbrett läuft eine beleuchtete Vitrine, hinter der Sion Motors Moos aus Island drapiert hat. Das illustriert nicht nur die grüne Gesinnung der Mannschaft, es reinigt auch die Luft im Fahrzeuginnern. Der wahre Clou des neuen Sono Motors Sion (2023) und zugleich die Antwort auf die Frage nach der privaten Ladesäule steckt aber in der kantigen Kunststoffkarosse des unscheinbaren Prototyps. An den Flanken, auf den Hauben und im Dach sind rund 250 Solarzellen eingelassen. Mit jeder Sekunde unter freiem Himmel laden sie den Akku und bauen minütlich Reichweite auf: "Pro Tag schafft die Fotovoltaik bis zu 35 und im Schnitt 16 Kilometer", sagt Geschäftsführer Thomas Hausch: "Im Jahr sind das fast 6000 Kilometer. Und zwar nicht in Spanien oder auf Sizilien, sondern in einer Stadt wie München." Angesichts einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von weniger als 15.000 Kilometern kann die Sonne so auch in unseren Breiten tatsächlich einen nennenswerten Anteil der Energie liefern, sind die Macher:innen überzeugt, und so die fehlende Ladeinfrastruktur zumindest im Ansatz auffangen.
Neuer Sono Motors Sion (2023): Solarzellen erhöhen die Reichweite
Mit einem Elektroauto, das jeder bezahlen und auch Laden kann, ist es für die beiden Gründer von Sion Motors aber nicht getan. Mit ihrem Gemeinsinn wollen beiden obendrein die Anzahl der Fahrten und zugleich den unnötigen Stillstand minimieren. Deshalb haben sie zum neuen Sono Motors Sion (2023) eine App entwickelt, die Mitfahrgelegenheiten vermittelt und das Elektroauto für das private Carsharing öffnet. Doch selbst wenn es steht, leistet es seinen Beitrag zum Klimaschutz: Der Sion ist eines der wenigen Elektroautos mit einem bidirektional gepolten Akku. Der kann – von der Sono Motors-App gesteuert – seinen Strom an externe Geräte abgeben. Während Entwicklungschef Volmer an der Feinabstimmung arbeitet, mit den Designer:innen an der finalen Form feilt und sich Gedanken macht, wer in Island ausreichend Flechten für den dekorativen Filter liefert, ringen Hahn und Christians ums Geld und heben ihr Start-up von einer Hürde über die nächste. Zwar haben viele der 13.000 solventen Vorbesteller:innen statt der geforderten 500 im Schnitt 3000 Euro angezahlt, doch nach einem finanziellen Auf und Ab und so mancher Finanzierungsrunde haben sie gelernt: Ohne Moos ist auch mit dem neuen Sono Motors Sion (2023) nichts los.