Neue Mercedes A-Klasse 2012: Erste Ausfahrt im Mercedes A 250 Sport Mercedes ganz anders
Der Stern funkelt angriffslustig wie nie, ab September soll die A-Klasse Audi A3 und BMW 1er schlagen – mit einem Einstiegspreis von unter 24.000 Euro. Eine exklusive Ausfahrt mit dem neuen Baby-Benz
Es war im Dezember 1982, als bei Mercedes Unerhörtes vor sich ging. Der Baby-Benz war da. Baby-Benz? Der Ordnung halber sei gesagt, dass es natürlich der 190er Mercedes war – intern W 201 genannt –, der unter größtmöglicher Anteilnahme der Autowelt zu den Händlern rollte. Die Verniedlichungsform verdanken wir den Amis. Vor 30 Jahren begann in vielen Haushalten das große Rechnen. Plötzlich war da ein Mercedes, den man sich unter Aufbietung sämtlicher Ersparnisse eventuell würde leisten können: 2,0 Liter Hubraum, 90 PS, je ein Stern vorn und hinten für 25.538 Mark. Es war eine Zeit, in der ein abschließbarer Handschuhfachdeckel 29,38 Mark extra kostete und die Zentralverriegelung 1932,30 Mark. Die Autowelt ist heute eine andere, und doch scheint es, als könne ein Kleiner mit Stern wieder ein ganz großes Ding werden. Zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten gibt es einen Markenbenjamin, der nicht nur Baby ist, sondern auch ernsthaft Benz. Schon das betont dynamische Äußere darf als unverhohlene Kampfansage an die in dieser Klasse bislang von Mercedes unbedrängten Konkurrenten Audi A3 und BMW 1er verstanden werden.
Die spannende Frage: Kann das neue Volumenmodell auf der Straße halten, was die knackige Form verspricht? Vorweg: Die dritte Generation macht Schluss mit der Hochsitzposition, den gedrungenen Proportionen und dem hoppeligen Fahrverhalten ihrer Vorgänger. Durch die vergleichsweise sportliche Sitzposition und die relativ hohe Gürtellinie fühlt sich der Fahrer sehr viel besser ins Auto integriert als bisher. Gut gelöst ist die Konturierung der vorderen, als Integralsitze ausgeführten Sportsessel (Extra), deren Flanken ordentlichen Seitenhalt bieten, ohne beim Einstieg übertrieben sperrig zu sein. In beiden Sitzreihen steht genügend Kopf- und Beinraum zur Verfügung. Nur wirklich Großgewachsene müssen beim Entern der Rückbank den Kopf einziehen. Weiter vorn beweisen die sauber in Gruppen zusammengefassten Tasten der Audio- und Klimaanlage und der griffgünstig auf der Mittelkonsole platzierte Drehknopf für Entertainment, Kommunikation sowie Navigation das bereits von der B-Klasse bekannte hohe Maß an Bedienfreundlichkeit.
SO FÄHRT DIE NEUE A-KLASSE
Die erste Ausfahrt mit dem Mercedes A 250 Sport – der bis zum Debüt des rund 350 PS kräftigen AMG-Topmodells stärksten Darreichungsform – rund ums Entwicklungszentrum Sindelfingen beweist: Wie schon die B-Klasse, der SLK und der jüngst erneuerte ML zuvor, verstärkt auch die neue A-Klasse den Mercedes-Trend zu gesteigerter Fahrdynamik. In dem von einem großen Mercedes-Zentralstern verzierten Bug arbeitet ein neuer, 211 PS starker 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo – wie alle künftigen AKlasse-Benziner ein Direkteinspritzer.
Schon knapp über der Leerlaufdrehzahl geht das relativ kompakte, quer zur Fahrtrichtung installierte Kraftpaket so druckvoll zur Sache, dass es Fahrer und Copiloten in die Sitze presst. Obgleich der Antrieb über die Vorderräder erfolgt – die 4Matic-Versionen kommen erst später –, zeigt das griffige, am unteren Rand abgeflachte Lenkrad keine Antriebseinflüsse. Die optionale elektro-mechanische Direktlenkung setzt Richtungsbefehle schnell, präzise und mit nur kleinen Lenkwinkeln um.Einen durchweg guten Eindruck vermittelt die im Mercedes A 250 Sport dem Namen entsprechend ausgelegte Doppelkupplungsautomatik 7G-DCT, die mit fein dosierten Zwischengasstößen auch akustische Akzente setzt und durch längeres Halten der Gänge schnellere Gasannahme und spontanes Wiederbeschleunigen, etwa nach Kurven, ermöglicht. Die zweiflutige Abgasanlage des Vorabmodells untermalt spontane Zwischenspurts mit einem sonoren, aber durchweg gesitteten Sound. Wer es richtig deftig und kompromissloser liebt, muss auf den hochaufgeladenen „echten“ AMG warten.
Lästige Windgeräusche sind bei Daimlers kompaktem Offensivmodell kein Thema, und auch die Federung bleibt trotz 18-Zoll-Alu-Räder (Reifen: 235/40 R 18) und Sportfahrwerk auf der engagierten, aber angenehmen Seite. Alle A-Klassen verfügen ab Werk über eine radargestützte Kollisionswarnung samt adaptivem Bremsassistenten, die Auffahrunfälle vermeiden soll. Doch auch im Normalfall packt die rundum mit Scheiben bestückte Bremsanlage entschlossen zu, so wie von der B-Klasse gewohnt.
ABMESSUNGEN UND AUSSTATTUNGEN
Obgleich unser A 250 Sport noch aus der Vorserie stammt, gab die fünftürige Karosserie selbst auf Bodenwellen und Schlaglöchern keinen Mucks von sich. Abmessungen im Vergleich zum Vorgänger: Die neue Mercedes A-Klasse ist 4292 Millimeter lang (plus 412 mm), 1760 Millimeter breit (plus 20 mm) und 1590 Millimeter hoch (minus 157 mm). Über der Basisversion rangieren die Ausstattungslinien Urban, Style und AMG Sport. Zur Markteinführung im September stehen die Motorvarianten A 180 CDI (109 PS), A 200 CDI (136 PS) und A 220 CDI (170 PS) sowie die Benziner A 180 (115 PS), A 200 (156 PS) und A 250 (211 PS) zur Wahl.
Erstes Fazit: Mercedes hat den Sonderweg verlassen und die A-Klasse gründlich neu erfunden. Der kleine Mercedes ist ein knackig gezeichnetes, sehr fahraktives und dennoch komfortables Auto geworden. Die Anfassqualität und auch die Passgenauigkeit der verbauten Materialien überzeugen bereits in der Vorserie. Für Audi und BMW heißt das: Vorsicht, starker Gegenverkehr aus Stuttgart.
Stefan Miete
AUTO ZEITUNG