Mercedes S 63 AMG (2010): Retro-Test
S 63 AMG, ein gewichtiger Bodybuilder
Für den Retro-Test begeben wir uns ins gut gefüllte AUTO ZEITUNG-Archiv: Hier finden wir Tests faszinierender Autos. Dieses Mal: den Mercedes S 63 AMG von 2010.
Nein, dieser Mercedes macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Knapp spannt sich das schwarze Blech über die ausladenden 20-Zöller, so wie ein passend geschnittenes Armani-Jackett über Bodybuilder-Muskeln. Bremsscheiben im Pizzaformat blinzeln hinter den riesigen Rädern hervor. Ein angedeuteter Diffusor und vier eckige Endrohre zeigen, dass hier kein S 350 Bluetech steht. Und spätestens der Heckdeckel beseitigt jegliche Zweifel: Mercedes S 63 AMG. S 63 steht seit neuestem nicht mehr für den bärigen Saug-V8 mit 525 PS (386 kW). Im aktuellen Modell sorgt der Basismotor des S 500, angereichert mit zwei Turboladern, für Musik unter der Haube: 5461 cm³, 544 PS (400 kW), 800 Nm. S 55 müsste er also heißen, oder wenn man den früher üblichen Turbo-Faktor 1,4 mit einrechnet, S 77 AMG. Das hätte auch was. Der Motor hat natürlich, wie es bei Mercedes Sitte ist, einen internen Kurznamen. M 157 heißt das Triebwerk, Benzin-Direkteinspritzung, Nockenwellenverstellung, Generator-Management und Start-Stopp-System sind nur einige seiner Hightech-Features. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der Mercedes-AMG S 63 S E-Performance (2023) im Fahrbericht (Video):
Retro-Test mit dem Mercedes S 63 AMG
Die Kraftübertragung zu den Hinterrädern übernimmt das bereits aus anderen AMG-Modellen bekannte Speedshift-Getriebe, eine Siebenstufen-Automatikbox mit nasser Mehrscheibenkupplung. Weniger Emissionen, geringerer Kraftstoffverbrauch bei gleichzeitig verbesserten Fahrleistungen vermeldet AMG. Nicht zuviel versprochen, wie die Messfahrten und der Vergleich mit dem ein Jahr zuvor gemessenen Vorgänger zeigen. Wobei der getestete Mercedes S 63 AMG mit dem aufpreispflichtigen AMG-Performance-Package ausgestattet war (571PS, 900 Nm, 300 km/h). 13,1 l Super Plus auf 100 km auf der AUTO ZEITUNG-Normrunde sind für eine 2,3-t-Limousine mit fast 600 PS ein ordentlicher Wert. Der schwächere Vorgänger kam auf 15,2 l. Dabei muss man keine großen Opfer bringen, um den Durchschnittsverbrauch unter der Zwölf-Liter-Grenze zu halten. Mit etwas zurückhaltendem Gastfuß und dem Verzicht auf Vollgasexzesse bei freier Autobahn pendelt sich der Konsum irgendwo zwischen Norm- und Testverbrauch ein.
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Zu den Schnellen im Lande zählt man auch so. Ganz anders sieht es aus, wenn man das Fahrpedal auf die Fußmatte heftet: Dann ist der Mercedes S 63 AMG in 4,5 s 100 km/h (Werksangabe: 4,4 s) schnell und passiert nach 13,7 s die 200er-Marke. Das sind Supersportwagen-Werte. Zum Vergleich: Der gewiss nicht schwächliche Vorgänger brauchte bis 200 fast drei Sekunden länger, eine andere Welt. Bei 300 km/h ist Schluss. Und das nur gegen Aufpreis: Die Freischaltung inklusive Fahrertraining ist im 9401 Euro teuren Performance-Package enthalten. Wer auf die zusätzlichen PS und Newtonmeter verzichten kann, erhält die 300 km/h auch im AMG Driver Package für 3213 Euro. Doch der AMG-Express geht nicht nur geradeaus bestialisch gut. Dank ABC-Fahrwerk und Torque Vectoring-Bremse biegt er zudem sehr hurtig um die Ecken. Hurtiger jedenfalls als man es einem so gewichtigen Bodybuilder zutraut.
Technische Daten
AUTO ZEITUNG 2010 | Mercedes S 63 AMG |
Technische Daten | |
Motor | 5,5-l-V8 |
Getriebe/Antrieb | 7-Stufen-Automatik/Hinterrad |
Leistung | 544 PS/400 kW (Perf. 571 PS/420 kW) |
Max. Drehmoment | 800 Nm (Perf. 900 Nm) |
Karosserie | |
Außenmaße (L/B/H) | 5096/1871/1485 mm |
Leergewicht | 2308 kg |
Fahrleistungen (Werksangaben) | |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 4,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 300 km/h |
Verbrauch auf 100 km (Werk) | 10,5 l SP |
Kaufinformationen | |
Basispreis (Testwagen) | 160.769 € |
Marktstart | 2010 |