Mercedes C63 AMG im Fahrbericht Mercedes C 63 AMG
Mit der neuen, 457 PS starken AMG-Version der C-Klasse, deutlich kräftiger und wesentlich sportlicher als das Vorgänger-Modell, attackiert Mercedes den Platzhirsch BMW M3 heftiger denn je
Eckdaten | |
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PS-kW | 457 PS (336 kW) |
Antrieb | Hinterrad, 7 Gang Automatik |
0-100 km/h | 4.5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Preis | 67.700,00€ |
Wer baut die sportlichste Limousine? Dieses ewige Duell zwischen München und Stuttgart geht spätestens Anfang 2008 in eine neue Runde. Nach dem gerade präsentierten BMW M3 (Seite 24) offeriert Mercedes ab Januar den völlig überarbeiteten C 63 AMG. Und völlig überarbeitet bedeutet, dass die AMG-Verantwortlichen ihrem neuen Sprössling einen gänzlich anderen Charakter gegeben haben als den bisherigen eher komfortorientierten Spitzenmodellen der C-Klasse – Sportlichkeit stand eindeutig im Vordergrund des Entwicklungs-Lastenheftes. Damit blasen die Schwaben zum ultimativen Halali gegen den Konkurrenten aus München. Und ganz im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Meinung, bei den Schwaben würde immer das Sparen im Vordergrund stehen, hat man bei AMG aus dem Vollen geschöpft und die C-Klasse für das Spitzenmodell der Baureihe quasi neu entwickelt.
Ein echter Sportwagen
457 PS aus 6,2 Liter Hubraum und 600 Newtonmeter maximales Drehmoment zeugen schon auf dem Papier von wahrer Urgewalt. Dies belegen auch die angegebenen Fahrleistungen. Den Sprint von null auf 100 km/h soll der 1730 Kilogramm schwere AMG in nur 4,5 Sekunden erledigen. Dies scheint durchaus realistisch zu sein, wie wir bei einer ersten Probefahrt auf der französischen Rennstrecke Paul Ricard feststellen konnten. Auch nach Tempo 100 bricht der Vortrieb der Sportlimousine bis hin zur elektronisch abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h nicht im geringsten ein. Untermalt wird die Beschleunigungsorgie des Mercedes vom typisch dumpfen Hämmern des V8-Zylinders aus den vier Auspuffrohren. Eine Spaßbremse ist allerdings die Begrenzung auf 250 km/h, gegen die man wie vor eine Wand fährt. Eine Aufhebung und die Freigabe bis 300 km/h seien kein Problem, wird uns von AMG versprochen, da die Technik des C 63 von Haus aus für ein solches Tempo ausgelegt sei. Dies glauben wir nach den ersten Fahreindrücken auch bedenkenlos.
Im Gegensatz zum M3 ist der C 63 mit einer Automatik ausgerüstet. Der entsetzte Schrei der echten Sportwagenfans ist jetzt deutlich zu vernehmen. Doch diese weiterentwickelte Siebengangautomatik hat nichts, aber auch gar nichts mit den herkömmlichen Schaltautomaten zu tun. Per Knopfdruck auf der Mittelkonsole kann der Fahrer zwar den Komfortmodus C anwählen, in dem wie gewohnt geschaltet und keine Tasse zum Überschwappen gebracht wird, wenn die nächste Fahrstufe einrastet. Aber man kann ja auch zu S wie Sport wechseln. Jetzt gerät die heile Welt des normalen Automatikfahrers aus den Fugen. Mit um 30 Prozent verkürzten Schaltzeiten und einem automatischen Herunterschalten beim Anbremsen von Kurven zeigt sich das Getriebe von einer völlig anderen Seite. Als würde ein Rennfahrer hinter dem Volant sitzen, gibt die Elektronik gekonnt Zwischengas und verhindert damit ungewünschte Schleppmomente an der angetriebenen Hinterachse, was zu einem nervösen Fahrverhalten führen könnte. Wer will, kann auch noch in den Modus M gehen und die einzelnen Gänge mittels der am Sportlenkrad befindlichen Paddel hoch- oder herunterschalten. Die Zwischengasstöße liefert weiterhin die Elektronik. Der 6,2-Liter-Motor dreht einerseits spielerisch über 7000 Touren, andererseits benötigt er diese Drehzahlen im Grunde gar nicht, weil er sich auf seine 600 Newtonmeter Drehmoment verlassen kann, die bei 5000 Umdrehungen anliegen.
Verändertes Fahrgefühl
Geradeausfahren ist eine Sache, Biegungen in flotter Manier zu meistern eine andere. Aber auch hier hat der C 63 kaum etwas mit seinen schwächeren Brüdern gemein. Er reagiert sehr direkt auf Befehle der Lenkung, die sich dank geänderter Kennlinie auch wesentlich zielgenauer anfühlt. Hauptursachen für dieses veränderte Fahrgefühl sind die neu konstruierte Dreilenker-Vorderachse – sie ist um 35 mm breiter geworden und verfügt über eine wesentlich höhere Steifigkeit – und das neue Sportfahrwerk.
Auch an der Hinterachse gibt es mehr Spur, nämlich zwölf mm, und einen veränderten Sturz. Dies ermöglicht eine Erhöhung der Kurventempi. Verstärkte Antriebswellen und Gelenke runden die Arbeiten an der Hinterachse ab. So ausgerüstet lässt sich der AMG um Kurven zirkeln, dass es eine Freude ist. So viel Fahrspaß hat noch keine C-Klasse bereitet, zumal der Pilot das ESP erstmals gänzlich abschalten und somit sogar driften kann. Tritt er allerdings bei solchen Aktionen auf die Bremse, schalten sich die elektronischen Helferlein automatisch ein und korrigieren die Fahrt, um sich bei stabiler Fahrsituation wieder zu deaktivieren. Wem dies zu gefährlich ist, der kann die ESP-Stufe Sport auswählen, die leichte Drifts, aber ein früheres Eingreifen der Elektronik beinhaltet.
Der neue C 63 AMG ist eine echte Kampfansage an den M3, zumal er vier Türen sowie – auf dem Papier – mehr Leistungspotenzial hat und mit rund 67700 Euro nur 1000 Euro mehr kostet.
Jürgen Schramek
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | V8-Zylinder |
Hubraum | 6208 |
Leistung kW/PS 1/Min | 336/457 6800 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 600 5000 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 7 Gang Automatik |
Antrieb | Hinterrad |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbelüftete und gelochte Scheiben h: innenbelüftete und gelochte Scheiben |
Bereifung | v: 235/40 ZR 18 h: 255/35 ZR 18 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1730 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 4.5 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 250 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | 14.2l/100km (Super Plus) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |