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Geht auch ganz einfach:

Mercedes-AMG GT S 2014: erste Mitfahrt im neuen AMG-Sportcoupé Chefsache

Mitfahrt im 510 PS starken Mercedes-AMG GT S, dem zweiten komplett in Affalterbach entwickelten Sportwagen. Am Steuer: AMG-Boss Tobias Moers. Fahrbericht

„Race-Modus ein, ESP aus, manuelles Schalten“, kommentiert Tobias Moers die letzten Vorbereitungen für ein paar schnelle Runden auf dem Handlingkurs. Wir nehmen auf dem Beifahrersitz des Mercedes-AMG GT S Platz, der extrascharfen 510-PS-Variante des GT (462 PS), der ab 2015 im klassischen Sportwagensegment Jagd auf Porsche 911, Audi R8, Jaguar F-Type und Konsorten machen soll.

 

Mercedes-AMG GT S: Affalterbacher Sportwagen mit 510 PS

Das Coupé ist nach dem SLS zweite „AMG Pure Car“, wie man in Affalterbach sagt, also komplett in Eigenregie entwickelt und gebaut. Das Alu-Chassis wurde vom SLS übernommen, Vorderbau, Hinterachse und die Dachkonstruktion sind dagegen völlig neu konstruiert. „Wir wollen AMG im hart umkämpften, klassischen Sportwagensegment positionieren und dort mit dem GT ein Ausrufezeichen setzen“, erklärt Moers, während er über die Zufahrt der Teststrecke beschleunigt.

Der Vierliter-V8-Biturbo gibt seine Kraft angenehm linear ab – kein Leistungsloch, keine ungestüme Drehmomentexplosion. Und der Klang? Ein Hochgenuss – typisch AMG eben, auch in Schubphasen, wenn den Endrohren mit geöffneten Klappen heftiges Schnalzen und Knallen entfährt. Vor der ersten schnellen Rechtskurve verzögert Moers den mit gelochten und geschlitzten Stahl-Bremsscheiben im 390-Millimeter-Format ausgestatteten Prototypen hart, lenkt ein und dirigiert den GT S unter Zug durch die Biegung.

Mit maximal 650 Newtonmetern Drehmoment drückt das hinter der Vorderachse installierte und lediglich 209 Kilo leichte Kraftpaket in den Antriebsstrang. Traktion und Querbeschleunigung sind phänomenal und stellen mithilfe der Differentialsperre, adaptiver Dämpfer sowie sehr gut haftender Michelin Pilot Super Sport-Reifen die Leistung des größeren SLS in den Schatten.

Als i-Tüpfelchen sollen sogar die noch mal griffigeren, aber weniger alltagstauglichen Pilot Sport Cup 2-Pneus in die Preisliste kommen. Zur gesteigerten Wendigkeit und Dynamik trägt nicht nur der im Vergleich zum Flügeltürer um 50 Millimeter kürzere Radstand bei, sondern auch die laut AMG gesunkene Fahrzeugmasse und die sehr ausgewogene Gewichtsverteilung von 53 Prozent hinten und 47 vorn.

„DER GT WIRD FAHRDYNAMISCH ÜBERRASCHEN“
TOBIAS MOERS, VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG MERCEDES-AMG

Beim Carven durch eine schnelle Linkskurve zieht der AMG-Boss kurz an der rechten Schaltwippe. Sofort schießt das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe den nächsten Gang nach – in ultraschnellen 80 Millisekunden, begleitet von einem kurzen Endrohr-Schnalzer. Die Schaltbefehl-Reaktionszeiten wurden im Vergleich zum SLS Black Series nochmals verkürzt, doch trotz des Sportsgeistes kommt auch das Thema Effizienz nicht zu kurz. Im „Comfort“-Modus wird ausgekuppelt, sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt („Segeln“), und an der Ampel macht der Achtzylinder kurz Pause, um bei Bedarf in Nullkommanix und ohne Rucken wieder anzuspringen.

Moers steuert die Ausfahrt an. So haben wir etwas Zeit, uns im GT S umzuschauen. Insgesamt wurde der Zweisitzer – trotz gesteigerter Dynamik, zum Beispiel durch den Antriebsstrang mit aktiven Lagern (Option) – auch für den Alltag fit gemacht. Das Infotainment-System und die modernen Fahrassistenten stammen von Mercedes-Benz, vier jeweils links und rechts des Mitteltunnels in V-Form angeordnete Bedienelemente für Fahrwerk, Fahrmodi, Getriebe und ESP geben keine Rätsel über ihre Funktion auf.

Unter die Heckklappe passt sogar großes Reisegepäck – auf Wunsch mit einem Trennnetz hinter den Sitzen gesichert. Üppig ist auch die Kopffreiheit für beide Passagiere, trotz des optionalen Glasdachs im Prototypen (Standard: Aluminium). Und die beiden Fächer in der ausladenden Mittelkonsole taugen für mehr als nur Trinkbecher und Kleinkram.

Auffällig gut geraten ist der Federungskomfort des GT S, der ab Werk mit adaptiven Dämpfern ausgerüstet wird. Die Abstimmung des Vorserienfahrzeugs ist zwar satt und sportlich, aber das optisch noch getarnte Coupé wirkt bei der Fahrt über die präparierten Komforttest-Strecken zu keiner Zeit unruhig oder poltrig, sondern verarbeitet Unebenheiten wie schlecht eingepasste Gullideckel oder dicke Teernähte für einen Sportwagen dieses Kalibers ausgesprochen souverän.

Bei unter 100.000 Euro plus Mehrwertsteuer soll der Mercedes-AMG GT starten. Eine Roadster-Variante ist nicht geplant, doch das GT-Konzept „hat auf jeden Fall Potenzial nach oben“, wie Tobias Moers bemerkt – die übliche Black Series-Variante ist also denkbar. Dass etwa ein Jahr nach dem Marktstart eine GT3-Rennversion die Motorsportwelt aufmischen wird, ist schon beschlossene Sache.

Unser Fazit

Extrem dynamisch, gleichzeitig komfortabel wie ein sportliches Mittelklasseauto und obendrein noch alltagstauglich: Das ist der emotionsgeladene Mercedes-AMG GT, die neue Kampfansage an Zuffenhausen.

Paul Englert

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