Der Mercedes 300 SL gehört zu den absoluten Traumautos unter den Classic Cars und ist eins der bekanntesten Modelle, die Mercedes jemals produziert hat. Das Flügeltürer-Coupé kostet heutzutage in gutem Zustand mehr als eine Million Euro.
Der Mercedes 300 SL ist der Blech gewordene Stoff, aus dem die Träume sind. Kleine Jungs schwärmen vom Flügeltürer ebenso wie gestandene Mannsbilder. Warum das so ist, wird auf den ersten Blick klar: Seine Formen sind einfach betörend – der Schwung der Chromstoßstangen, das rundliche Heck, die Buckel auf der Motorhaube. Und natürlich die Flügeltüren selbst. Kaum zu glauben, dass viele der so typischen Details schnöde Notwendigkeit waren: Um den Vorderwagen flach zu halten, wurde der Reihensechszylinder um 50 Grad geneigt eingebaut. Das bedingte die rechte Wölbung in der Haube – die linke folgte der Symmetrie wegen. Die markanten Lanzetten über den Rädern sollen schlicht die Verschmutzung der SL-Flanken reduzieren. Und das Türkonzept wurde notwendig, da der Gitterrohrrahmen bis weit in die Einstiege reicht. "Form follows function" würde man heute sagen, und nie waren diese Form-Funktions-Zwänge schöner als 1954, als der auf den erfolgreichen Rennwagen basierende 300 SL offiziell vorgestellt wurde. Friedrich Geiger war es, dem es als Leiter der Abteilung Stilistik gelang, die technischen Notwendigkeiten in eine sensationelle Linienführung zu integrieren. Dem gebürtigen Österreicher Maximilian Hoffmann wiederum wird die Initialzündung zur Entstehung des Autos zugeschrieben: Als Importeur europäischer Fahrzeuge in den USA sah er im damaligen Mercedes-Rennwagen großes Potenzial. "Win on sunday, sell on monday", das könnte auch für Mercedes gelten. Man erhörte den Ruf in Stuttgart – aus dem Rennwagen mit der optimierten Technik des Mercedes 300 entstand die Straßenversion namens 300 SL. Mehr zum Thema: Die schönsten Flügeltürer von Mercedes
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Mercedes 300 SL: Classic Cars
Nicht umsonst lässt sich das Lenkrad abklappen: Es erleichtert dem:der Fahrer:in das Einfädeln über den breiten Schweller. Mit ein bisschen Übung klappt das schon bald immer besser. Dass insbesondere das Aussteigen schwerfällt, liegt indes weniger an der körperlichen Konstitution als vielmehr am traumhaft schönen Interieur: Man will einfach nicht hinaus! Die Bedienelemente hat Mercedes mit viel Chrom über das gesamte Cockpit verteilt. Schwarzes Leder rahmt das Szenario hinter dem riesigen Bakelit-Lenkrad ein. Der Sechszylinder unter der Haube will gemächlich warmgefahren werden, und das braucht bei 14 Litern Motoröl seine Zeit. Über den zierlich wirkenden Schalthebel wird der erste Gang eingelegt: Singend lässt das Getriebe die Hinterachse rotieren, um mit steigender Drehzahl vom böllernden Klang des Motors übertönt zu werden. Für ein 60 Jahre altes Auto lassen sich die Gänge überraschend leicht und präzise einlegen. Trotz des Leichtbaus wirkt der 300 SL nicht wie ein flinkes Wiesel. Der:die Fahrer:in muss mit dem Auto arbeiten, baut eine nahezu innige Verbindung zu ihm auf. Und genau das ist es, womit der 300 SL begeistert. Die souveräne Kraftentfaltung macht offensichtlich, warum die Rennwagen der frühen 50er-Jahre gerade bei Langstreckenrennen so erfolgreich waren: Völlig unaufgeregt stellt der Motor sein Drehmoment zur Verfügung. Maximal 274 Newtonmeter liegen bereits bei 4600/min an. Aber schnöde Zahlen können die Begeisterung nicht ausdrücken, die der Flügeltürer entfacht – auf dem Parkplatz ebenso wie auf dem Fahrersitz.
Technische Daten des Mercedes 300 SL
Technische Daten | Mercedes 300 SL |
Motor | R6 |
Hubraum | 2996 ccm |
Leistung | 215 PS |
Max. Drehmoment | 274 Nm |
Gebtriebe | Viergang, manuell |
Antrieb | Hinterrad |
L/B/H in mm | 4520/1790/1300 |
Leergewicht | 1295 kg |
0-100 km/h | 10,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 260 km/h |
Verbrauch | 9,5 l/100 km |
Bauzeit | 1954-1957 |
Stückzahl | 1400 |
Preis (1954) | 29.000 Mark |