Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II (W201): Der geflügelte DTM-Renner
So fährt sich der polarisierendste 190er
Der Mercedes 190er Evo II polarisiert seit seinem Erscheinen. Viele verehren ihn, andere sehen im Heckspoiler schlicht den Griff zum Wegwerfen. Als Homologationsmodell für die DTM wurde er 500 Mal gebaut und ist mittlerweile ein begehrtes Spekulationsobjekt.
Spöttelnde Kommentare erntete er 1990 gleich bei seinem Debüt: Der Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II habe einen Griff zum Wegwerfen, hieß es. Die konservative Mercedes-Klientel war schon vom ersten 16V und vom Evo I gebeutelt, und jetzt setzte man tatsächlich noch eins drauf? Verkam der biedere Baby-Benz zum schwülstigen Spoilermonster? Der Zweck heiligte die Mittel: Der 190 Evo II war das Homologationsmodell für die DTM – und da fuhr er der Konkurrenz schon bald um die Ohren. Tourenwagen-Fans wird es bis heute warm ums Herz, wenn sie an Kurt Thiims sympathischen Akzent denken, an die von den Inboard-Kameras eingefangene Mimik des Roland Asch, an den charismatischen Klaus Ludwig oder die bisher einzige weibliche DTM-Siegerin, Ellen Lohr. Spektakuläre Bilder laufen im Kopfkino ab, wenn man den Mercedes Evo II betrachtet.
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Beeindruckend waren auch die Werte, mit denen der stärkste Vertreter der W201-Baureihe damals begeisterte. 235 PS (173 kW) leistete der 2,5 l große Vierzylinder, maximal 245 Nm lagen bei 5000/min an. 17-Zoll-Räder waren damals eine echte Ansage, und doch wirken sie überraschend winzig in den wuchtigen Radhäusern. Wer einmal 190er gefahren ist, findet sich auch im Evo II schnell zurecht. Sportsitze und Zusatzinstrumente erinnern an die Potenz des Autos, der Rest ist vertraut. Immerhin: Der Blick auf den Schaltknauf verrät, in welchem der 500 Exemplare man gerade sitzt und erinnert daran, dass der erste Gang hier – ganz sportlich – links unten liegt.
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Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II (W201) überraschend leise und komfortabel
Der Motor klingt unauffällig, ein martialisches Brüllen hätte vielleicht besser zur Optik gepasst. Doch das spricht für die Souveränität eines Mercedes: Er hat es nicht nötig, über Gebühr laut zu werden. 7,1 s gab die Marke für den Spurt von null auf 100 km/h an. Man hat den Eindruck, mit kürzeren Schaltwegen wäre auch eine 6er-Zeit möglich – der hakelige, lange Übergang von der ersten in die zweite Schaltstufe wirkt alles andere als sportlich. Schnell wird klar: Der Motor des Mercedes 190 Evo II will bei Laune gehalten werden, erst bei hohen Drehzahlen entfaltet er seine Leistung. Das mag ein Tribut an die sportlichen Sprinterqualitäten sein. Das Fahrwerk wiederum zeigt sich eher Mercedes-typisch komfortabel als kompromisslos straff. Das wurde schon 1990 in ersten Tests bemängelt: Der agilere BMW M3 (E30) zog dem 190 E 2.5-16 in Sachen Fahrverhalten auf und davon.
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Mit seinen vier Türen taugt der Mercedes theoretisch für die ganze Familie, während Vati oder Mutti auf dem Fahrersitz über die eingeschränkte Sicht nach hinten schmunzelt. Denn genauso typisch wie der riesige Heckflügel war für den 190 Evo II der Heckscheibenspoiler, der wie die üppige Frontschürze zum Aerodynamik-Paket gehörte. Anfangs belächelt, heute begehrt: Mittlerweile finden sich in der Szene einige Nachbauten des markanten Looks. Die Originale hingegen sind ihren zahmeren Brüdern preislich weit enteilt. Schon zu "Lebzeiten" schien der Evo II mit einem Einstandspreis von über 100.000 Mark fernab von Gut und Böse. Heute wird der beflügelte 190 gerne als Spekulationsobjekt gehandelt – dabei macht er auf der Straße zweifellos viel mehr Spaß als in der Garage.
Technische Daten des Mercedes 190 2.5-16 E Evo II (W201)
Classic Cars | Mercedes 190 2.5-16 Evo II (W201) |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4 |
Hubraum | 2463 cm³ |
Leistung | 173 kW/235 PS 7200/min |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 245 Nm 5000-6000/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4543/1720/1342 mm |
Leergewicht | 1340 kg |
Bauzeit | 1990 |
Stückzahl | 502 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 7,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 13,2 l S |
Grundpreis (Jahr) | 115.260 Mark (1990) |