Mazda 2 vs. VW Polo: Kleinwagen-Vergleich Japaner spielt Polo
Hat der neue Japaner das Zeug, den VW Polo aus dem Feld zu schlagen? Ein Vergleich der beiden Kleinwagen aus Japan und Wolfsburg
Kennen Sie Kodo? Das ist Mazdas Designsprache, mit der die Japaner optischen Schwung nun auch in die Kleinwagenklasse bringen. Dabei ist der Begriff „Kleinwagen“ wie schon andernorts längst relativ. Die Ingenieure haben ihren Kleinsten inzwischen auf 4,06 Meter gestreckt. Damit erreicht der Mazda 2 Polo-Format und misst vier Zentimeter mehr als der selige Golf III.
Der Radstand von 2,57 Metern ist gar nahezu identisch mit dem des Golf V. Folglich herrscht im Innenraum kein Platzmangel. Doch wirkt der Sparringspartner Polo im direkten Vergleich vor allem im Kopfbereich etwas luftiger. Kein Wunder, trägt die Karosserie des Japaners doch eher coupéhafte Züge. Die Armaturen im Polo folgen mit Runduhren und einem Touchscreen-Navi in der Armaturenbrett-Mitte der klassischen Form.
Mazda geht beim 2er dagegen neue Wege: In der höchsten der vier Ausstattungslinien (Prime-Line, Center-Line, Exclusive-Line und Sport-Line) gibt es einen analogen Drehzahlmesser und eine digitale Tempoanzeige. Mit dem Licht- und Technik-Paket hält auf Wunsch nun auch das Head-up-Display Einzug in die Mazda-Kleinwagenklasse. Und ein Dreh-Drücksteller zwischen den Vordersitzen steht für die Bedienung von Audio-, Telefon- und Navisystem bereit.
Fortschrittlich präsentiert sich der 2er auch bei den Sicherheitssystemen mit City-Notbrems- und Fernlichtaussistent, Spurhalte- sowie Spurwechselassistent sowie einer Ausparkhilfe, die beim Zurücksetzen vor Hindernissen warnt. Dagegen kann der VW Polo nur seinen Abstandsregeltempomaten mit City-Notbremsfunktion ins Feld führen.
In Sachen Conncectivity ermöglicht der Japaner per „MZD Connect“ die Verbindung zum Internet. Über ein gekoppeltes Smartphone erreicht man die „Aha“-Plattform, die Cloudbasiert den Zugriff auf Internet-Radiostationen, Podcasts oder Hörbücher erlaubt. Der VW Polo stellt via „MirrorLink“ die Oberfläche eines Smartphones auf dem Touchscreen des Radios oder des Navis dar – allerdings akzeptiert er bisher nur Android-Geräte.
Mazda setzt auf Hubraum, VW auf Turbolader
Dagegen ällt die Verarbeitung im Polo top aus: Mit millimetergenauen Spaltmaßen, hochwertigen Materialien und einer extrem verwindungssteifen Karosserie trumpft der Kleine aus Wolfsburg groß auf. Auch der Mazda zeigt sich insbesondere gegenüber dem Vorgängermodell deutlich hochwertiger. Einen tiefergehenden Vergleich haben wir der Fairness halber hier noch nicht vorgenommen, da der uns zur Verfügung gestellte Testwagen noch aus der Vorserie stammt.
Die Kofferraumvolumina sind mit 280 bis 950 (VW: 952) Litern nahezu identisch. Beim Mazda entsteht allerdings nach Umlegen der Rückenlehne eine Stufe im Ladeboden. Beim Polo ist es ähnlich, doch die Stufe kann durch den optionalen variablen Ladeboden ausgeglichen werden. Aber auch dann ist die Ladefläche nicht vollkommen eben.
Ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Saugmotor, der mit einem Verdichtungsverhältnis von 14: 1 den Weltrekord bei Großserienmotoren hält, verrichtet im Mazda 2 seinen Dienst. Die hohe Verdichtung schafft mehr thermische Effizienz im Teillastbereich. Der Klopfneigung begegnen die Japaner mit einem speziellen Auspuffkrümmer, der die Rückströmung heißer Abgase in den Brennraum verhindert und damit die Brennraumtemperatur senkt.
VW spielt dagegen die Downsizing-Karte und bestückt den Polo mit einem 1.2-Vierzylinder-Turbo. Beide Triebwerke leisten jeweils 90 PS. Das Mazda-Aggregat hängt gut am Gas und gibt sich sehr drehfreudig. Das Gleiche gilt für den VW-Motor. Dennoch muss der Polo beim Sprint auf 100 km/h mit 10,8 s dem Mazda laut Werk den Vortritt lassen (9,4 s).
In der Höchstgeschwindigkeit herrscht aber nahezu Gleichstand – Mazda: 183 km/h, VW: 184 km/h. Mit beiden Triebwerken kann man durchaus spritzig unterwegs sein, unterstützt von den knackig zu schaltenden Getrieben. Laut EU-Verbrauch ist der Mazda mit 4,5 l S/100 km sparsamer als der Polo (4,7 Liter). Auch beim Preis punktet der 2er: Mit 15.290 Euro ist er 1685 Euro günstiger als der Deutsche – das ist in dieser Klasse ein Wort.
Der Mazda 2 glänzt mit toller Optik und Technik sowie günstigem Preis, der Polo mit Solidität und Ausgewogenheit. Das Rennen dürfte eng werden
Elmar Siepen