Maserati Ghibli S Q4: Fahrbericht, Bilder & technische Daten Für den Alltag
Ein Maserati für jeden Tag? Mit dem allradgetriebenen Ghibli Q4 kommt man diesem Ideal schon recht nahe. Erster Winter-Test im Fahrbericht
Mittlerweile soll Maserati nicht nur in der Luxusklasse nobel unterwegs sein, sondern auch Emotions-Fahrern, die vom Einerlei der deutschen Business-Klasse gelangweilt sind, eine prickelnde Alternative bieten. Diese Strategie scheint eindeutig aufzugehen: Rund um den Globus explodieren die Verkaufszahlen regelrecht, und selbst für den anspruchsvollen deutschen Markt meldet Maserati im Rückblick auf 2013 nun eine – man traut den Ohren kaum – Versiebenfachung der Bestelleingänge gegenüber dem Vorjahr!
Besonders der Ghibli scheint hier eine wesentliche Rolle zu spielen. Der jüngste und kleinste Maserati wildert mit italienischem Temperament, Alltagstauglichkeit und konkurrenzfähigem Preis im Segment von BMW 5er, Audi A6 und Co. Jetzt legt Maserati weiter nach und schickt mit dem 410 PS starken S Q4 die bereits angekündigte Allradversion des Ghibli auf die Straße.
Mit Nachdruck betonen die Entwickler dabei, dass der Q4-Allrad das typisch sportliche Maserati-Profil lediglich unterstützen und erweitern soll, es ist hier also kein kaltblütiger Traktions-Allrad zu erwarten.
Technisch ist das mit Magna in Österreich entwickelte Allrad-System recht einfach: Zwischen Getriebe und Abtriebswelle zum Hinterrad sitzt eine elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung, die dann über eine dicht am Motor nach vorn geführte Antriebswelle die Vorderräder mit Motordrehmoment beaufschlagt – das gesamte System addiert ein Mehrgewicht von 60 Kilogramm.
DER ALLRAD MACHT DEN GHIBLI UNKOMPLIZIERT UND EMOTIONAL
Im Standard-Betrieb ist der Ghibli dabei als 100-Prozent-Hecktriebler unterwegs. Bei auf-tretendem Schlupf wird die Vorderachse stufenlos bis zu einer Drehmomentverteilung von 50:50 zugeschaltet. Das geschieht innerhalb von Sekundenbruchteilen. Beim Anfahrtest auf vereister Steigungsstrecke stellt der Ghibli Q4 eindrucksvoll klar, dass er in der Lage ist, völlig undramatisch und spontan loszuackern – so mancher Fronttriebler mit zuschaltender Hinterachse ist hier langsamer und unruhiger.
Dabei schlägt die große Stunde des Allrad-Ghibli erst auf dem Handlingkurs oder eisigen, nassen und salzverkrusteten Bergstraßen: Im so genannten I.C.E.-Modus tastet sich der Maserati mit seinem durchzugsstarken Biturbo-V6 defensiv und effi zient übers Eis. Der Normalmodus fühlt sich etwas spritziger an, und im Sportmodus erwacht dann das wilde Tier.
Mit böse giftendem V6-Sound prescht der Ghibli los, hängt furios am Gas, und die ansatzlos einsetzende Traktion des Allradantriebs lässt ihn selbst auf geschlossener Schneedecke vorwärtssprinten wie ein Rallye-Auto. Das ESP (MSP) erlaubt dabei deftige Driftwinkel. Zum Schluss der kurze Gegencheck mit komplett abgeschalteter Elektronik: herrlich kontrollierbar, extrem handlich, tolle Traktion und sensible Lenkung mit schönem Feedback. Der Ghibli S Q4 fährt sich völlig verspannungsfrei wie ein sensationell gehender Hecktriebler – nur eben mit einem großen Extraschuss Traktion.
Der Ghibli Q4 ist eine perfekte Fahrmaschine für unsere Breiten: feurig, traktionsstark und ganzjahrestauglich
Johannes Riegsinger