Isdera Commendatore 112i: Flügeltürer der Extraklasse
Der seltenste Supersportler der 90er
Was tun, wenn kein Hersteller den Sportwagen baut, den man wirklich möchte? Richtig, man baut sich einen eigenen Supersportler! Das ist die imposante Geschichte des Isdera Commendatore 112i.
Isdera, das steht für Ingenieurbüro für Styling, Design und Racing. Hinter dem eher trocken klingenden Akronym versteckt sich allerdings eine der spannendsten Geschichten des deutschen Automobilbaus. Geschichten, die sich in Form ganz besonderer Sportwagen namens Erator, Imperator und auch des hier behandelten Isdera Commendatore 112i in den Köpfen von Fans ungehörig schneller Exoten eingebrannt haben. Doch um zu verstehen, was diese straßentauglichen Rennwagen so besonders macht, muss man sich auf eine kleine Zeitreise einlassen. Im Jahr 1970 fährt Firmengründer Eberhard Schulz mit seinem ersten Eigenbau, dem quietschgelben "Erator" zu Porsche. Angelehnt an den Ford GT40, montierte der damals 20-Jährige in der heimischen Waschküche sein erstes selbst entworfenes Auto. Zwei Monate später tritt er dort, ohne Studiums-Abschluss, seine Stelle an. Hier lernt er den Prototypenbau und ist unter anderem an der Entwicklung von Porsche 924, 928 und 930 Turbo beteiligt.
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Isdera Commendatore 112i: Ein Supersportwagen der Extraklasse
Doch Eberhard Schulz trieben seine eigenen Projekte um, ihm fehlte die Freiheit. 1982 gründet er seine eigene Firma. Sein erster Streich verkörperte der 1984 vorgestellte Isdera Imperator 108i, der auf seiner Studie des Mercedes CW311 basierte und in Kleinserie ging. Der 350 PS (257 kW) starke Bolide begeisterte nicht zuletzt durch seinen 5,6-l-V8. Auch das aerodynamische Design samt Scherenschlag-Türen sorgte für Furore. 1992 setzt Isdera schließlich zum Sprung ins neue Jahrzehnt an und beginnt mit der Entwicklung des Isdera Commendatore 112i. Ein Jahr später war es soweit. Benannt nach Enzo Ferrari, stellte der Commendatore den Imperator in jeder Hinsicht in den Schatten. Unter den hinteren Flügeltür-Motorhauben lauerte ein 408 PS (300 kW) starker 6,0-l-V12 von Mercedes, gekoppelt an ein manuelles 6-Gang-Getriebe, der den in Porsche Arktissilber lackierten Supersportler auf 342 km/h beschleunigte. Die Karosserie fertigte Schulz aus GFK, während das Chassis wie bereits bei den Vorgängern aus einer Gitterrohrrahmen-Konstruktion bestand. Das Ergbenis auf der Waage waren 1480 kg.
Fahrwerksseitig setzte der Isdera Commendatore 112i auf die Möglichkeiten moderner Elektronik. In Zusammenarbeit mit BBS und Bilstein entstand eine Aufhängung, die das Fahrzeug bei hoher Geschwindigkeit um rund acht Zentimeter absenken konnte. Im Windkanal ergab sich so unter anderem in Verbindung mit dem Periskop-Außenspiegel auf dem Dach ein cw-Wert von 0,306. Es war ein offenes Geheimnis, dass der Isdera für die 24 Stunden in Le Mans konzipiert war. Zum Einsatz im Rennsport sollte es jedoch nie kommen.
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Der Commendatore blieb ein Einzelstück
Bei der Premiere des Isdera Commendatore 112i im Jahr 1993 standen die Zeichen gegen das aufstrebende Unternehmen. Ein Großteil der finanziellen Unterstützung erreichte Isdera aus Japan, das sich in einem wirtschaftlichen Umschwung befand. Das Ingenieurbüro musste sich restrukturieren, der Commendatore blieb ein Einzelstück. Das Projekt wurde von einem Schweizer Konsortium übernommen, das den Rennwagen 1999 zur IAA in Frankfurt erneut ausrollte. Unter dem Namen "Silberpfeil" präsentierte sich der Commendatore nun ohne die BBS-Felgen und den ikonischen Periskop-Außenspiegel.
Kultstatus hatte der Isdera Commendatore 112i trotzdem erreicht. Auch das Erscheinen des Autos in Need for Speed II (1997) verhalf ihm zur Berühmtheit in jüngeren Kreisen. Ende 2016 gelang es Eberhard Schulz schließlich, den Commendatore aus der Schweiz zurückzukaufen. In den folgenden Jahren ließ Isdera das Einzelstück wieder in den Originalzustand von 1993 zurückversetzen. Die Fünf-Doppelspeichen-Felgen und herkömmlichen Außenspiegel wichen den neu angefertigten BBS-Rädern und dem typischen Periskop-Spiegel. 2021 trennte sich Isdera schließlich vom Commendatore 112i und bot den Supersportwagen auf der Paris-Auktion von RM Sotheby's an. Der Hammer fiel bei 1.113.125 Euro. In Anbetracht dessen, dass es sich um ein Supersportwagen-Unikat handelt, das direkt vom originalen Hersteller angeboten wurde, ein durchaus angemessener Preis. Apropos: Schulz baute nicht nur Autos. Aus seiner Feder stammte neben Möbeln auch die ikonische "Pirelli"-Felge, die zur Serienausstattung der gleichnamigen Golf GTI-Sonderserie avancierte.