Irmscher i30: Ein Opel Vectra B besonderer Art
Ein Tourenwagen für die Straße
Ein Grund zum Feiern: Die Marke hatte sich das Sondermodell Irmscher i30 zum 30. Geburtstag gegönnt. Nun ist der schnelle Kombi auf Basis des Opel Vectra B Caravan wieder unterwegs – und Classic Cars mit von der Partie.
Zur Marke Irmscher muss man sicher nicht mehr viele Worte verlieren. Vor allem Fans der Marke Opel wissen um die Erfolge, die Günther Irmscher der Marke aus Rüsselsheim beschert oder sogar persönlich eingefahren hat. Im Jahr 1968 gründete der ambitionierte Motorsportler sein Automobilbau-Unternehmen und begleitete die Marke Opel später in die DTM und in die STW. Im Super Tourenwagen Cup ging unter anderem Roland Asch mit einem Irmscher-Vectra an den Start (1999). Im Umfeld des Rennsports entstanden diverse Sondermodelle des Opel Vectra B:
In Großbritannien etwa wurde der "Super Touring" angeboten, in der Schweiz gab es einen "Sport", und für den deutschen Markt entstand in Kooperation zwischen Irmscher und Opel der Vectra i500. Noch konsequent sportlicher war der Irmscher i30, den der Opelveredler selber 1998 zu seinem 30-jährigen Firmenjubiläum auflegte.
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220 PS im Irmscher i30 zum Firmenjubiläum
Irmscher hatte den i500-Gedanken einfach weitergesponnen – im besten Wortsinn. Der 2,5-l-V6 im Motorraum war schon eine Ansage. Aber ein bisschen mehr war immer noch drin: In diesem Fall kam der X30XE zum Einsatz, den Opel werksseitig auch im Omega B oder Sintra anbot. Nach der Überarbeitung in Remshalden wurde aus ihm der X30XEI. Die Krux lag natürlich in der Einbaulage des Motors: Im hinterradgetriebenen Omega war er längs installiert, im vorderradgetriebenen Vectra musste er um 90 Grad verdreht, also quer, eingebaut werden. Da der Vectra schon ab 1995 mit einem V6 angeboten wurde, hatte Opel die Grundvoraussetzungen dafür bereits geschaffen. Jetzt also wurde der 3,0-l-Vierventiler für den Irmscher i30 adaptiert. Mit einer größeren Drosselklappe, anderen Nockenwellen und darauf abgestimmter Software stand nun eine Leistung von 220 PS (164 kW) an – im Omega B waren es werkseitig 210 PS (154 kW).
"Für den sportlichen Sound und gleichzeitig vernünftigen Geräuschpegel sorgt ein Nachschalldämpfer mit verchromtem, ellipsenförmigem Doppel-Endrohr", heiß es seinerzeit in der Pressemitteilung. Damit schlug der Auspuff die Brücke vom Klang zur Optik: Der Irmscher i30 trug wie der i500 die Frontschürze im STW-Look mit den markanten seitlichen Lüftungsschlitzen. Schwellerleisten, ein Dachkantenspoiler und der Kühlergrill mit dem Irmscher-typischen Wabenmuster rundeten das Paket ab. Ursprünglich bekam das Sondermodell Felgen im Twin-Spoke-Design der Dimension 7,5 x 17. Im Innenraum standen fünf verschiedene Farben für die exklusive Lederausstattung zur Wahl, zudem gab es ein Airbag-Sportlenkrad und Dekor im Titanlook im Bereich der Mittelkonsole sowie des Schalt- und Handbremshebels.
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Nach 25 Jahren unterwegs im Jubiläumsmodell
25 Jahre nach der Vorstellung des Irmscher i30 – von dem es Namen und Anlass entsprechend 30 Autos geben sollte – ließ Günther Irmscher junior das Auto aus dem damaligen Prospekt wieder aufleben. Zwei Prototypen hatte Irmscher gebaut, darunter eine Limousine. Die ausgelieferten Fahrzeuge waren allesamt Kombis. Bis auf die Felgen – zu unserer Ausfahrt sind aktuelle, 18 Zoll große "Sport Star"-Räder montiert – entspricht das Auto exakt dem damaligen Auslieferungszustand. Die i30-Prägung in den rot-schwarzen Ledersitzen zeugt von der Liebe zum Detail, die man seinerzeit für den exklusivsten Opel Vectra B an den Tag gelegt hatte. Das Logo findet sich auch auf der Motorabdeckung und natürlich am Heck des sportlichen Irmscher i30. Die Pedalauflagen und der silberne Handbremsgriff wiederum gehörten seinerzeit zum üblichen Irmscher-Programm, mit dem jeder Opel-Fan sein Auto pimpen konnte.
Nimmt man heute im Sondermodell Platz, sollte man sich erst einmal dessen Ursprung bewusst werden: Der Opel Vectra B ist nicht unbedingt als Sportgerät im Kopf der Klassikerfans verankert, auch hatte die STW in Deutschland nie den Stellenwert einer DTM. Der Irmscher i30 ist nicht so kompromisslos gestaltet, dass man ihm die Rennsport-Gene auf den ersten Blick ansieht. Im Gegenteil: Die Sportsitze bieten einen durchaus angenehmen Komfort, das üppige Platzangebot des Vectra B Caravan blieb vollständig erhalten, und der Motor gibt sich nach dem Start erst einmal denkbar unauffällig.
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Fahrkomfort & Sportlichkeit im Irmscher-Vectra
Streng genommen weicht der 3,0-l-V6 sogar recht stark vom sportlichen Vorbild ab: Die Super Tourenwagen fuhren seinerzeit nach dem Klasse-2-Reglement. Und das umfasste seriennahe Fahrzeuge bis zwei Liter Hubraum. Doch ein hochdrehender Vierzylinder hätte nicht zum souveränen Auftritt dieses Autos gepasst – vor allem, wenn tatsächlich einmal Kind und Kegel mit auf die Reise gingen. Der Sechszylinder überzeugt mit bärigem Antritt, das maximale Drehmoment liegt schon früh an. Für die Höchstleistung wiederum dürfen es gern Drehzahlen jenseits der 6000er-Marke sein. Insgesamt ergibt sich so ein recht großer Bereich, in dem der Irmscher i30 Vectra ordentlich Spaß macht – bevor man dann wieder gemäßigt und unauffällig durch die Stadt rollt.
Das sportlich abgestimmte Fahrwerk macht die etwas forschere Gangart klaglos mit, sogar in Verbindung mit den flachen 18-Zöllern wird es auch bei leerem Auto nicht unangenehm hart. Selbst wenn die Spitze mit 242 km/h angegeben wurde: Es muss nicht unbedingt mit Vollgas auf die Autobahn gehen, schon die kurvigen Landstraßen rund um Remshalden werden mit dieser Abstimmung zum potenziellen Revier des Irmscher i30. Der Prospekt versprach den Kunden "Fahrkomfort, Fahrvergnügen und Fahrsicherheit zugleich". Das gilt auch nach 25 Jahren noch. Am Steuer des Irmscher-Vectra gerät man ins Sinnieren: Wie schnell vergeht die Zeit? Ist dieses Auto wirklich schon 25 Jahre alt? Auch wenn man den Opel Vectra B noch nicht als Klassiker ansehen mag: Die erste Generation des Vectra B (ab 1995) steht kurz vor dem H-Kennzeichen.
Technische Daten des Irmscher i30
Classic Cars 04/2024 | Irmscher i30 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 6/4 |
Hubraum | 2962 cm³ |
Leistung | 162 kW/220 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 300 Nm 3600/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang-Getriebe/Vorderrad |
L/B/H | 4490/1707/1490 mm |
Leergewicht | 1468 kg |
Bauzeit | 1998 |
Stückzahl | 30 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 6,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 242 km/h |
Verbrauch auf 100 km | k.A. |
Grundpreis (Jahr) | 62.500 Mark (1998) |
Die Marke Irmscher ist selbst längst ein Klassiker: Unvergessen sind die spektakulären Rallye-Autos der 70er-Jahre. Aber die Markenhistorie ist weit mehr als das, sie wurde in den 80ern und 90ern fortgeschrieben. Und so zeugt der Irmscher i30 im Vergleich zu den schrillen Boliden früher Jahre von der Vielseitigkeit des Unternehmens. Zum 50. Geburtstag gab es übrigens den "Liner 68" auf Basis des Opel Vivaro. Der Nachteil des sportlichen Vectra: Das Sondermodell dürfte auf dem Markt kaum zu finden sein. Umso schöner, dass Irmscher ein Exemplar erhält.