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Irmscher i2800: Seltener Manta-B-Umbau mit Sechszylinder

Dieser Manta B knackte die 200 km/h

Thomas Pfahl Leitender Redakteur Classic Cars
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Inhalt
  1. Im Irmscher i2800 werkelt der Commodore-Motor
  2. Irmschers Trendsetter auf Opel-Manta-Basis
  3. Der i2800-Preis lag auf Mercedes-Niveau
  4. Der Rochen kriegt Konkurrenz aus der Tuningszene
  5. Technische Daten des Irmscher i2800

Der Irmscher i2800 ist weit mehr als ein Tuning-Manta: Unter der Haube steckt ein Reihensechszylinder aus dem Opel-Regal. Ausfahrt im seltenen Manta-B-Umbau!

Die Idee, aus der der Irmscher i2800 entsprang, war nicht unbedingt neu, aber naheliegend: Das Baukastensystem ermöglichte es Opel (und den privaten wie gewerblichen Tunern), einzelne Komponenten der Fahrzeuge relativ einfach untereinander zu tauschen. Besonders beliebt war dabei stets der Einsatz von starken Motoren in kleinen, leichten Modellen. So hatte schon der Rekord A neben den standardmäßigen Vierzylindern den Sechszylindermotor des Vorkriegsmodells Super 6 bekommen und wurde so zum komfortablen und durchzugsstarken Rekord L-6. Im Fall des Opel Manta erwarteten die Fans zum Wechsel von der ersten zur zweiten Generation Ähnliches – hier aber weniger aus Komfort- denn aus Leistungsdenken heraus.

Doch Opel zierte sich: Mit dem Commodore hatte man schon ein Sechszylinder-Coupé, und mit dem Monza stand ein weiteres bereits in den Startlöchern. Aber die Opel-Szene war schon immer findig: Die belgische Firma Trans Europ Engineering hatte bereits den Manta A mit dem Motor des Commodore A GS bestückt. Den Deutschland-Vertrieb hatte zunächst Steinmetz, später dann Irmscher übernommen. Da war es nur logisch, dass Günther Irmscher das Konzept 1976 – nach dem Aus des TE 2800 und mit dem Wechsel zum Manta B – fortsetzen wollte. Der 2,8-l-Reihensechszylinder des Commodore B GS/E war zu dieser Zeit der größte Opel-Motor – und damit prädestiniert für den Irmscher i2800. 
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Im Irmscher i2800 werkelt der Commodore-Motor

Zwar war der Vorderwagen des Opel Manta B aus genannten Gründen offiziell nur für die Aufnahme eines Vierzylinders ausgelegt, bot aber dennoch genug Platz für den angedachten Umbau zum Irmscher i2800. Der Kühler wanderte ein Stück weiter nach vorn, zwei Elektrolüfter unterstützten das Kühlsystem. Problematischer wurde es bei der Höhe: Die originale D-Jetronic passte nicht unter die Manta-Haube, Irmscher griff deswegen zur flacheren Zenith-Einspritzung. Die daraus resultierende Leistungseinbuße war zu verschmerzen: Immerhin war der Irmscher-Umbau deutlich leichter als der Commodore mit seinen 1240 kg, außerdem lag er mit 150 PS (110 kW) immer noch deutlich über dem stärksten Serien-Manta, dem GT/E mit 105 PS (77 kW). Er besaß sogar mehr Leistung als der erst 1981 erscheinende Manta 400 (144 PS/106 kW). Das (ZF- oder Getrag-)Getriebe des Kadett C GT/E wurde montiert, die Kardanwelle verstärkt und die Hinterachse mit einem Sperrdifferenzial versehen.

Die Karosserie war um relativ dezente 20 mm abgesenkt worden, härtere Federn sowie Bilstein-Dämpfer verschafften dem Irmscher i2800 eine ganz neue Performance. Durch diese Maßnahmen und das höhere Gewicht auf der Vorderachse fährt sich der i2800 – auch heute noch – ganz anders als ein herkömmlicher Vierzylinder-Manta. Relativ souverän erreicht er die 200-km/h-Marke, spurtet in 8,5 s aus dem Stand auf 100 km/h. Der Opel-Tuner konnte sein Power-Projekt Irmscher i2800 bereits 1976 – im Jahr des Modellwechsels – präsentieren.

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Irmschers Trendsetter auf Opel-Manta-Basis

Mit dem Irmscher i2800 war man also keineswegs auf den Zug des Manta-B-Tunings aufgesprungen, sondern zählte quasi als Vorreiter. Und das so konsequent, dass Irmscher als Hersteller des Autos im Brief vermerkt war, der Wagen hieß ebenso schlicht wie naheliegend Irmscher i2800. Die originale Opel-Fahrgestellnummer blieb zwar erhalten, wurde aber um ein A und zwei Ziffern ergänzt. Basis war in der Regel die Berlinetta-Version des Opel Manta B, die Irmscher von Opel geliefert bekam. Als "Paradiesvogel" machte ein in Regenbogenfarben lackierter i2800 den Anfang. Das Vorserienmodell des Classic Cars wurde für PR-Zwecke und erste Testfahrten eingesetzt. Standardmäßig lieferte Irmscher das Auto zunächst in Braun oder Schwarz aus.

Wer auf das bunte Outfit des Vorserienmodells stand, konnte es gegen Aufpreis natürlich ebenso haben. 1978 präsentierte Günther Irmscher seine "Weiße Flotte", eine Sonderserie für Ascona B, Kadett C, Manta B und Rekord E. Der i2800 gehörte ebenfalls dazu. Er hatte mittlerweile ein Irmscher-eigenes Spoilerpaket, das in Hellgrau vom ansonsten weißen Auto abgesetzt war. Ein schmaler, roter Streifen diente als optische Trennung zwischen den beiden Farben – ein ähnliches Konzept mit aktuellen Opel-Modellen gibt es derzeit wieder von Irmscher. Der Manta bekam die in den 70er-Jahren so beliebten ATS-Felgen und schwarze Recaro-LS-Sitze, die beim normalen Irmscher i2800 gegen Aufpreis dazubestellt werden konnten.

Irmscher i2800
Foto: Hardy Mutschler
 

Der i2800-Preis lag auf Mercedes-Niveau

Ein Irmscher i2800, noch dazu aus der Weißen Flotte, war seinerzeit eine echte Ansage. Doch vor dem Fahren stand das Sparen: Fast 30.000 Mark musste man 1978 für den Opel Manta hinblättern. Dafür gab es auch ein Mercedes Coupé mit 2,8 l Hubraum. Aber der war eben was für den Herrn mit Hut. Der Manta war anders: individueller, sportlicher. Dass plötzlich Irmscher als Hersteller galt, machte ihn noch spezieller – der Tuner genoss vor allem unter den Opel-Fans einen hervorragenden Ruf. Seine Rallye-Erfolge zeugten von einer großartigen Kompetenz bei sportlichen Autos. Ganz nebenbei hatte man in diesem Fall gut beherrschbare und durchaus vertraute Komponenten zu einem Sportwagen kombiniert. So war der i2800 an sich ein echter Exot, die Technik des Classic Cars wiederum galt als bodenständig. Die Nähe zu Opel schaffte Vertrauen. Irmscher dachte beim Irmscher i2800 optimistisch an eine Kleinserie von 100 Fahrzeugen.

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Der Rochen kriegt Konkurrenz aus der Tuningszene

Doch es zeichnete sich ab, dass dieses Ziel kaum zu schaffen sein würde. Als im Mai 1977 alle Irmscher i2800-spezifischen Karosserie- und Ausstattungs-Teile verfügbar waren, hatten sich die Möglichkeiten herumgesprochen: Private Schrauber:innen verpflanzten ebenfalls größere Motoren in ihre Autos, Tuner:innen kitzelten auf verschiedenste Weise mehr Leistung aus den Autos. Es sei dahingestellt, ob diese Lösungen immer so durchdacht waren wie die des Opel-Veredlers aus Remshalden. Und dann war da noch die Konkurrenz aus dem Hause Opel: der Commodore und vor allem der 1977 vorgestellte Monza. Die heute immer wieder gern aufgegriffenen Opel Manta-Witze dürften zu jener Zeit noch nicht am Image des sportlichen Zweitürers genagt haben: Sie kamen später.

Es blieb bei 27 Fahrzeugen, die als Irmscher i2800 zur Kundschaft rollten. Auch die Pläne, mit dem 3,0-l-Motor des Monza weiterzumachen, wurden schnell wieder verworfen. Ein Misserfolg war der i2800 deswegen keineswegs – er ebnete unter anderem den Weg für den Manta i300 und weitere Kooperationen zwischen Opel und Irmscher. Außerdem hat er einen festen Fankreis. Autos, die in den tuningverrückten 90ern umgebaut wurden, werden jetzt wieder zurückgerüstet, die Preis ziehen an. Im Irmscher i2800-Register werden die noch existierenden Autos erfasst. Der Manta mit dem Sechszylinder ist zu einem ganz besonderen Classic Car geworden, er ist authentische Tuning-Geschichte.

 

Technische Daten des Irmscher i2800

Classic Cars 11/2021Irmscher i2800
Zylinder/Ventile pro Zylin.6/2
Hubraum2784 cm³
Leistung110 kW/150 PS
Max. Gesamtdrehmoment bei225 Nm 3800/min
Getriebe/Antrieb5-Gang-Getriebe/Hinterrad
L/B/H4445/1710/1325 mm
Leergewicht1130 kg
Bauzeit1976-1979
Stückzahl27
Beschleunigung
null auf 100 km/h
8,5 s
Höchstgeschwindigkeit212 km/h
Verbrauch auf 100 km16,0 l S
Grundpreis (Jahr)21.000 Mark (1976)

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