Ford Mustang vs. Pontiac Firebird: Pony-Cars der 60er im Duell
Große Tierschau mit Mustang und Firebird
Pony-Car gegen Feuervogel: Der berühmte Ford Mustang trifft auf seinen damaligen Herausforderer Pontiac Firebird. Mit ihren bollernden V8-Motoren erzeugen die beiden Muscle Cars Gänsehaut. Können sie fahrdynamisch halten, was Optik und Sound versprechen?
Ford Mustang – diesen Namen muss man Leuten kaum jemandem erklären, die für Autos auch nur einen Funken Leidenschaft empfinden. Selbst die Fahrrad- und ÖPNV-Fraktion kann mit der Bezeichnung etwas anfangen. Der Ford Mustang gilt immerhin als Begründer der Gattung der sogenannten Pony-Cars, zu der auch der Pontiac Firebird gehört. Damit sind ursprünglich PS-starke US-Fahrzeuge gemeint, die mit einem erschwinglichen Anschaffungspreis vor allem eine junge Kundschaft ansprachen. Während die Basismodelle meist mit braven Sechszylinder-Triebwerken motorisiert waren, konnte man auch potente V8-Versionen erwerben.
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Duell: Der Pontiac Firebird war die Antwort auf den Ford Mustang
Fords Hauptwettbewerber GM wollte nach dem erfolgreichen Aufgalopp des Ford Mustang im Jahr 1964 auch ein ordentliches Stück vom Kuchen des Pony-Car-Marktes abhaben und startete bereits 1965 den Chevrolet Camaro. Doch eigentlich war die neue Fahrzeugkategorie bei der sportlicher angehauchten Marke Pontiac besser aufgehoben – kein Wunder, dass General Motors schon ein halbes Jahr später das Camaro-Schwestermodell Pontiac Firebird ins Modellprogramm aufnahm. Allerdings hat der Firebird hierzulande nie den Bekanntheitsgrad des Ford Mustang erreicht, der übrigens von seinem Debüt 1964 bis 1979 offiziell in Deutschland vertrieben wurde. Hierzulande erhielt das Pony-Car allerdings die Modellbezeichnung T5, weil der Markenname Mustang rechtlich von Kreidler geschützt war – der Zweiradhersteller aus Kornwestheim bei Stuttgart vertrieb unter diesem Namen Mockicks.
Passendes Zubehör für den Klassiker:
Dem Pontiac Firebird blieben die offiziellen Importwürden verwehrt. General Motors exportierte indes den Camaro nach Europa. Ford hat den Mustang nach zwischenzeitlicher Pause seit 2015 wieder offiziell nach Deutschland zurückgebracht. Doch zurück in die 60er-Jahre, aus denen unsere beiden Vergleichsexemplare stammen. Ein Ford Mustang 289 trifft hier auf einen Pontiac Firebird 400 – 200 V8-Pferdchen (147 kW) aus 4,7 l Hubraum messen sich bei dieser großen Tierschau mit 325 PS (239 kW) aus 6,6 l. Dabei kann der Ford-V8 durchaus drehen und das muss er auch, um das Coupé nachdrücklich voranzutreiben. Mustang-Reitende kommen mit der Dreistufen-Wandlerautomatik (So funktionieren Automatikgetriebe) im Alltag gut zurecht. Die fast fünf Liter Hubvolumen reichen aus, um meist im größten Gang unterwegs zu sein. Gefühlt hat der Mustang mehr als 200 PS (147 kW), was umso erstaunlicher ist, da es sich dabei um einen SAE-Wert handelt, der ohne Berücksichtigung der Verlustleistung durch die Nebenaggregate ermittelt wurde.
Vor allem der Mustang fährt ohne nennenswerte Bremsleistung
Allerdings haben die Marketingabteilungen seinerzeit bei ihren Sportwagen auf dem Papier gerne untertrieben, um teureren Versicherungsprämien zu entgehen. Den Fans kann das heute egal sein, denn sie zäumen ihr Pony-Car nach Möglichkeit mit einem H-Kennzeichen auf. Der Pontiac-V8 wiederum fühlt sich kaum nach seinen 325 SAE-PS (239 kW) an, wenngleich er unter Ausnutzung des Drehzahlbandes ebenfalls ordentlich Druck ausübt. Auch er will in Sachen Fahrdynamik keine Trophäen gewinnen – lässiges Cruisen beherrscht er hingegen so überzeugend wie der T5.
Vor Kurven ist man gut beraten, die Coupés rechtzeitig abzubremsen und die Biegungen mit moderatem Tempo anzugehen. Scheibenbremsen vorn (Diese Bremssysteme gibt es) gab es zwar jeweils gegen Aufpreis, aber unsere beiden Coupés müssen mit Trommeln ringsum auskommen. Auch wenn die amerikanischen Highways bereits in den 60er-Jahren Tempo-limitiert waren – überzeugende Bremsleistungen sehen anders aus. Beim Mustang fehlt gar ein Bremskraftverstärker, was einen besonders kräftigen Tritt auf das Pedal erfordert. Außerdem müssen sich die Pony-Car-Treibenden über die Einkreis-Bremsanlage bewusst sein – die Kosten waren in den Staaten damals auch bei Sportwagen wichtiger als Sicherheit. Etliche Pony-Cars in Europa wurden später mit Zweikreis-Bremsanlagen nachgerüstet.
Dank Hubraum ohne Ende: Firebird-Technik absolut solide
Das riesige Lenkrad des Firebird fühlt sich synthetisch an, und von Präzision um die Mittellage kann keine Rede sein. Kaum zu glauben, schließlich sollen Pony-Cars doch eigentlich sportliche Autos sein. Auch der Mustang kann mit dem Substantiv Fahrbahnkontakt wenig anfangen, obwohl unser Exemplar nicht einmal über eine Servolenkung (Das muss man zur Servolenkung wissen) verfügt. Also Lenkrad schön festhalten und mit Bedacht durch die Kehre. Die Lowtech-Fahrwerkskonstruktionen mit blattgefederten Starrachsen hinten lassen ohnehin kein verschärftes Tempo zu. Doch die beiden Triebwerke machen dieses Manko mehr als wett: Da können die Coupés auf Bodenwellen auch noch so heftig auskeilen – wenn die V8-Größen unter den langen Motorhauben bollern, ist jeder Ansatz von Kritik wie weggepustet. Dabei tönen sowohl Ford als auch Pontiac nicht übermäßig laut, sondern eher zurückhaltend aus den Endrohren. Der T5 macht dank leichter Auspuffmodifikationen etwas stärker auf sich aufmerksam, bleibt dabei aber immer noch zivil.
So dünn die zierlichen Kunstledersitze (So Kunstledersitze pflegen) des Mustang auch aussehen, man ist doch recht kommod darauf untergebracht. Seitenhalt sucht man auch hier vergebens – den bieten nur die Beckengurte. Im Fond gibt es eine satte Portion Kniefreiheit, und so sind Reisen mit vier Personen möglich. Gleiches gilt für den Firebird. Auf eine Klimaanlage (So stellt man die Klimaanlage richtig ein) müssen beide Amerikaner allerdings leider verzichten. Der Mustang besitzt schlicht keine. Und der Firebird hat zwar eine an Bord, aber das passende Kältemittel ist bei ihm wie bei so vielen alten Autos Mangelware. Da sind wir auch schon beim Kapitel Technik. Doch Firebird-Besitzer Claus Erpenbach winkt ab: Was soll an einem alten Ami schon kaputtgehen? Hubraum ohne Ende und eine spezifische Leistung wie ein Lkw-Motor – da passiere nicht viel.
Ersatzteile sind für beide gut zu bekommen
Ersatzteile sind ohne Probleme zu bekommen, schließlich ist die Fan-Gemeinde riesig, und es gibt genügend Autos hierzulande, ganz zu schweigen von den USA. Pontiac oder Ford – wirklich gegensätzlich sind diese Autos nicht. Der 6,6-l-V8 macht aus dem Firebird ein veritables Muscle Car. So schön erhaltene Exemplare wie das von Claus Erpenbach findet man selten. Bis auf das beim Firebird irgendwann einmal eingebaute Vierstufen-Automatikgetriebe ist alles original. Selbst der rechte Außenspiegel fehlt bei ihm in zeitgenössischer Manier ebenso wie beim T5. Dazu passen die schmalen Reifen, die speziell beim Firebird fast ein wenig unterdimensioniert aussehen. Doch ein bisschen Understatement tut den fahrenden Legenden ganz gut.
Wer im Mustang mehr Punch möchte, sollte nach der High-Performance-Variante Ausschau halten, die ab 1966 zwar nicht mehr Hubraum offerierte, aber dank motorischer Modifikationen und Vierfach-Vergaser 271 PS (199 kW) aus dem Achtzylinder herauskitzelte. Und acht Töpfe sollten es schon sein, um dem Ruf der beiden Coupés als starke US-Pony-Cars gerecht zu werden. Das heute hochaktuelle Thema Downsizing spielte in der viele Jahrzehnte währenden Pontiac-Firebird- und Ford-Mustang-Geschichte nämlich schon eine bedeutende Rolle: Im Zuge der Ölkrise in den 70ern und dem damit zusammenhängenden Gesinnungswandel der Autoindustrie wurden die Basisversionen beider Coupés prompt auf vier Zylinder gestutzt. Das ist erschreckend für jeden echten Fan – für Sammelnde ist so ein Vierzylinder-Pony-Car heute jedoch durchaus interessant.
Von Patrick Broich
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Technische Daten von Mustang und Firebird
Classic Cars 08/2013 | Ford Mustang 289 | Pontiac Firebird 400 |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 8/2 | 8/2 |
Hubraum | 4736 cm³ | 6556 cm³ |
Leistung | 147 kW/200 PS 4400/min | 239 kW/325 PS 4800/min |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 382 Nm 2400/min | 556 Nm 3400/min |
Getriebe/Antrieb | 3-Stufen-Automatik/Hinterrad | 3-Stufen-Automatik/Hinterrad |
L/B/H | 4613/1732/1308 mm | 4796/1844/1308 mm |
Leergewicht | 1326 kg | 1521 kg |
Bauzeit | 1964-1966 | 1967-1969 |
Stückzahl | ca. 1.290.000 (Mustang 1964-66 gesamt) | ca. 233.000 (Firebird Coupé) |
Beschleunigung null auf 100 km/h | ca. 9,0 s | ca. 6,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 177 km/h | 185 km/h |
Verbrauch auf 100 km | ca. 16,0 l S | k.A. |
Grundpreis (Jahr) | 18.600 Mark (1965) | 2777 US-Dollar (1967) |
Pontiac Firebird und Ford Mustang bewegen sich auf Augenhöhe, das gilt selbst für den Vergleich der 289er-T5-Version mit dem 400er-Boliden aus dem Hause General Motors. Klar beschleunigt der Pontiac mit einer Portion mehr Feuer und macht damit seinem Namen alle Ehre. Im Alltag jedoch lassen sich die kein bisschen gegensätzlichen Coupés ähnlich lässig bewegen. Vorsicht ist indes in Kurven geboten, wenn man nicht vom Heck überholt werden möchte. Auch beim Bremsen ist Umgewöhnung erforderlich – Trommeln an der Vorderachse sind angesichts der Leistungen nicht ausreichend. Beide Coupés sind echte Hingucker und betören mit ihrem unwiderstehlichen V8-Sound. Wartung und Unterhalt sind überschaubare Posten.