Das letzte Fiat Coupé 16V Turbo belebte die stolze Firmentradition. Warum man es nicht zwingend als Fünfzylinder-Topmodell kaufen muss, verrät unser Ratgeber!
Als Fiat 1994 den schlicht "Coupé" getauften 2+2-Sitzer vorstellte, staunte die Fachwelt nicht schlecht und die Fiat-Fans atmeten auf. Dem späteren BMW Designer Chris Bangle war mit dem Ferrari-Look zum nicht ganz Fiat-typischen Preis ein großer, zeitloser Wurf gelungen und die stolze Coupé-Tradition von Fiat wurde wiederbelebt. Nach Einstellung des 850 Coupé 1972 und dem Ende des 124 Coupé 1976 sorgte eine Spannbreite zwischen 131 Sauger- und 220 Turbo-PS (96 bis 162 kW) nun für eine kraftvolle Fortsetzung der Turiner Coupé-Tradition. Damit lag der auf Basis des Tipo gefertigte Fiat Coupé 16V Turbo auf dem Niveau späterer Konkurrenten wie etwa Audi TT oder BMW Z3.
Nach einem starken Wertverlust in den vergangenen Jahren ist die Talsohle durchschritten und die Preise für den Fiat Coupé 16V Turbo ziehen spürbar an. Weshalb sich die rechtzeitige Suche nach einem geeigneten Exemplar aktuell lohnt, hat folgende Gründe: Zum einen ist Fiat bis heute ein Nachfolgemodell schuldig geblieben; das knapp 73.000 Mal gebaute Fiat Coupé ist daher ideal für Menschen, die in individuelles Auto kaufen und fahren wollen. Zum anderen ist die Auswahl sehr begrenzt. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Ratgeber zum Fiat Coupe 16V Turbo-Kauf
Die Leistungsspitze markiert das Fiat Coupé mit seinem 2,0 Liter große 20V Turbo mit 220 PS (162 kW). Der Fünfzylinder verursacht leider gerne exorbitante Reparaturkosten. Hauptschuldiger ist meist der Zahnriemen, für dessen Wechsel – laut Fiat – der Motor ausgebaut werden muss. Das dauert 14 Arbeitsstunden und kostet etwa 800 Euro an Ersatzteilen. Ein Wechsel ist alle sechs Jahre oder nach 120.000 Kilometern fällig. Fiat-Profis raten jedoch dringend zu kürzeren Intervallen. Wer auf 30 PS (22 kW) und Fünfzylinder-Klang verzichten kann, wird mit dem Fiat Coupé 16V Turbo mit deutlich geringerem Wartungsaufwand belohnt. Dessen Vierzylinder muss für den alle 120.000 Kilometer geforderten Zahnriemenwechsel nicht ausgebaut werden. Auch die Haltbarkeit des Fiat Coupé 16V Turbos ist deutlich besser. Das Rumpfaggregat gehört zu den dienstältesten aus dem Fiat-Regal. Dennoch empfiehlt es sich dringend, beim Kauf nur Fahrzeuge mit lückenloser Wartungshistorie in die engere Wahl zu ziehen.
Oft verheizt und durch Tuning verschandelt
Um verbastelte Fahrzeuge mit Sportfahrwerken und nicht eingetragener Leistungssteigerung sollte ein großer Bogen gemacht werden. Das Fiat Coupé 16V Turbo wurde zu Zeiten niedrigster Preise gerne verheizt. Gerissene Frontspoiler und in Mitleidenschaft gezogene Schwellerblenden sind oft die Folge. Rost ist nur bei frühen Modellen ein Thema. Dann sind die hinteren Radläufe, die Wagenheberaufnahmen und die Schweller auf Höhe der A-Säulen betroffen. Bei Modellen ab Sommer 1999 ist Rost kein Thema mehr. Generell sollte beim Kauf ein Blick auf den Zustand der Spaltmaße geworfen werden. Sie geben Hinweise auf zurückliegende Kaltverformungen. Der Zustand des vorderen Längsträgers ist ein hilfreicher Indikator. Poltert während der Probefahrt mit dem Fiat Coupé 16V Turbo die Vorderachse, dann sind die Querlenker – spätestens ab 120.000 Kilometer – verschlissen. Die Kosten halten sich aber mit rund 100 Euro im Rahmen. Eine Zukunft als Klassiker ist dem Coupé Fiat, wie es korrekt heißt, sicher. Das zeitlos elegante Pininfarina-Coupé punktet mit guter Motorleistung und viel Fahrspaß. Die Zeit, ein gepflegtes Original zu finden, läuft.
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Technische Daten des Fiat Coupé 16V Turbo
Coupé Fiat 16V Turbo (Bj.: 1994-2000): Technische Daten und Fakten |
R4-Zylinder Turbo; vorne quer eingebaut; 4-Ventiler; zwei obenliegende Nockenw., Zahnriemenantrieb; Gemischb.: elekt. Weber-Management; Bohrung x Hub: 84,0 x 90,x mm; Hubraum: 1995 cm3; Verdichtung: 8,0; Leistung: 140 kW/190 PS bei 5500/min; max. Drehm.: 290 Nm bei 3400/min; Fünfgang-Getriebe; Vorderradantrieb |
Aufbau und Fahrwerk Selbsttr. Ganzstahlkarosserie mit zwei Türen; Radaufhängung vorn: Querlenker, McPherson-Federbeine, Stabi.; hinten: Längslenker, Federn, Stoßdämpfer, Stabi.; Zahnstangenlenkung; Bremsen: v./h. Scheiben; Reifen: 205/55 R 15; Alu-Räder: 6 x 15 |
Eckdaten L/B/H: 4250/1766/ 1340 mm; Radstand: 2540 mm; Spurweite v./h.: 1491/1477 mm; Leer-/Gesamtgewicht: 1395/1690 kg; Tankinhalt: 60 l; Bauzeit: 1994 bis 2000; Stückzahl: 72.762; Preis (1995): 46.000 Mark |
Fahrleistungen1 Beschleun.: 0 auf 100 km/h in 7,7 s; Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h; Verbrauch: 13,3 l/100 km |
1AZ Ausgabe 1/95