Ferrari California T mit Turbo-Motor im Fahrbericht In allen Belangen besser
Der erste Ferrari-Turbomotor seit fast 30 Jahren verleiht dem neuen Ferrari California T mit bis zu 755 Newtonmeter Drehmoment einen ganz besonderen Reiz. Fahrbericht
Beinahe hätte man es vergessen: Ja, auch Ferrari widmete sich schon lange vor der Downsizing-Epoche der Turbotechnologie. Der legendäre F40 von 1987 war allerdings für fast drei Jahrzehnte der letzte zwangsbeatmete Ferrari. Erst jetzt darf der California T das motorische Erbe weiterführen. Und der neue V8-Biturbo steht dem offenen Italiener bestens. Von Verzicht durch Downsizing ist nichts zu spüren. Ausgesprochen direkt hängt der knapp 3,9 Liter große V8 am Gas, kein lethargisches Ansprechverhalten steht der neuen Lust am Turbo im Wege.
Ferrari California T 2014: Neuer V8-Turbo mit 560 PS
Ferrari setzt auf zwei schnell ansprechende Twinscroll-Turbolader. Eine darauf abgestimmte Abgasanlage mit aufwändig konstruierten Krümmern mit gleichen Längen sorgt für eine unter allen Lastzuständen optimale Anströmung der Lader. Das Ergebnis ist eine unglaublich fein dosierbare, gefühlvolle Drehmomentabgabe in jedem Drehzahlbereich.
Bis zu 755 Newtonmeter setzt das Triebwerk dabei frei. Allerdings teilt die Elektronik per Ladedruckregelung jedem Gang sein eigenes maximales Drehmoment zu. Während die ersten drei Gänge mit 500 Nm bei 1500 Touren starten und mit maximal 0,9 bar Ladedruck sanft auf 610 Nm bei 5750 Umdrehungen erhöhen, steigert sich die Ausbeute bei stetig steigendem Ladedruck bis auf 650 Nm im sechsten Gang. Erst in der siebten Übersetzungsstufe dürfen die beiden Lader mit 1,3 bar das maximale Drehmoment von 755 Nm zwischen 2500 und 5000 Touren entfachen.
Insbesondere in den lang übersetzten oberen Gängen entfaltet der neue Triebsatz dank der italienischen Turbo-Philosophie seine ganz eigene Aura. Aus niedrigen Drehzahlen wirkt der neue Biturbo ebenso hellwach wie kurz vor dem roten Bereich. Das Doppelkupplungsgetriebe kann getrost aufs Herunterschaltenverzichten, so unaufgeregt, aber berauschend druckvoll schiebt der neue Biturbo den California T jederzeit voran.
Der Motor kann schlicht alles besser als sein Vorgänger: Er bietet mehr Leistung, mehr Drehmoment und ja, auch eine deutlich voluminöser Klangwelt. Downsizing als Verzicht realisiert der Fahrer erst an der Zapfsäule. Mit einem Normverbrauch von 10,5 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern ist das 1625 kg schwere Cabrio gut drei Liter sparsamer als das bisherige Modell.
Aber der neue California T definiert sich nicht nur über den Motor. Er ist ein offener GT mit einer großen Prise Supersportwagen. Lenkung und Fahrwerk wurden eigens dazu neu abgestimmt und verleihen dem Ferrari nun deutlich mehr Rückmeldung und Präzision bei gleichzeitig gelungenem Komfort.
Die dezenten Eingriffe in die Optik an der Front mit markanteren Scheinwerfern und am Heck mit der neu gestalteten Abgasanlage werten den California ebenso auf wie die nun klarere Architektur des Armaturenträgers. Selbst das Entertainment- und Navigationssystem wurde in seinen Menüstrukturen intensiv überarbeitet. Allerdings bleibt hier im Gegensatz zur durch und durch gelungenen Antriebseinheit noch Platz für Optimierungen.
Der in allen Belangen gegenüber seinem Vorgänger bessere California T wird den Absatz des derzeit erfolgreichsten Ferrari nachhaltig unterstützen. Nicht zuletzt, weil die Italiener mit 183.499 Euro gerade einmal 3000 Euro mehr verlangen als für das alte Modell.
Michael Godde