Ferrari 458 Spider im Fahrbericht Ferrari 458 Spider
Offener Genuss mit 570 PS – Ferrari verlängert mit dem neuen 458 Spider den Sommer. Enzo Ferrari würde den Roadster lieben
Eckdaten | |
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PS-kW | 570 PS (419 kW) |
Antrieb | Hinterrad, 7-Gang-Doppelkupplung |
0-100 km/h | 3.2 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 320 km/h |
Preis | 225.000,00€ |
Berceto heißt das kleine Bergdorf, das als Präsentationsort für den Ferrari 458 Spider eine gute Wahl ist. Rund um dieses Nest auf den geschwungenen Bergstraßen des Apennins zwischen Emilia Romagna und Toscana fuhr 1919 Enzo Ferrari sein erstes Bergrennen – der Rest ist Geschichte. Nur Insider wissen indes, dass die anspruchsvollen Passstraßen von Maranello zum Mittelmeer „Il Commendatore“ nicht selten als persönliche Teststrecke dienten.
DER 458 IST IN 14 SEKUNDEN OFFEN
Es ist also eine Hommage an den Firmengründer, dass die erste Ausfahrt mit dem neuen offenen 458 Spider über einen Teil der Strecke des „Parma-Poggio di Berceto“-Bergrennens führt. Und Enzo Ferrari wäre stolz auf die jüngste Kreation der Scuderia. Erstmals kommt bei einem Mittelmotorsportwagen mit dem steigenden Pferd im Wappen ein versenkbares Hardtop aus Aluminium zum Einsatz. In nur 14 Sekunden legt sich das schmale Dach kunstvoll in ein Fach über den hinter den Sitzen platzierten Achtzylinder. Zudem spart das schlanke Top aus edlem Blech gegenüber der Version aus feinem Tuch seines Vorgängers 25 Kilogramm ein.
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Im Vergleich zur Coupé-Version des 458 erhöht sich jedoch das Leergewicht um 50 Kilogramm – ein Tribut an den erfreulich einfachen Klappmechanismus und die Versteifungen des Chassis. Einschränkungen im Innenraum gibt es aber nicht. Der offene Spider sitzt ebenso perfekt wie der geschlossene Italia. Der Genuss, Ferrari zu fahren, steigert sich um ein Vielfaches, sobald das Dach nach hinten klappt.
Nein, der Ferrari 458 Spider ist nicht schneller als der Italia, aber er spielt die wohl komponierte Achtzylinder-Arie des 570-PS-Triebsatzes mit noch mehr Inbrunst. Die Ferraristi aus Maranello haben ihm ein neues Ansaugsystem und eine optimierte Abgasanlage spendiert. Vor allem, wenn über den kleinen aus dem Formel-1-Cockpit entliehenen Manettino-Schalter die Race-Funktion aktiviert wird, stellen sich nicht nur Fahrwerk, Motor und Getriebe scharf.
Auch der Abgastrakt verliert jede Scham und öffnet die Klappen. Erst dann dringt die Komposition aus tiefem Ansauggrollen und infernalischem V8-Stakkato ungehindert ins Freie und zerreißt am Drehzahllimit bei 9000 Touren jegliche Ruhe im Spider-Cockpit mit einem markerschütternden, zornigen Kreischen. Die Bergstraßen winden sich Richtung Süden, und der Luftstrom hinter der flachen Frontscheibe des Spiders fällt sanft ins Innere. Eine ausgefeilte Aerodynamik stand ganz oben im Lastenheft der Entwickler. Viel Klangkulisse sollte hinein- und der Fahrtwind möglichst elegant an der Karosserie vorbeigeführt werden. Es hat geklappt!
SPORTWAGEN PAR EXCELLENCE
Weder das geringe Mehrgewicht noch die modifizierte Struktur des Aluminium-Chassis verändern den Charakter des 458 – des wohl besten Ferrari aller Zeiten. Nach wenigen Metern ist der Mensch eins mit der Technik und dem Mythos Ferrari verfallen. Kaum ein anderes Fahrzeug kommuniziert so intensiv mit seinem Fahrer wie der 458. Das Fahrwerk begeistert auf der einen Seite mit einem superben Komfort, der mancher Limousine die Schamesröte ins Gesicht treibt.
Auf der anderen Seite lässt es sich per Knopfdruck auf Rennstrecke trimmen. Dann wird aus dem Ferrari 458 Spider ein Sportwagen par excellence – über die Vorderräder wird die Richtung bestimmt, über die Hinterräder kommt die Kraft auf die Straße. Die ausgewogene Gewichtsverteilung und die Konzentration der Massen im Zentrum des Fahrzeugs machen aus dem Ferrari keinen giftigen Mittelmotorsportwagen, sondern ein Paradebeispiel für perfekte Balance.
Der 458 Spider brilliert am Limit mit spielerischer Leichtigkeit. Wie das Coupé erhält auch der Spider eine neue Abstimmung des Antriebstrangs. Gangwechsel kurz vor dem roten Bereich bei sensationellen 9000 Umdrehungen fallen jetzt noch schneller aus. Wie ein Peitschenhieb hallt jeder Gangwechsel von den Wänden des verschlafenen Berceto zurück. Das hätte auch dem Commendatore gefallen.
Michael Godde
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | V8-Zylinder, 4-Ventiler, Direkteinspritzer |
Hubraum | 4499 |
Leistung kW/PS 1/Min | 419/570 9000 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 540 6000 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplung |
Antrieb | Hinterrad |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbelüftete und gelochte Karbon-Keramik-Scheiben h: innenbelüftete und gelochte Karbon-Keramik-Scheiben |
Bereifung | v: 235/35 ZR 20 h: 295/35 ZR 20 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 1430 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 3.2 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 320 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | 11.8l/100km (Super Plus) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | 275 |