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Alle Tests zum Ferrari F430

Ferrari 430 Scuderia von 2009: So schlug er sich im Test

Der 430 Scuderia ist das beste Pferd im Stall

Jürgen Voigt Geschäftsführender Redakteur Test & Technik
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Inhalt
  1. Test von 2009: Leichtbau für Leistung im Ferrari 430 Scuderia
  2. Ab 5000 Touren spielt im 430 die Musik
  3. Der 430 Scuderia verlangt nach Mut am Steuer
  4. Technische Daten des Ferrari 430 Scuderia
  5. Fazit

Beim Test im Rückspiegel widmen wir uns vergangenen Exoten und Ikonen, welche die AUTO ZEITUNG durch die knallharte Testmangel genommen hat. Dieses Mal: der Ferrari 430 Scuderia von 2009.

Im 430 Scuderia lebt der Mythos Ferrari lauter und leidenschaftlicher denn je. Das rassige Rennpferd aus Maranello setzt Maßstäbe auf Straße und Rundkurs. Durchaus anerkennenswert ist es ja schon, wenn sich Automobilhersteller wie Toyota, Renault oder Mercedes in der Formel 1 engagieren. Doch fällt es oft schwer, eine Brücke zu den Serienfahrzeugen zu schlagen. Auf Anhieb fehlt uns da der Link von der Königsklasse zu den alltäglichen Twingo, Avensis und A-Klassen dieser Welt. Bei Ferrari sieht das anders aus. Zum einen, weil die Serienrenner aus Maranello ohnehin schon zu den dynamischsten Kostbarkeiten zählen, zum anderen haben es die Italiener immer schon verstanden, Rennsport-Kompetenz glaubhaft auf ihre Straßenfahrzeuge zu übertragen.

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Test von 2009: Leichtbau für Leistung im Ferrari 430 Scuderia

Aktuelles Beispiel dafür ist der Ferrari 430 Scuderia, der auf den ersten Blick als Ferrari F430 durchgeht. Zum Scuderia wird der 430er zunächst durch eine radikale Abmagerungskur. Die Verwendung – zum Teil aufpreispflichtiger – Carbonteile und das Weglassen verzichtbarer Komfortfeatures spart etwa 100 kg. Fahrbereit und vollgetankt macht das bei unserem Test-Scuderia gerade mal 1390 kg.

Vorangetrieben werden die Pfunde von 510 PS (375 kW) – 20 PS (15 kW) mehr als beim F430. Der an sich moderate Leistungszuwachs erfordert angesichts schwindelerregender 118 PS (87 kW) pro Liter Hubraum einen beträchtlichen Aufwand: Ansaug- und Abgassystem wurden komplett überarbeitet. Um bei der auf 11,88 erhöhten Verdichtung eine fehler- und klopffreie Verbrennung zu gewährleisten, bekam der unverändert 4,3 l große V8 eine Ionenstromanalyse verpasst: An jeder Zündkerze wird der Stromfluss zwischen den Elektroden erfasst, der Aufschluss über den Verbrennungsablauf gibt. Von der aerodynamischen Optimierung sieht man nicht viel, denn den Abtrieb erzeugen maßgeblich die Unterbodenstruktur und der Heckdiffusor.

Das Cockpit des Ferrari 430 Scuderia.
Foto: AUTO ZEITUNG Archiv

Auf der dünn gepolsterten, aber bequem geformten Sportschale Platz genommen, zeigt die Rennsport-Technik dann auch für die Fahrer:innen greifbare Formen. Das abgeflachte, handschmeichlerische Lenkrad mit Carboneinlagen und Hochschalt-LED (2425 Euro) lässt das Herz des Formel-1-Fans höher schlagen. Wie bei den Profis finden sich hier auch der Startknopf und – ganz wichtig – das Manettino.

Mit dem "Schalterchen" wählt man die fünf Fahrprogramme an, die das Zusammenspiel zwischen CST (ESP), F1-Traktionskontrolle, dem elektronischen Sperrdifferential (EDIFF), den variablen Dämpfern, den Schaltgeschwindigkeiten des sequenziellen F1-Getriebes und der Gaspedalkennlinie beeinflussen. Mit dem Hightech-Volant und dem gelb hinterlegten Drehzahlmesser inklusive Ganganzeige hat man alles Wesentliche im Blick und im Griff. Sobald man sich etwas umständlich mit den standesgemäßen Vierpunktgurten (Aufpreis: 2415 Euro) festgezurrt hat, überrascht der Ferrari im Test durch seine problemlose Handhabung. Was nichts daran ändert, dass du ständig mit erhöhtem Adrenalinspiegel unterwegs bist.

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Ab 5000 Touren spielt im 430 die Musik

Der wie ein Schrein unter der Glashaube ruhende V8 sieht nicht nur famos aus, er beherrscht – je nach Drosselklappenstellung und bis hinauf zu über 8500 Touren – jede Tonart. Untenherum vulgär röchelnd, macht er unüberhörbar darauf aufmerksam, dass er ja eigentlich eine Hochfrequenzmaschine ist. Zwar nimmt der V8 ab Leerlaufdrehzahl brav Gas an, lauter und heftiger spielt die Musik aber erst ab 5000 Touren. Ab da musst du die Hochschaltanzeige im Lenkrad im Blick behalten. Leuchtet die fünfte und letzte LED, hast du gerade noch einen Wimpernschlag Zeit, um mit dem rechten Lenkradpaddel hochzuschalten, statt bei 8640 Umdrehungen in den Fängen des Drehzahlbegrenzers zu enden. Und überhaupt: das Schalten. 60 ms für einen Schaltvorgang, das ist quasi nichts und wäre mit einem manuellen Getriebe unerreichbar. Und soll es mal nicht mit maximalem Schub vorangehen, schaltet das F1-Getriebe sogar einigermaßen weich und komfortabel.

Obwohl wir bei den Messungen auf den Einsatz der serienmäßigen, aber Kupplungs-mordenden Launch-Control verzichtet haben, legt der Ferrari 430 Suderia fabelhafte Beschleunigungswerte hin (0 bis 100/200 km/h in 3,6/11,5 s). Voraussetzung: betriebswarme Semi-Slicks und etwas Übung, um beim Anfahren einen wohldosierten Schlupf an den Hinterrädern zu erzeugen. Ebenso souverän ankert der 430 auf der Bremspiste. Die unerschütterlichen Carbon-Keramik-Bremsen funktionieren am besten, wenn sie warm sind und bringen den Ferrari im Test aus 100 km/h nach 32,3 m zum Stehen.

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Der 430 Scuderia verlangt nach Mut am Steuer

Auf der Straße lässt der messerscharf präzise einlenkende Mittelmotorsportler lediglich erahnen, welches Potenzial in ihm steckt. Und auf der Rennstrecke musst du erst mal den inneren Schweinhund überwinden und die mühsam erlernten und erfahrenen Lektionen der Fahrphysik vergessen, um dem Ferrari 430 Scuderia vielleicht ein leichtes Untersteuern nach verpasstem Bremspunkt zu entlocken – oder aber auch ein leichtes, gut kontrollierbares Leistungsübersteuern im Kurvenscheitel. Man muss noch nicht einmal die Fahrdynamikregelung per Manettino komplett abschalten, um mit dem Scuderia eine Bestzeit nach der anderen hinzulegen.

Der Ferrari 430 Scuderia fahrend von schräg hinten fotografiert.
Foto: AUTO ZEITUNG Archiv

Kaum ein anderes Auto schafft auf Anhieb so viel Vertrauen, lässt Mensch und Maschine so innig miteinander verschmelzen. Es mag stärkere Supersportwagen geben, die oberhalb von 270 km/h beherzter zur Sache gehen als der Scuderia, fahrdynamisch kann ihm jedoch kaum einer das Wasser reichen. Selbst zum viel zitierten Brötchenholen taugt dieser vierrädrige Traum, wäre da nicht ständig diese wissbegierige Meute von Ferrari-Fans um einen herum.

 

Technische Daten des Ferrari 430 Scuderia

AUTO ZEITUNG 17/2009Ferrari 430 Scuderia
Zylinder/Ventile pro Zylin.8/4
Hubraum4308 cm³
Leistung375 kW/510 PS
Max. Gesamtdrehmoment bei470 Nm 5250/min
Getriebe/Antrieb6-Stufen-Automatik/Hinterrad
L/B/H4521/1923/1214 mm
Leergewicht1350 kg
Bauzeit2007-2009
Stückzahlk.A.
Beschleunigung
null auf 100 km/h
3,6 s
Höchstgeschwindigkeit320 km/h
Verbrauch auf 100 km15,7 l S
Grundpreis (Jahr)207.840 Euro (2009)

 
Jürgen Voigt Jürgen Voigt
Unser Fazit

Wie kein anderer verkörpert der 430 Scuderia die Essenz von Ferrari. Die Umsetzung von Rennsporttechnik auf die Straße gelingt hier perfekt und bringt ein fahrdynamisch überlegenes, wenn auch extrem kostspieliges Auto hervor, das keinen Wettbewerber fürchten muss. Obendrein lässt es sich leicht handhaben, was man von einem italienischen Supersportler nicht unbedingt erwartet.

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