Falcon F7 2013: Exklusiver Supersportler mit 620 PS Motor City Supercar
Jeff Lemke aus Detroit wollte nicht bloß Türgriffe entwerfen, sondern ganze Autos bauen. Darum hat er seinen amerikanischen Traum vom eigenen Supersportwagen verwirklicht und ein 1,3-Tonnen-Geschoss mit 620 PS auf die Breitreifen gestellt – den Falcon F7. Erste Ausfahrt, exklusiv!
Zwei Autos gibt es bislang: Das erste Exemplar hat ein New Yorker gekauft, noch bevor das Unikat im Januar 2012 sein Debüt auf der Detroit Auto Show geben konnte. Im zweiten fahrfähigen Auto sitzen wir nun und cruisen durch Detroit.
Wobei Cruisen im Premiere in Detroit 2012: Falcon F7 bedeutet, dass die Tachonadel unversehens bei 160 km/h steht, während wir mit Leichtigkeit den Verkehr auf den Freeways um Detroit passieren. Dank der immensen Power wären auch 320 Sachen drin, aber so schnell fahren wir auf öffentlichen Straßen in den USA natürlich nicht. Und das müssen wir auch gar nicht, um das wahrscheinlich Beste am Auto zu erleben: den Sound. Denn der in Wixom nahe Detroit handgefertigte LS7-V8 klingt im Falcon viel besser als in der Corvette, die er üblicherweise als Frontmotor antreibt.
DER V8: BESSER, WEIL LAUTER
Im Falcon darf der V8 als frei liegender Mittelmotor den Bariton seiner sieben Liter Hubraum ungeniert ausreizen. Zudem ist der Sound so harmonisch und ausbalanciert, dass der Fahrer förmlich spürt, wie gern der Motor über 5000 Touren hinausdrehen möchte – und kann. Der Tritt aufs Gas bestätigt, dass der LS7 im Falcon knapp 200 Kilo weniger Masse bewegen muss als in der Corvette Z06. Seine ausgeprägte Drehfreude lässt zu keiner Zeit das Gefühl aufkommen, der Motor müsse hart arbeiten, um den Falcon F7 forsch voranzutreiben.
Das steife Rennwagen-Monocoque verkraftet die enormen Beschleunigungskräfte ungerührt und nährt das Vertrauen in die Konstruktion, das analog zur Geschwindigkeit wächst. Und das geht schnell: Der amerikanische Standardsprint von null auf 60 Meilen (96 km/h) soll binnen 3,3 Sekunden erledigt sein. Die Viertelmeile fällt laut Konstrukteur Lemke bereits nach 10,9 Sekunden. Kein Wunder, wenn satte 620 PS mit lediglich 1263 Kilo konfrontiert werden. Das entspricht einem Leistungsgewicht von gerade einmal 2,04 kg/PS.
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Zentrales Element des F7 ist neben dem Corvette-V8 das strukturgebende Monocoque aus Aluminium und Karbon, das von der Rennschmiede Fran Hall beigesteuert wird. Es sichert dem Mittelmotor-Konzept optimale Steifigkeit und legt den Grundstein für das niedrige Leergewicht. Die komplett mit Karbonteilen verkleidete Karosserie samt herausnehmbarer Dachelemente tragen ebenfalls dazu bei, die Masse des Fahrzeugs so gering wie möglich zu halten.
Trotz der zugrunde liegenden Rennsporttechnik ist auch das Fahrverhalten der Flunder von Leichtigkeit geprägt. Der Geradeauslauf ist dank sauber abgestimmter Aerodynamik überraschend stabil und der Falcon F7 verdaut auch löchrige Fahrbahnbeläge, ohne vom Kurs abzuweichen. Die elektronisch unterstützte Zahnstangenlenkung entspricht der Konstruktion des Fran Hall Superlite SLC – jenes Rennwagens, der 2011 in der NASA-Rennserie dominierte – und begeistert mit klarer Rückmeldung. Jedoch dürfte die Servolenkung ruhig etwas weniger leichtgängig ausfallen. So lässt sich der F7 zwar lässig mit Daumen und Zeigefinger manövrieren, erschwert jedoch beherztes Zupacken. Ganz anders die Bremse: In dem von uns gefahrenen Auto fehlte noch der Bremskraftverstärker, weshalb das Pedal ungewohnt schwergängig war. Immerhin lässt sich die Stop Tech-Bremse mit Sechs-Kolben-Zangen vorn sauber dosieren und verschafft dem rechten Bein nebenbei ein kräftigendes Workout.
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Erheblich ziviler offenbart sich das voll einstellbare Fahrwerk. Obwohl kaum Seitenneigung auftritt, malträtiert der Falcon F7 seine Insassen nicht mit bockhartem Abrollen, sondern zeigt trotz der knappen Federwege einen beachtlichen Restkomfort. Damit der ultraflache F7, der fast zwei Zentimeter flacher ausfällt als ein Lamborghini Aventador, nicht am ersten Bordstein oder der Garageneinfahrt kapitulieren muss, lässt sich die Front hydraulisch um etwa sieben Zentimeter anheben. Ferner wurden die Fahrwerksgeräusche wirksam isoliert. Schließlich wolle er sich beim Fahren noch mit seiner Frau unterhalten können, sagt Lemke. Passend dazu erweisen sich auch die stark konturierten Sitze nicht als stocksteife Rennschalen. Allerdings ist der Beifahrersitz zwischen Türverkleidung und einer Alu-Strebe neben dem Mitteltunnel eingequetscht, während der Fahrer spürbar mehr Freiraum genießt.
Aber das ist vielleicht auch ganz gut so, denn die enorm breiten 20-Zoll-Michelin-Reifen erlauben ein sehr hohes Griplevel – nicht nur für einen Straßensportler. Untypisch für ein uramerikanisches Muscle Car ist indes, dass es selbst den kraftstrotzenden V8 einige Anstrengung kostet, um die Hinterräder zum Durchdrehen zu bringen. Wer auf die große Show steht, muss schon recht ruppig mit der Kupplung sowie dem Sechsgang-Getriebe von Ricardo umgehen, dessen offene Kulisse möglicherweise das schönste Detail am ganzen Auto darstellt.
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Damit sein Traum vom eigenen Sportwagen tatsächlich wahr wird, hat Jeff Lemke nicht nur viel Inspiration und Knowhow aus der Region Detroit gebündelt und zu einem überzeugenden Konzept verschmolzen, sondern sich auch einen interessanten Businessplan ausgedacht: Kunden können den Falcon F7 künftig für 245.000 US-Dollar plus Steuern kaufen. Oder sie geben der Firma einen Kredit über 250.000 Dollar, können sich an der Entwicklung des F7 bei Trackdays beteiligen und bekommen nach drei Jahren ein Auto – oder das Geld zurück.
Momentan läuft die Fertigung an, nächstes Jahr sollen zehn Fahrzeuge gebaut werden. 2014 möchte Lemke bis zu 25 Autos auf die Straßen bringen, womit die jährliche Produktionskapazität ausgeschöpft wäre. Das sichert trotz des niedrigen Preises absolute Exklusivität. Zumal die Autos nicht schlüsselfertig, sondern als Bausätze geliefert werden, die die Kunden dann selbst komplettieren (lassen) dürfen.
Übrigens: Für den ersten Falcon F7 gewährt Lemke eine lebenslange Garantie. Und sämtliche Verbesserungen und Weiterentwicklungen, die im laufenden Prozess eingepflegt werden, werden auch am Auto des New Yorker Kunden kostenlos nachgerüstet.
Johannes Riegsinger
TECHNIK | |
FALCON F7 | |
Motor | V8-Zylinder, 2-Ventiler, zentrale Nockenwelle |
Hubraum | 6997 cm³ |
Leistung | 456 kW / 620 PS bei 6600/min |
Max. Drehmoment | 793 Nm bei 5400/min |
Getriebe | 6-Gang-Getriebe |
Antrieb | Hinterrad |
Aufbau | Alu/Karbon-Chassis mit Karbonkarosserie, Targa-Dach |
Fahrwerk | rundum: einstellbare Pushrod-Aufhängung an Doppelquerlenkern, Federn, Dämpfern |
Reifen | v.: 275/35 ZR 20, h.: 335/30 ZR 20, Michelin Pilot Sport |
L/B/H | 4420/1981/1118 mm |
Radstand | 2667 mm |
Leergewicht | 1263 kg |
Kofferraum | 290 Liter |
FAHRLEISTUNG / VERBRAUCH |
|
0-60 mph | 3,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 320 km/h |
EU-Verbrauch | k.A. |
CO2-Ausstoß | k.A. |
KOSTEN | |
Grundpreis | 200.000 $ (154.000 Euro) |
AUTO ZEITUNG