Elektroauto erzielt Reichweitenrekord: Audi A2 legt 600 Kilometer zurück Von München nach Berlin ohne Nachladen
Erstmals hat ein alltagstaugliches Elektroauto eine Strecke von rund 600 Kilometern ohne Aufladen zurückgelegt. Das Auto war von München nach Berlin unterwegs und erreichte am Dienstagmorgen die Hauptstadt
Das Projekt wurde von dem jungen Berliner Technologieunternehmen DBM Energy und dem Energieanbieter lekker Energie durchgeführt.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) feierte die Weltrekordfahrt als "Durchbruch". "Jetzt kommt es darauf an, dass aus dieser Meisterleistung made in Berlin ein Welterfolg wird", sagte Brüderle nach der Ankunft des Autos im Hof seines Ministeriums.
Deutschland habe damit einmal mehr bewiesen, dass es weltweiter Technologieführer sei. "Der erzielte Langstrecken-Weltrekord zeigt, dass Entfernungen von 600 Kilometern mit einem Elektrofahrzeug keine Utopie sind." Der Geschäftsführer der lekker Energie, Thomas Mecke sagte: "Die Forschung ist abgeschlossen, jetzt geht das Verkaufen los". Es gehe nun darum, auch große Autokonzerne von der besonderen Technologie zu überzeugen. Die Batterie auf Lithium-Metall-Polymer-Basis kann nach Unternehmensangaben bis zu 500.000 Kilometer schaffen, bevor sie ausgetauscht werden muss. Sie ist bisher nicht zu kaufen und soll nun zur Serienreife weiterentwickelt werden.
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Der umgebaute Audi A2 fuhr in sieben Stunden 605 Kilometer mit im Schnitt 90 Kilometern pro Stunde nach Berlin. Das Auto ist wie ein herkömmlicher Benziner mit vier Sitzen ausgestattet und hat einen vollständig nutzbaren Kofferraum. Bei anderen E-Autos war bisher der Kofferraum durch große Batterien ausgefüllt worden.
DBM-Chef Mirko Hannemann berichtete, dass vor der Weltrekordfahrt 50 Experten sechs Wochen lang fast rund um die Uhr an der Technik gefeilt hätten. Viele Außenstehende hätten nicht an den Erfolg geglaubt, da es sich um ein sehr junges Unternehmen handelt, sagte der 27-Jährige. Das Projekt wurde von Brüderles Ministerium unterstützt.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sprach bei n-tv von einer sehr beachtlichen Leistung. "Aber was man braucht, ist über 15 Jahre 600 Kilometer fahren zu können." Er betonte, bereits in fünf Jahren könnten die Batterien flächendeckend deutlich leistungsstärker und billiger sein als bisher.
Die Bundesregierung hatte in ihrem Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität erst für das Jahr 2015 Fahrten mit alltagstauglichen E-Autos von mehr als 300 Kilometern ohne Aufladen angepeilt. Am Brandenburger Tor empfing auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) das Auto.
Ähnliche Langstrecken-Versuche sind bereits mit Experimentalautos unternommen worden. So war es im Mai dem Japan Electric Vehicle Club gelungen, mit einem Elektroauto 1000 Kilometer zu fahren, ohne die Batterie zwischendurch aufzuladen. Allerdings kann dieses Gefährt nicht im Alltag eingesetzt werden.
Bis 2020 will die Regierung eine Million Elektroautos auf die Straße bringen. Neben dem Klimaschutz spielt das knapper werdende Öl eine wichtige Rolle. Eine Kaufprämie zur Ankurbelung der Elektromobilität lehnt die Bundesregierung aber ab.
Zuletzt berichtete auch BMW von positiven Test-Erfahrungen. "Wir haben erkannt: Elektrische Mobilität funktioniert schon heute im Alltag", sagte die Leiterin des BMW-Büros in Berlin, Nicola Brüning, der "Wirtschaftswoche". Das Elektroauto werde schneller Normalität werden als gedacht. Seit 2009 testet BMW im bisher größten Einzeltest knapp 600 E-Autos des Typs Mini E, 90 davon in Berlin und München.
Der Energiekonzern RWE ist sogar noch weiter und bietet schon ab 2011 ein Modell "alles aus einer Hand" an. Ab rund 30.000 Euro sind Auto und Ladestation zu bekommen und zwar die E-Modelle Mitsubishi i-MiEV im Kosten-Nutzen-Vergleich, Citroën C-Zero und Peugeot iOn: City-Stromer im Fahrbericht. Die Antriebe sind baugleich und bieten eine maximale Reichweite von 150 Kilometern.
dpa
AUTO ZEITUNG