Die größten Auto-Skandale aller Zeiten: Top-10
Von Sicherheitsmängeln, Diesel und Kokain
Ford Pinto mit Explosionsgefahr
Der Pinto entwickelte sich für Ford zum Debakel, denn bei Auffahrunfällen konnte der im Heck platzierte Kraftstoff-Tank beschädigt werden. Brand- und Explosionsgefahr waren vorprogrammiert. Ford kannte die Schwachstelle, wollte sich aber eine teure Neukonstruktion ersparen. Stattdessen errechnete man intern, dass eventuelle Gerichtsverfahren gegen Angehörige von Todesopfern und die damit verbundenen Entschädigungszahlungen wirtschaftlich günstiger wären. Mindestens 60 Menschen starben durch Feuer nach Unfällen.
Foto: Imago
Ford Pinto mit Explosionsgefahr
Der Pinto sollte als preiswertes Kompaktmodell zwischen 1970 und 1980 gegen die japanische und europäische Konkurrenz bestehen. Statt Verkaufsrekorde zu brechen, wurde er 1973 lediglich Teil der bis dahin größten Rückrufaktion. 1,5 Millionen Exemplare des Pinto und des Schwestermodells Mercury Bobcat mussten zurück in die Werkstatt.
Foto: Ford
Mercedes A-Klasse im Elchtest
Mit der A-Klasse traute sich Mercedes erstmals in die Welt der Kompakten und Minivans. Das hoch bauende Auto geriet aber bereits kurz nach Marktstart 1997 in Verruf, weil es beim Elchtest umkippte. Der damals nur in Schweden durchgeführte, schnelle Richtungswechsel brachte die Karosserie stark ins Wanken und letzten Endes zum Umfallen. Zuerst machte man bei Mercedes den schwedischen Tester verantwortlich, unterstellte gar ein Sponsoring der Konkurrenz. Doch dann musste man auch in Stuttgart einsehen, dass man Fehler gemacht hatte. Der Verkauf wurde sofort eingestellt, Modifizierungen angekündigt. Die noch nicht überarbeiteten Autos schickte Mercedes ironischerweise in ein Lager in Kippenheim.
Mercedes A-Klasse im Elchtest
Zu den Verbesserungsmaßnahmen gehörten eine breitere Spur und härtere Federn. Aber nicht nur das: Mercedes ging wortwörtlich auf Nummer sicher und rüstete die A-Klasse serienmäßig mit dem elektronischen Stabilitätsprogramm ESP aus, welches vorher nur die S-Klasse an Bord hatte. Nach Marketinglogik folgten wenig später auch sämtliche andere Baureihen, sodass ESP erst bei Mercedes und dann in der gesamten Automobilbranche zum Sicherheitsstandard wurde.
Foto: Mercedes
Audi TT mit gefährlichem Grenzbereich
Apropos ESP: Auch die erste Generation des Audi TT wurde nachträglich mit dem Stabilitätsprogramm ausgerüstet, doch der Reihe nach. Zunächst debütierte das Ingolstädter Coupé 1998 ohne Heckspoiler und mit besonders agil abgestimmtem Fahrwerk, doch die Abstimmung überforderte viele Fahrer:innen und sorgte für mehrere, teils tödliche Unfälle. So reagierte das Heck bei Höchstgeschwindigkeit extrem giftig und brach unvermittelt aus.
Audi TT mit gefährlichem Grenzbereich
Audi reagierte mit einem Heckspoiler sowie einer geänderten Fahrwerksabstimmung. Auch ESP konnte auf Wunsch nachgerüstet werden. So konnte der TT in erster Generation mit etwa 276.500 verkauften Exemplaren doch noch zum Erfolg werden.
Mercedes S-Klasse mit Bremsproblemen
Auch die Mercedes S-Klasse der Generation W 221 kam ungewollt in die Schlagzeilen – obwohl der automatische Bremsassistent Distronic Plus funktionierte. Doch bei einer Vorführung in der Fernsehsendung Stern TV ...
Mercedes S-Klasse mit Bremsproblemen
... versagte die S-Klasse. Noch schlimmer: Der Test wurde mithilfe eines Holzbretts manipuliert, beim Überfahren sollte der Testfahrer eine Vollbremsung einleiten. Die Ursache war laut Mercedes die Beschaffenheit der Crashtest-Halle, die mit viel Metall in Boden und Wänden die Sensoren täuschte.
Zündschloss-Skandal bei General Motors
Fehlerhafte Zündschlösser sorgten bei General Motors für einen Skandal mit zahlreichen Todesopfern. Die Schlösser konnten beispielsweise durch schwere Schlüsselanhänger während der Fahrt in den Modus "Zündung aus" wechseln, Lenk- und Bremskraftunterstützung fielen in diesem Moment ebenso aus wie Airbag-Systeme.
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Zündschloss-Skandal bei General Motors
Schlimmer wiegt noch, dass das Problem bereits länger intern bekannt war, jedoch erst 2014 mittels eines Rückrufs angegangen wurde. 2,6 Millionen Fahrzeuge waren vom Problem betroffen, darunter auch – als einziges Opel-Modell – der GT.
Foto: AUTO ZEITUNG
DeLorean Kokain-Affäre
John Z. DeLorean war ein schillernder Automobilmanager mit einer waghalsigen Vision – der Elon Musk der 70er, wenn man so will. Im Gegensatz zu Ford, General Motors und Chrysler wollte er kleinere, fahraktivere und vor allem spritsparende Autos bauen. Die DeLorean Motor Company sollte mit dem Sportwagen DMC-12 abheben und so richtig in Fahrt kommen. Stattdessen endete DeLorean im Drogenskandal.
Foto: Imago
DeLorean Kokain-Affäre
Der DMC-12 floppte, weil er zu teuer und behäbig war, während die Produktion durch erhebliche Qualitätsprobleme gebeutelt war. Um seine Vision zu retten, wollte DeLorean Firmenaktien an Kokainbarone im Tausch gegen das "weiße Gold" verkaufen. Stattdessen geriet er ans verdeckt ermittelnde FBI und landete vor Gericht. Als er 1984 wegen Verfahrensfehlern freigesprochen wurde, war der DMC-12 bereits Geschichte.
Foto: Daniela Loof
VW Diesel-Skandal
Im September 2015 führte der "Dieselgate" genannte Skandal um manipulierte Abgasmessungen bei VW innerhalb weniger Tage zu dramatischen Kursverlusten an der Börse und dem Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn.
VW Diesel-Skandal
Volkswagen hatte die Software von Dieselmotoren, aber auch von Ottomotoren so manipuliert, dass sie nur bei Abgastests die geforderten Grenzwerte einhalten konnte – im normalen Kundenbetrieb war der Stickoxid-Ausstoß aber bis zu 40 Mal so hoch wie erlaubt. Es folgte ein Erdbeben durch die gesamte Autoindustrie, waren solche Manipulationen unternehmensübergreifend bereits seit Jahren gängige Praxis. Bis heute (Stand: November 2022) hat der Dieselskandal alleine VW mehr als 32 Milliarden Euro gekostet.
Chevrolet Corvair mit Übersteuergefahr
Der Chevrolet Corvair war als amerikanische Antwort auf VW Käfer und Co. konzipiert. So setzte man auf einen für US-Modelle untypischen Boxermotor im Heck, allerdings alles ein paar Nummern größer als bei der europäischen Konkurrenz. So werkelte in der 4,5 Meter langen Limousine ein Sechszylinder mit mindestens 2,3 Litern Hubraum und bis zu 150 PS (110 kW). Das Problem: Wegen des schweren Heckbereichs neigte der Corvair zum Übersteuern.
Foto: Bernd Ebener
Chevrolet Corvair mit Übersteuergefahr
Autofahrende in den USA waren aber untersteuernde Autos gewohnt und verunfallten reihenweise. Eigentlich sollte das urplötzlich ausbrechende Heck samt Pendelachse von sehr hohen hinteren Reifendrücken in Schach gehalten werden – die unüblichen Angaben in der Anleitung hielten jedoch nur allzu viele für Schreibfehler. So spielte der kleine Chevrolet eine unrühmliche Rolle in der Abhandlung "Unsafe at any Speed" des amerikanischen Verbraucherschützers Ralph Nader über Konstruktionsschwächen US-amerikanischer Automobile. Das vorgeworfene, gefährliche Fahrverhalten sorgte für einen enormen Verkaufsrückgang. Da halfen selbst umfangreiche Modifizierungen nicht mehr. 1969 war das Ende für den Corvair besiegelt.
Foto: Bernd Ebener
López-Skandal bei Opel/VW
Noch heute ist der Name José Ignacio López beziehungsweise der Lopéz in der Automobilwelt in aller Munde, wenn bei extremen Sparmaßnahmen die Qualität merklich leidet. So geschehen sowohl bei Opel als auch VW, wo der Manager die Einkaufs-Abteilungen leitete. In Rüsselsheim begann der neue Opel Astra plötzlich zu rosten, während auch Komponenten wie Zahnriemen und Lichtmaschinen rekordverdächtig schnell verschlissen.
Foto: AUTO ZEITUNG
López-Skandal bei Opel/VW
Nach seinem Wechsel zu VW erarbeitete sich López schnell den Spitznamen "Würger von Wolfsburg", weil er drastische Kostensenkungen veranschlagte und damit unter anderem die Verarbeitungsqualität des VW Golf III vernachlässigte. Der eigentliche Skandal aber ereignete sich, als bei López streng geheime Opel-Zukunftspläne entdeckt wurden, die er einfach mit zu seinem neuen Arbeitgeber genommen hatte. Nachdem Opel-Mutter General Motors Industriespionage vorwarf, musste VW 100 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen und für eine Milliarde US-Dollar GM-Bauteile beziehen. López wiederum flog 1996 bei VW raus und zahlte weitere 400.000 D-Mark Strafe.
Foto: AUTO ZEITUNG
Auto-Skandale wie die VW-Dieselaffäre sind keine neue Erscheinung. Nicht selten hatte das Fehlverhalten der Autobauer sogar positive Auswirkungen auf spätere Modelle. Unsere Top-10 zeigt die größten Auto-Skandale aller Zeiten.
Allmählich nimmt der Wirbel um die VW-Dieselaffäre ein Ende. Immerhin ist das Thema seit 2015 wie kaum ein anderes in der Öffentlichkeit diskutiert worden und führte bereits innerhalb weniger Tage zum Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn. Doch die Wolfsburger:innen sind keineswegs die einzigen, die in den vergangenen Jahren durch große Skandale aufgefallen sind und dabei ihr Image schwer beschädigt haben. Praktisch seit es Autos gibt, versuchen Autobauer ihre Produkte in besonders hellem Licht erscheinen zu lassen und schrecken dabei manchmal auch nicht vor illegalen Aktionen zurück. Andere Hersteller haben bei der Entwicklung wichtige Aspekte übersehen und gefährdeten so ungewollt die Gesundheit ihrer Kundschaft. In das kollektive Gedächtnis einer ganzen Nation haben sich nicht nur die Bilder der umkippenden Mercedes A-Klasse eingebrannt, die 1997 die Einführung von ESP in vielen Automodellen deutlich beschleunigte. Beim sogenannten Elchtest, der vor dem Skandal nur Fachleuten ein Begriff war, konnte die erste Generation der Stuttgarter Kompaktklasse ins Kippen kommen – so brachte der skandinavische Wiederkäuer einen ganzen Automobilkonzern ins Wanken. Weitere unvergessene Auto-Skandale zeigt unsere Top-10-Bildergalerie. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Leslie & Cars fährt den VW ID. Buzz (2022) im Video:
Top-10 der größten Auto-Skandale aller Zeiten