Citroen Grand C4 Picasso BlueHDi 150 vs. VW Touran 2.0 TDI: Vergleich Reisepartner
Mit dem siebensitzigen Citroen Grand C4 Picasso interpretieren die Franzosen das Thema Kompaktvan neu. Der eher konventionelle, aber sehr erfolgreiche VW Touran hält dagegen. Ein Vergleichstest
W er sagt eigentlich, dass ein Kompaktvan wie ein Nutzfahrzeug aussehen muss? Das dachten sich die Franzosen auch und formten ihren neuen Raumgleiter Picasso mit einer gehörigen Portion Esprit. Nun steht in wenigen Tagen der Siebensitzer Grand C4 Picasso beim Händler und führt die Designlinie des Fünfsitzers fort. Das heißt: futuristische Frontscheinwerfer, großzügige Verglasung (5,7 Quadratmeter), markante Dachbögen, aber ein um knapp elf Zentimeter verlängerter hinterer Überhang samt auffälliger LED-Rückleuchten. Rund 4,60 Meter Außenlänge und ein Radstand von 2,84 Metern lassen auf einen großzügigen Innenraum schließen. Und in der Tat: Der Citroën bietet gegenüber dem recht konventionell gezeichneten Touran (Länge: 4,40 Meter, Radstand: 2,68 Meter) deutlich bessere Platzverhältnisse, vor allem in der zweiten Reihe fällt der Knieraum üppig aus. Die Plätze in der dritten Reihe taugen hier wie dort aber nur für Kinder.
Der VW Touran ist leichter zu bedienen
Gegenüber der fünfsitzigen Variante wuchs der Kofferraum im Picasso von 537 auf 645 Liter – sofern die Sitze sechs und sieben (700 Euro) weggeklappt im Boden ruhen. Sind die hinteren Sitze umgelegt, stehen 1843 Liter zur Verfügung. Der VW bietet als Siebensitzer (745 Euro) in der gleichen Konfi guration zwischen 619 und 1913 Litern. Bei beiden sind die Sitze leicht vorklappbar. Pfiffig: Für den Zugang in die dritte Reihe des Citroëns falten sich die Sitzflächen der äußeren Fauteuils in der zweiten Reihe per Handgriff parallel zur Lehne. Dann lassen sich die Sitze nach vorn schieben.
Vorn halten die zwei Kompaktvans bequemes Gestühl bereit. Das des Franzosen ist optional sogar mit einer Massagefunktion ausgerüstet, was besonders auf längeren Reisen entspannt (850 Euro, ab Ausstattung „Intensive“). Darüber hinaus wirken beide hochwertig verarbeitet, wobei der Franzose nicht ganz an die Perfektion seines deutschen Konkurrenten heranreicht.
Im Touran setzt VW auf ein kon-ventionelles Armaturenbrett mit klassischen Runduhren, Drucktasten und Drehschaltern. Die gute Ablesbarkeit erfreut, die Bedienung geht intuitiv von der Hand. Der C4 bricht dagegen mit der Konvention: Die Digitalanzeigen zitieren klar die Markenhistorie – wie etwa der animierte Lupentacho, der an die seligen GS- und CX-Modelle erinnert. Der kleine Wählhebel hinter dem Lenkrad für das Automatik-Getriebe (1200 Euro Aufpreis gegenüber dem Sechsgang-Handschalter) kennen wir aus dem legendären Citroën DS. Ganz zukunftsorientiert wirkt der serienmäßige Sieben-Zoll-Touchscreen, der den Zugriff auf die Steuerung von Klima- und Audioanlage sowie des Navis erlaubt. Er gehört zur Ausstattung Intensive. Der Umgang damit ist schnell erlernt, während das mit Tasten überfrachtete Lenkrad ein intensiveres Studium der Betriebsanleitung erfordert. Auf dem aktuellen Stand der Technik ist der Grand C4 Picasso dafür in Sachen Assistenzsysteme: Spurwechsel- und Einparkassistent gibt es beispielsweise für 700 Euro im Park-Assist-Paket. Und im Drive-Assist-Paket für 600 Euro finden sich Spurhalte- und Fernlichtas-sistent sowie ein Abstandsregeltempomat. Extravagant: Beim Überfahren durchgezogener Linien lässt der Spurhalteassistent den Sicherheitsgurt vibrieren.
Bis auf den Spurwechselassistenten und den Abstandsregeltempomaten hält der VW in der Sicherheitsausstattung mit: Spurhalteassistent 520 Euro, Fernlichtassistent 148 Euro, Einparkassistent 345 Euro. Zusätzlich punktet er mit der serienmäßigen Müdigkeitserkennung und einer kamerabasierten Verkehrszeichenerkennung für 20 Euro – beides gibt es für den Citroën nicht.
Nur der Citroen erfüllt die Euro-6-Norm
Die ersten Kilometer absolvierten wir im Citroën mit dem neuen 150 PS starken 2,0-Liter-Selbstzünder, der dank selektiver katalytischer Reaktion mit Hilfe einer Harnstofflösung die giftigen Stickoxide im Abgas in harmlosen Stickstoff und Wasser umwandelt und so bereits die Abgasnorm Euro 6 erfüllt. Über diese Technik verfügt der bekannte 2,0-Liter-TDI mit 140 PS im VW nicht.
Unterwegs entpuppt sich das Citroën-Aggregat als akustisch zurückhaltend. Lediglich beim Ausdrehen der Fahrstufen wird es etwas laut. Die Leistungsentfaltung ist angenehm nachdrücklich, doch Temperamentsausbrüche bleiben aus. So vergehen laut Werk 11,5 Sekunden, bis die 100-km/h-Marke fällt, und die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h wird erst mit reichlich Anlauf erreicht. Die Sechsstufen-Automatik wechselt dabei die Gänge angenehm sanft. Zusammen mit der überaus gelungenen Geräuschdämmung, die auch bei 200 km/h noch eine Unterhaltung in Zimmerlautstärke zulässt, legt der Grand C4 Picasso den Charakter eines Reisewagens an den Tag, in dem die Passagiere auch große Distanzen entspannt absolvieren können.
Der 140 PS starke TDI-Motor leistet zwar zehn PS und 50 Nm weniger Drehmoment. Dennoch sprintet der Touran – nicht zuletzt wegen seines um 107 kg niedrigeren Leergewichts – laut Werk bereits in 9,9 Sekunden auf Landstraßentempo 100. In der Höchstgeschwindigkeit fehlen ihm jedoch mit 201 km/h neun km/h auf den Citroën. Auch beim EU-Verbrauch schneidet er um 1,1 Liter schlechter ab. Dafür sprechen seine Federelemente – der Testwagen war mit der adaptiven Fahrwerksregelung DCC (1000 Euro) ausgerüstet – sensibler an als die des Picasso, und im Fahrverhalten wirkt er insgesamt wesentlich agiler, unter anderem dank der spontaneren Reaktionen auf Lenkbefehle.
Mit 31.040 Euro ist der Grand C4 Picasso 385 Euro billiger als der Touran. Auch beim Vergleich der Serienausstattung schneidet der C4 besser ab, denn bereits ab Werk gibt’s Leichtmetallräder, Zweizonen-Klimaautomatik, Regensensor, Rückfahrkamera, Navisystem und Abbiegelicht. Ein solches Entgegenkommen dürfte im Familienrat die Diskussion über einen Kauf durchaus beeinflussen.
TECHNISCHE DATEN | ||
Citroen Grand C4 Picasso BlueHDi 150 | VW Touran 2.0 TDI | |
Motor | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter, SCR-Katalysator | 4-Zylinder, 4-Ventiler, Turbodiesel, Partikelfilter |
Hubraum | 1997 cm³ | 1968 cm³ |
Leistung | 110 kW / 150 PS bei 4000 /min | 103 kW / 140 PS bei 4200 /min |
Max. Drehmoment | 370 Nm bei 2000 /min | 320 Nm bei 1750-2500 /min |
Getriebe | 6-Stufen-Automatik | 6-Gang, Doppelkupplung |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H | 4597/1826/1638 mm | 4397/1794/1674 mm |
Radstand | 2840 mm | 2678 mm |
Leergewicht | 1635 kg | 1528 kg |
Kofferraum | 645 – 1843 l | 619 – 1913 l |
MESSWERTE | ||
0 - 100 km/h¹ | 11,5 s | 9,9 s |
Höchstgeschwindigkeit¹ | 210 km/h | 201 km/h |
EU-Verbrauch¹ | 4,6 l D/100 km | 5,7 l D/100 km |
CO2-Ausstoß¹ | 120 g/km | 135 g/km |
KOSTEN | ||
Grundpreis | 31.040 Euro | 31.425 Euro |
1 Werksangaben
Seine erfrischend unkonventionelle Machart und die ordentlichen Transportqualitäten qualifizieren den neuen Grand C4 Picasso als familientauglichen Van. Mit ihm bewahren die Franzosen aber auch ihre markentypische Extravaganz im Segment der kompakten Nutzfahrzeuge. Das heißt aber auch, dass man sich auf den Picasso mit seiner teils eigenwilligen Bedienung einlassen muss. Der Touran kontert mit ausgefeilter Perfektion, hoher Qualität und fahrdynamischem Potenzial, was sich VW aber entsprechend bezahlen lässt
Elmar Siepen