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Geht auch ganz einfach:

Chevrolet Camaro SS im Fahrbericht Neues US-Muscle Car mit 422 PS

Der heiße Chevrolet Camaro SS ist ein Paradebeispiel der neuen amerikanischen Muscle Cars. Impressionen aus Florida

Miami Beach, Ocean Drive. Mummelige 30 Grad im Schatten, dazu eine Luftfeuchtigkeit, mit der man zerknitterten Hemden die Falten austreiben könnte, sorgen für ein scharfes Kontrastprogramm zur kalten Heimat. Oh, du fröhliche? Denkste. Auf dem Ocean Drive steppt abends die Drag-Queen im Tiger-Fummel, Mr. Bombastic bollert im tiefergelegten Maybach über den Teer, und der Rest des Publikums will von irgendwem für irgendetwas entdeckt werden.

Wenn man einen knallgelben Chevrolet Camaro zur Hand hat, kann man sich diese Öffentlichkeit schamlos zu Nutze machen und Dinge tun, die einem zu Hause im Leben nicht einfi elen: die Doobie Brothers stecken im CD-Schacht, alle Scheiben runter, „Long Train Running“ auf Straßenlautstärke stellen und dann ganz entspannt die Parade der pastellfarbenen Kneipen abnehmen. Peinlich? Nicht in Miami Beach.

 


Chevrolet Camaro SS: Chevy im Muskelshirt

Der Chevrolet Camaro tritt als glaubwürdiger Nachfahre jener im Jahr 1966 eingeführten Chevy-Baureihe auf, die man seinerzeit zu den so genannten „Pony-Cars“ zählte – also den „kleinen“ US-Sportwagen – und die 2002 mit der vierten Generation eingestellt wurde. Vorübergehend. Der Chevrolet Camaro SS (Super Sport) mit seinem 422 PS starken 6,2-Liter-V8 im Bug ist die höchste Darreichungsform des wiederauferstandenen Klassikers und zugleich ein schöner Gruß an die vom Downsizing besessenen Europäer.

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Ein aufgeblasener 2,0- Liter-Vierzylinder etwa würde dem Camaro so gut stehen wie Corned Beef zum großen Familien-Weihnachtsessen. Nein, hier wird ordentlich aufgetischt. Wer statt des dicken Porterhouse-Steaks auch von einem Filet Mignon satt wird, bekommt den Camaro alternativ mit einem 304 PS starken 3,6-Liter- V6 – einem Benzin-Direkteinspritzer – für schlappe 22 995 Dollar. Bei einem um die 1,40 Dollar schwankenden Umrechnungskurs sind das rund 16 500 Euro.

Dafür liefert der freundliche Opel-Händler in Deutschland mit Mühe einen Astra. Der nahezu komplett ausstaffierte Camaro Super Sports steht mit 30 995 Dollar in der Preisliste. Wer sich zusätzlich die gelbschwarze Transformers Edition gönnt – benannt nach dem Hollywood-Streifen, in dem der Camaro die Hauptrolle spielte –, ist mit 35 415 Dollar dabei. Plus Steuer, versteht sich.

Den Startbefehl quittiert der dicke V8 mit einem scharfen Trompetensolo, schüttelt sich kurz und verfällt in sattes Brabbeln. Parallel wischen die roten Nadeln der vier tief unten in der Mittelkonsole platzierten Armaturen für Öl, Wasser und Batterie zweimal über ihre Skalen, bevor sie ihre individuellen Anzeigepositionen einnehmen. Das Cockpit wirkt schlicht, aber ansprechend. Ins Auge fallen die rechteckigen Armaturen und das große Lenkrad mit der tiefsitzenden Nabe.

Auf dem Highway macht der Sportler ein Fass auf: Die Mautstation dient als Startbox. Brüllend schießt der Chevy an die Spitze der wieder anfahrenden Karawane. Ab 4000 Touren posaunt der aus der Corvette stammende, mit einer zentralen Nockenwelle bestückte Zweiventiler kernig. Hohe Drehzahlen braucht das Alu-Aggregat nicht, erlaubt sie aber. Binnen 4,7 Sekunden fällt die 100-km/h-Marke. Die Spitze liegt bei 250 km/h.

Wer auf dem Gas bleibt, erlebt harten Schub. Für sicheren Halt in scharf angegangenen Kurven sorgt das serienmäßige – allerdings abschaltbare – ESP. Das ist gut so, denn die Lenkung liefert wenig Rückmeldung. Werden die an der Hinterhand montierten Reifen im Format 275/40 ZR 20 zu kräftig unter Druck gesetzt, drängt das Heck nach außen. Andererseits macht genau das den Reiz eines Muscle Cars aus.

KAROSSERIE OHNE KNISTERN
Die Verarbeitungsqualität ist in Anbetracht des Preises akzeptabel. Zwar hinterlassen die großflächig verbauten Kunststoffteile nur einen befriedigenden Eindruck, sie sind jedoch präzise montiert. Auch der Karosserie ist kein Knistern zu entlocken. Fast jeden motorisierten Miami-Besucher zieht es auf die Keys – eine flache, durch lange Stelzenbrücken verbundene Inselkette, die bis hinab nach Key West reicht.

Hier sind die Einheimischen und Touristen noch lockerer als im ohnehin schon coolen Miami Beach. Ein bunt bemalter Betonkegel markiert den südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten und Sloppy Joe’s Bar den Ort, an dem Ernest Hemingway quartalsweise zur Höchstform aufl ief und es sich abends bei drei bis zwölf Gin Tonic gut gehen ließ. Der Camaro in der gelb-schwarzen Transformers Edition schiebt sich durchs Getümmel.

Aus den zur Straßenseite offenen Bars ragen Dutzende Daumen nach oben. „Hey, lass mal hören!“ ertönt die Order. Drei scharfe Gasstöße des dicken Achtzylinders reichen, das Publikum ist überzeugt. Dieselbe Übung dürfte bei einem der inflationär angekündigten Elektroautos wie dem für 2010 geplanten Chevrolet Volt (Opel Ampera) etwas schwieriger fallen.

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Natürlich hat der Sport-Chevy auch Schwächen. Die Sitze bieten für einen ernsthaften Sportwagen zu wenig Seitenhalt. Der Beinraum auf den Rücksitznischen ist ein Witz, und die im Super Sport serienmäßigen Bremssättel von Brembo nehmen die innenbelüfteten Scheiben (vorn 355, hinten 365 Millimeter) zwar zuverlässig in die Zange. Das schwammige Pedalgefühl aber – ein exakter Druckpunkt fehlt – verlangt Nachbesserung. Das manuelle Sechsganggetriebe des Kennenlern-Camaro erfordert beim Schalten einen hohen Kraftaufwand.

Soll der 6,2-Liter-V8 mit der vollen Wucht seines maximalen Drehmoments von 553 Newtonmetern zügig durchgeschaltet werden, muss der Fahrer den Bedienhebel entschlossen auf Position rücken. Zum amerikanischen Charakter passt die optionale Sechsstufenautomatik fraglos besser. In dieser Version leistet der V8 dann 400 PS und verfügt über eine Zylinderabschaltung. Im Frühjahr 2011 soll der Camaro offiziell seinen Weg nach Deutschland finden – hoffentlich auch mit dem angemessenen V8. Denn wer sich für einen waschechten Ami entscheidet, für den gilt: Wenn schon, denn schon. Stefan Miete

ANTRIEB
• V8-Zylinder
• Bohrung x Hub: 103,25 x 92,0
• 2-Ventiler
• Hubraum: 6162 cm3
• 422 PS (315 kW) bei 5000 /min.
• 553 Newtonmeter bei 4550 /min
• 68,5 PS pro Liter Hubraum
• 4,16 kg/PS Leistungsgewicht

AUFBAU + FAHRWERK • Einzelradaufgängung rundum
• vorn: McPherson-Federbeine
  Querlenker, Stabi.
• hinten: Mehrfachlenkerachse,
  Federn, Dämpfer, Stabi.
• innenbelüftete Scheibenbremsen
  rundum; ABS; ESP
• Reifen: vorn: 245/45 ZR 20,
  hinten: 275/40 ZR 20 ECKDATEN • L/B/H: 4814/1928/1365
• Radstand: 2852 mm
• Leergewicht: 1758 kg
• 0 - 100 km/h: 4,7 s
• Höchstgeschw.: 250 km/h
• Preis: 35 415 Dollar
  (US-Version o. Mwst.) CHEVROLET – EINE MARKE IM WANDEL
Die im Jahr 1911 von dem Schweizer Emigranten Louis Chevrolet gegründete gleichnamige Marke ist die mit Abstand größte im Konzernverbund von General Motors. Über 500 000 Chevy wurden 2008 allein in Europa verkauft. Europa und Asien zeigen das andere Gesicht der sich stark wandelnden Marke, deren fernöstlicher Ableger aus dem koreanischen Autobauer Daewoo hervorgegangen ist.

Seit 2005 laufen diese Modelle als Chevrolet vom Band. Nur in Korea blieb der Name Daewoo erhalten. Die wichtigsten Neuheiten für Deutschland sind die kompakte Stufenhecklimousine Chevrolet Cruze, der freche Chevrolet Spark, der ab März 2010 für 8990 Euro erhältlich sein wird, und der neue, auf Oktober 2010 terminierte Kompaktvan Orlando. Was diese Modelle mit dem Camaro vereint, ist das Chevy-Leitmotiv: viel Auto fürs Geld.

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