Wer in den Achtzigerjahren vom Golf GTI genug hatte, nutzte den BMW 3er E30 als Projektionsfläche für unrealisiert gebliebene Träume. Manche tunen ihn sogar noch heute, wie etwa die Tuningschmiede CAtuned aus Sacramento/USA.
Beim Tuning ging es ursprünglich nur um Details. Echte Tuningfans haben vor einem halben Jahrhundert ihr letztes Hemd gegeben für eine Handvoll Zusatz-PS und ein Dutzend Dezibel. Und schon damals galten die ersten Generationen der BMW 3er als bevorzugte Knetmasse für Heckantriebsheld:innen. Bei CAtuned im kalifornischen Sacramento sind diese Träume noch lange nicht ausgeträumt. Die mittlerweile sehr gesuchten 3er der Generation E30 werden dort rückwirkend um- oder wieder aufgepeppt, mit einem Teilekatalog, der neben profanen Cupholdern auch feine Fahrwerks- und Motoroptimierungen enthält. Einen besonderen Leckerbissen hat CAtuned "Grape" getauft, da er in tiefem Daytona Violett erstrahlt. Unter der Haube des Unikats wartet ein Sechszylinder auf Hochoktaniges, der so erst in der Generation E46 angeboten wurde. Und zwar im M3!
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Der BMW E30 von CAtuned leistet mehr als 343 PS
Schon im Serienzustand war der Hochdrehzahlmotor für 343 PS (252 kW) gut. CAtuned lässt ihm einen durchsatzfreudigen Auspuff angedeihen, verschweigt aber, wie viele PS und Dezibel der Reihensechser letztlich hinten herauspurzeln lässt. Statt den zeitlos schönen 3er mit einem Breitbau-Korsett zu verschandeln, setzt die Tuningschmiede Akzente mit einem geradlinigen Frontspoiler, eckigen Scheinwerfern und kleinen Spiegeln. Die Seitenschweller schwellen gründlich, der kleine Heckspoiler stimmt versöhnlich. Allein die Tieferlegung erscheint deutlich übertrieben. Fürs Federn und Einlenken scheint dieser 3er nicht gebaut zu sein. Das ist aber nur im Stand so: Eine Luftfederung sorgt beim Fahren für die notwendige Bewegungsfreiheit und dafür, dass das viele Plastik nicht von jedem Asphalthöcker angeraspelt wird.
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Die Räder wirken nur groß
Der Radsturz ist bestürzend negativ, der BMW steht breitbeinig da wie ein Cowboy beim Duell in der Main Street. Die letztlich bescheidenen 16-Zoll-Rollen kommen dabei aber gut zur Geltung, obwohl die Toyo-Gummis hinten nur 215, vorn sogar nur 205 mm in der Breite messen. Das aktuelle BMW-Logo und geschwärzte Rückleuchten runden den Restomod-E30 visuell ab.
Von der AUTO ZEITUNG getestet und empfohlen:
Ein H-Kennzeichen wäre mit ihm wohl kaum zu ergattern. Das zeitgenössische Tuning hat dennoch seinen Charme, gerade auch im Innenraum. Das Blaupunkt Portland Kassettenradio in der Mittelkonsole ist für sich genommen schon ein Sammlerstück. Das Holzlenkrad und mit Alcantara und M Technic-Stoff bezogene Recaros schlagen die Brücke zwischen Tuning-Prähistorie und Neuzeit und bereiten dabei das Terrain vor für eine flotte Zeitreise in die späten Achtziger.