Cadillac CTS 2.0 Turbo 2014: US-Limousine mit 276 PS im Test Komplettes Angebot
Mit seiner kantigen Karosserie macht der Cadillac CTS 2.0 Turbo 2014 Eindruck. Aber auch die Ausstattung kann sich sehen lassen, wie der erste Einzeltest zeigt
Schon mehrfach hat Cadillac versucht, auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen. So recht ist das der amerikanischen Premiummarke aber nicht gelungen – jedenfalls nicht in Deutschland: Nur 38 Neuwagen wurden bisher 2014 ausgeliefert. Jetzt startet die edle Tochter von General Motors mit dem neuen CTS den nächsten Angriff auf die Oberklasse – und das Angebot klingt verlockend. Oder kennen Sie eine deutsche Limousine, die zum Preis von 57.350 Euro (Ausstattung „Premium“) dreistufig belüft- wie beheizbare Teilleder-Sitze, Assistenten, die beim Parken, Spurhalten, Fernlicht einschalten und Verkehrsschilderkennung helfen, eine Drei-Zonen-Klimaanlage, Head-up-Display, 20-fach einstellbare Sitze, frei konfigurierbare Digitalinstrumente und eine 230-Volt-Steckdose bietet? Wir nicht.
US-Limousine: Der Cadillac CTS 2.0 Turbo im Test
Typisch amerikanisch ist die CTS-Multimedia-Ausstattung: Drei USB-Anschlüsse, einen für die AUX-Klinke, SD-Kartenslot und Bluetooth-Verbindung sind immer an Bord. Die Bedienung über den Acht-Zoll-Touchscreen oder die auf einen leichten Fingerdruck mit kurzem Vibrationssignal reagierenden Flächen für Raum- und Sitzklimatisierung ist nicht auf den ersten Blick schlüssig, doch nach kurzer Eingewöhnung hat man den Ami verstanden.
So reichhaltig die Innenausstattung ist, so klein ist die Motorenpalette: Zunächst gibt es nur den längs eingebauten Zweiliter-Turbo-Benziner, der im GM-Konzern quasi überall eingesetzt wird. Das 276-PS-Aggregat wirkt unter der langen Haube etwas verloren, die Fahrleistungen aber passen: In 6,7 Sekunden beschleunigt die 1711 Kilo schwere Limousine auf Tempo 100 und rennt in der hier getesteten Version mit Hinterradantrieb maximal 240 km/h, was dem Antrieb keine Mühen bereitet.
Allerdings klingt der Direkteinspritzer oberhalb von 2500 Touren etwas angestrengt metallisch, dreht bei Landstraßentempo im sechsten Gang knapp 2000 /min, bei 130 km/h liegen 2500 Umdrehungen an. Die serienmäßige Sechsstufen-Automatik wechselt die Gänge unauffällig, eine weitere Stufe täte dem CTS aber gut und würde den Spritkonsum von 11,3 Liter Super auf 100 km sicher etwas nach unten korrigieren.
Erfreulich direkt ist die Lenkung, mit guter Rückmeldung über die breiten P Zero-Reifen von Pirelli. Allerdings wirken die 18-Zöller auf der fünf Meter langen Limousine schon fast mickrig. Größere Räder würden jedoch den per se straffen Federungskomfort des ab Werk mit adaptiven Dämpfern ausgestatteten CTS noch härter machen. Speziell die straff ausgelegte Hinterachse wirkt poltrig und scheint über Kanten zu springen oder in Kuhlen zu fallen.
Dafür bietet der CTS viel Platz, vorn sowieso und im Fond erst recht – mit üppiger Bein-, Kopf und Ellenbogenfreiheit. Außerdem machen Zuladung (439 kg) und Gepäckvolumen (447 Liter) den CTS zum idealen Reiseauto, in dem man sehr bequem sitzt. Nur die Vibrationen im Fahrersitz nerven – man wird damit vor möglichen Kollisionen oder dem Verlassen der Fahrspur gewarnt. An sich gut, allerdings vibriert er auch, wenn man einem Gegenstand beim Parken zu nahe kommt – trotz Display-Grafik und Rückfahrkamera. Dann doch lieber herkömmliche Piepser.
Er hat Platz, fährt agil, ist großartig ausgestattet und ein Exot auf deutschen Straßen. Mit nur einem – recht durstigen – Motor und dem mäßigen Federungskomfort wird es der Cadillac CTS in der europäischen Oberklasse aber schwer haben.
Paul Englert