Offene Gelände-Klassiker: Mercedes G-Klasse und Jeep Wrangler Jurassic Parc
Sie sind die Dinosaurier der Cabrio-Szene: Mit Jeep Wrangler Unlimited Sahara 2.8 CRD und Mercedes G 500 über Stock und Stein
Und nochmal: Reißverschlüsse hinten auf, Klettstreifen entratschen, die störrischen Krempen aus den seitlichen Karosseriefalzen rupfen. Dann die Seitenteile ausbauen und ab damit in den Kofferraum. Nun das ganze lulatschlange Verdeck vorn entriegeln, kräftig nach oben drücken. Die Verriegelung auf halber Strecke zuerst links, dann rechts ausklinken und jetzt das gesamte Riesensegel aufs Heck klappen. Dort liegt es dann wie Kraut und Rüben. Wer das Viermann-Zelt final loshaben möchte, darf schon mal den großen Kreuzschlitzschraubendreher auspacken - Ungefähr so lässt sich die Prozedur schildern, mit der sich ein Jeep Wrangler in ein Der große Cabrio-Katalog 2011 verwandelt. Komfortverwöhnte Mitteleuropäer winken da entrüstet ab – und verpassen den ganzen Spaß. Denn wer den Wrangler mit all den Stahldach und Nackenheizungs-Weicheiern vergleicht, hat nicht verstanden, was „offen fahren“ bedeutet.
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Im Mutterland des Jeep machen uns die echten Freaks vor, wie es gemacht wird. Zugegebenermaßen meist im sonnigen Kalifornien, den Wüstengegenden von Arizona und New Mexico. Plötzliche Wolkenbrüche und zögerliche Frühlingsanfänge sind da weniger ein Problem. Also: Kreuzschlitzschrauben am Gestänge ausdrehen, das gesamte Verdeck wegtragen und für immer ganz hinten in der Garage vergessen. Dann die Türen aushängen (deshalb also die außenliegenden Scharniere) und zuletzt noch die Windschutzscheibe nach vorn klappen. Fertig ist ein Cabrio, bei dem ab Spielstraßentempo ein regelrechter Taifun durchs Cockpit pfeift. Wir haben uns bei der ersten Ausfahrt der Cabrio-Saison trotzdem gegen die Hardcore-Variante entschieden. Und fühlen uns ganz und gar nicht verweichlicht dabei.
WASSER VON UNTEN
Eine dünne Eisschicht splittert, als der Wrangler mit dem Bug voraus in einen hüfttiefen Tümpel taucht, der uns von der anderen Seite des Neandertals trennt. Mit ausgehängten Türen würde spätestens jetzt die braune Brühe im Fußraum stehen. Zumal das lose Geröll am Grund ein vorsichtiges Waten verhindert. Hier hilft nur Feuer. Der große Vierzylinder-Diesel rumpelt los, schnell läuft die Bugwelle über die Motorhaube, aus den Radhäusern gischten wahre Fontänen. Zehn Meter weiter hinten flucht der Mannin der Mercedes G-Klasse wie ein Bierkutscher: Das schicke Leder-Interieur des kantigen Nobel-Offroaders ist hellbraun gesprenkelt, die Scheibenwischer kommen kaum gegen den Wasser-Schwall an, der vom Heck des Jeep aufgeschleudert wird.
Der Kollege im Mercedes erkennt seinen Fehler schnell und geht vom Gas. Mit dem Resultat, dass sich der G 500 nun im Teichuntergrund eingräbt. Sendepause, nichts geht mehr. Eigentlich ein idyllisches Bild: Die charakteristische Silhouette des klassischen Gelände-Mercedes ragt aus dem Wasser, von sanft schwappenden Wellen umspült, und aus den unter Wasser liegenden Auspuffenden gurgelt der große V8 im Leerlauf. Dann aber spielt der G seine Trümpfe aus: Getriebeuntersetzung aktiviert, alle drei Sperren werden eingelegt, und nun darf das bullige Drehmoment des 5,5-Liter-V8 ganz sachte ziehen. Wenige Sekunden später ist der Mercedes alle Leinen los, er brandet dem Ausgang entgegen und schwappt schließlich mit grollendem V8-Sound in einer Riesenwelle aufs trockene Land.
LANGSAM VORAN
Genau so unterhaltsam war das Ganze geplant, schließlich sind beim Fahren im Gelände mehr Erlebnisse pro Kilometer zu verbuchen. Idealer Einstieg in die Cabrio-Saison also, für eine Tagestour im Sportwagen wäre es deutlich zu kalt. Also kurze Orientierungsphase, und weiter geht’s.
Gleich hinter dem glücklich gemeisterten Wasserloch führt eine schwindelerregend steile Rampe ins Dickicht, die Offroader schrauben sich mühelos hinauf. Nach einem engen Bergabknick führt eine mit tiefen Löchern und Wellen durchsetzte Strecke hinauf zum großen Sandspielplatz.
Der Mercedes G 500 macht den Anfang, kriecht im Schrittempo über die üble Piste. Die Karosserie wankt derbe hin und her, gelegentlich heben einzelne Räder vollständig ab, wenn die Verschränkung des extrem geländetauglichen Autos nicht mehr ausreicht. Der Jeep könnte das vielleicht etwas besser, hat allerdings einen großen Nachteil: Er ist als viertürige Unlimited-Version mit langem Radstand unterwegs – immer wieder setzt er auf allzu scharfen Buckeln auf.
Johannes Riegsinger
JEEP ALS LUFTIKUS
Trotzdem schaffen es die beiden Geländetiere bis zum Gipfel und werden nun mit einer Spielstunde im weichen Sand belohnt. Ausgelassen toben wir durchs Terrain, wühlen uns wahlweise mit viel Gefühl oder brachialer Gewalt durch die Dünen. Und dieses Mal ist es der Jeep-Fahrer, der beinahe vorzeitig die Arena verlassen muss: Mit zu viel Schwung prügelt er den Wrangler über eine Kante, dahinter fällt das Gelände steil ab. Meterweit segelt der Amerikaner – und plumpst schließlich glücklicherweise auf allen vier Rädern in den Sand. Zur Strafe muss der Jeep-Fahrer das Verdeck-Ungetüm für die Heimfahrt allein auflegen, mit eiskalt gefrorenen Fingern kein wirklicher Spaß. Der Mann im Mercedes hat da nur die etwas steife Persenning zu bewältigen – danach wird per Knopfdruck vollstreckt. Weichei!
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4-Ventiler
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