BMW M5 E34: Pure Fahrfreude in der 340 PS-M-Limousine
Schon der Name bewegt die Herzen leistungshungriger Autofans: M5. So komprimiert lässt sich Fahrfreude ausdrücken. Gemeint ist damit nicht etwa ein knapp geschnittener Sportwagen, sondern eine – was das Platzangebot angeht – familientaugliche Limousine. Wem das nicht reicht, der kann im Fall des E34 später auf einen Touring (Hier zum Fahrbericht des BMW M5 E34 Touring) zurückgreifen. Aber irgendeinen Haken gibt es immer – und das ist hier der Preis: 116.500 Mark musste man im Jahr 1992, dem Baujahr des hier gezeigten Autos, hinblättern. Heute sind es immer noch stolze 46.200 Euro, die Classic Data dem BMW M5 als aktuellen Marktwert bescheinigt. Tendenz steigend.
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Der BMW M5 (2024) im Fahrbericht (Video):
Der BMW M5 (E34) fällt durch Understatement auf
Aber wir wollen uns hier nicht an Banalitäten aufhalten: Das Auto steht auf dem Hof der BMW Group Classic, der Schlüssel liegt in meiner Hand. Der erste Blick fällt auf die Außenhaut der in Daytonaviolettmetallic lackierten Limousine. Wären die Schürzenansätze ebenso wie die Schwellerleisten nicht silbern abgesetzt, würde der BMW noch dezenter wirken. Klar, die M5-Logos im Kühlergrill und auf der Heckklappe geben weitere Hinweise darauf, womit wir es hier zu tun haben. Aber die könnten von einem übereifrigen Jungspund nachträglich an seinen 518i gepappt worden sein. Dann sind da noch die Räder: 8 x 17 Zoll groß mit 235/45er Reifen bezogen. Das Gesamtpaket stimmt und erinnert daran, dass BMW 1992 seine Individual-Sparte in die Motorsport GmbH integrierte. Ab jetzt sprach man nur noch von der BMW M GmbH – damit war alles gesagt.
Ich lasse mich in den lederbezogenen Sportsitz fallen, der Blick schweift über das hellgraue Interieur. Der Tachostand von nicht einmal 25.000 km erklärt den Zustand: Keine Abnutzungs-Erscheinungen, keine Fehlteile – so muss sich der M5 damals, vor über 30 Jahren, den Käufer:innen präsentiert haben. Im Fond warten zwei ausgeprägte Einzelsitze auf mögliche Passagiere, über das Autoradio vom Typ BMW Bavaria C Professional lässt sich der Sechs-CD-Wechsler im Kofferraum ansteuern. Direkt daneben informiert der Bordcomputer über die wichtigsten Daten. Die M-Farben sind überall präsent: als Logo auf den Einstiegsleisten, im Cockpit, auf dem Schaltknauf und als farbige Nähte am Lenkrad. Die Gurte wiederum sind nicht etwa in Schwarz, sondern in Wagenfarbe gehalten. Die Liebe zum Detail begeistert schon jetzt. Doch der M5 ist kein Schönling zum Angucken, sondern eine Fahrmaschine. Also los!

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Unter der Haube kommt Rennsport-Technik zum Einsatz
Mit einem sonoren Brummen kommt Leben in den Reihensechszylinder. Zum Modelljahr unseres Autos hatte die M GmbH sich den Motor noch einmal vorgenommen: Als Basis diente das S38-Triebwerk, das technisch eng mit dem M88-Motor aus dem legendären BMW M1 verwandt war. Aus den 3,5 l Hubraum des ersten M5 der E34-Baureihe (Hier zur Kaufberatung des BMW E34) wurden nun 3,8 l – erzielt durch eine größere Bohrung und eine geschmiedete Kurbelwelle mit einem Hub von 90 mm. Weiterhin verwendete die M GmbH größere Einlassventile, zwei 264°-Nockenwellen, ein strömungs-optimiertes Luftfiltergehäuse und die verteilerlose Zündung mit sechs einzelnen Zündspulen. Am Ende standen 340 PS (250 kW) und 400 Nm auf dem Papier.
Angenehm unspektakulär bewegt sich der M5, solange es durch Münchner Randbezirke geht. Er ist kein prolliges Auto, das auch die letzten Langschlafenden lautstark aus den Betten treibt. Er schwimmt unauffällig mit, wenn es sein muss. Die fünf Gänge lassen sich kurz und knackig einlegen. Trotzdem verraten feine Vibrationen die Ungeduld des BMW. Dann geht es auf die Autobahn, der rechte Fuß senkt sich Richtung Bodenblech – und der M5 stürmt vehement los.

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Elektronische Dämpfereinstellung sorgt im M5 für satte Straßenlage
Da sind sie also, die 340 PS (250 kW). Der Motor wird auch mal etwas lauter, wenn es auf die 6900/min zugeht, bei denen die volle Leistung anliegt. Das maximale Drehmoment von 400 Nm ist deutlich früher bei 4750/min erreicht, wobei schon bei 2000/min satte 300 Nm anliegen. Der große Motor will drehen, dann lässt er das Dickschiff jederzeit eindrucksvoll nach vorn marschieren. Und das muss nicht unbedingt auf einer topfebenen Geraden passieren: Für den M5 wurde die elektronische Dämpfereinstellung weiterentwickelt, außerdem verfügt er über eine Niveauregulierung. Klingt komfortabel, ist aber in erster Linie sportlich: Der BMW lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, er wirkt bei forcierter Kurvenfahrt gleichzeitig erstaunlich agil für ein Auto seiner Größe.
Er schiebt zunächst über die Vorderräder, kann bei Bedarf mit einem beherzten Tritt auf das Gaspedal aber auch ins Übersteuern gezwungen werden. Der M5 ist ein fahraktives Auto, Könner:innen können perfekt mit ihm arbeiten. Dem Alter des BMW ist es zu verdanken, dass er dabei noch weitestgehend ohne elektronische Helfer auskommt, die den Fahrspaß in manchen Situationen einbremsen würden. Kurzum: Der M5 überrascht mit seiner Performance, nicht mit seinem Fahrverhalten. Und das macht die Freude am Fahren aus.
Technische Daten des BMW M5 (E34)
Classic Cars 02/2025 | BMW M5 (E34) |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 6/4 |
Hubraum | 3795 cm³ |
Leistung | 250 kW/340 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 400 Nm 4750/min |
Getriebe/Antrieb | 5-Gang-Getriebe/Hinterrad |
L/B/H | 4720/1751/1392 mm |
Leergewicht | 1650 kg |
Bauzeit | 1988-1995 |
Stückzahl | 11.989 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 5,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 256 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 14,9 l S |
Grundpreis (Jahr) | 116.500 Mark (1992) |
Die Geschichte des M5 beginnt bereits vor 45 Jahren, damals war der M535i der erste Versuch, der mittleren Baureihe etwas mehr Sportlichkeit einzuhauchen. Vor 40 Jahren folgte dann der erste offizielle M5 auf Basis des E28. Sein Nachfolger ist mit 340 PS (250 kW) zum echten Dampfhammer geworden, bietet faszinierende Technik und ein tolles Fahrverhalten. Er wirkt nicht wie ein 33 Jahre altes Auto, hält bis heute problemlos im Straßenverkehr mit. Aber muss er das wirklich? Nein, auch wenn er es könnte: Dieser BMW ist ein Auto zum Genießen, für besondere Anlässe – und vielleicht auch mal für die Rennstrecke.