In den USA ist selbst ein BMW M3 (E36) nicht sicher vor dem berühmt-berüchtigten "LS-Swap". Ein findiger Bastler hat dem Bajuwaren einen mächtigen Camaro-V8 unter die Haube gezwungen und die unheilige Kreation auf der Online-Autobörse "Bring-a-Trailer" angeboten. Der Preis überrascht!
In seinem Heimatland gehört der BMW M3 (E36) – seit 2022 sogar mit ersten H-Kennzeichen – zu den großen Klassikern der 90er. Sein hochgezüchteter Reihensechser dreht bis der Arzt kommt und erreicht frühestens bei 7000 Kurbelwellenumdrehungen in der Minute seine Höchstleistung von 286 bis 321 PS (210 bis 236 kW). In den USA wiederum sagt man älteren BMW dagegen eine hohe Unzuverlässigkeit nach. Der Tenor: Mit zwei obenliegenden Nockenwellen inklusive variabler Nockenwellensteuerung, Vierventiltechnik sowie Einzeldrosselklappen-Einspritzung bewegen sich da viel zu viele Teile im Motorraum, die alle kaputtgehen können. Also raus mit dem Hightech-Krimskrams, rein mit dem "good old V8". Im Falle des hier gezeigten M3 war es nicht irgendein Achtzylinder, sondern der in Fankreisen hochgejubelte LS1-Motor aus Chevrolet Corvette und Camaro.
In dem 2002er Camaro SS, in dem sich das Triebwerk zu Beginn seiner Karriere befand, holte es aus 5,7 Litern Hubraum nur geringfügig mehr Power (329 PS/242 kW) als der M3-Motor. Deshalb versenkte der Besitzer im Rahmen des Umbaus zwischen 2014 und 2015 unter anderem noch einen Lüfter aus dem M3 (E46), verstärkte Kolben, geschmiedete Pleuelstangen, eine Sport-Nockenwelle und eine modifizierte Einspritzanlage. Genaue Leistungsangaben macht das Inserat nicht, doch der Besitzer spricht von einer beinahe doppelten Leistung im Vergleich zum BMW-Aggregat. Die etwa 600 PS (441 kW) muss ein ebenfalls nachträglich montiertes Sechsgang-Getriebe auf die 245er-Hinterräder loslassen. Ob die Limousine derart übermotorisiert länger halt als mit einem M3-Motor, sei mal dahingestellt. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
Der BMW XM (2023) im Fahrbericht (Video):
BMW M3 (E36) mit Camaro-V8 zum Muscle Car getunt
Ein weiterer Vorteil des BMW M3 (E36) mit Camaro-V8: Der Tuning-Motor sitzt weiter hinten und bringt weniger auf die Waage als der Sechszylinder, was den Fahrzeugschwerpunkt optimiert. Handling-Benefits garantieren auch H&R-Federn, härtere Fahrwerksbuchsen und Stahlflex-Bremsleitungen. Für schnellere Schaltvorgänge der Sechsgang-Box wurde ein Shortshifter installiert. Kurios: Der serienmäßige M-Schaltknauf zeigt nur fünf Gänge an. Die Klimaanlage flog raus, dafür sitzt direkt über dem Lenkrad eine Öldruckanzeige. Der Kilometerstand beträgt laut Tacho 67.000 Meilen, was knapp 108.000 Kilometern Laufleistung entspricht.
Zu den charmantesten Charakterzügen des BMW M3 (E36) mit Camaro-V8 gehört sicherlich das unscheinbare Äußere. Zwar hört man das bärige V8-Gegrummel noch hinter dem nächsten Canyon, doch mit der Arktis-silbernen Limousine würde man die Geräuschkulisse wohl kaum verbinden. Nur die getönten Scheiben und die schwarze Doppelniere verraten von außen, dass der Bimmer nicht mehr ganz von der Stange ist. Allerdings erwähnt der Verkäufer auch, dass sowohl der Airbag als auch die Hupe derzeit nicht funktionstüchtig sind und ausgetauscht werden müssten. Ein erträgliches Manko mit Hinblick auf den erzielten Auktionspreis von 19.000 US-Dollar, was umgerechnet 17.600 Euro entspricht. Für dieses Geld gibts hierzulande nicht einmal M3 jenseits der 200.000-Kilometer-Marke. Und auch ein Camaro SS ist kaum für weniger zu bekommen.