In den heiligen Hallen der BMW AG schlummert so manches Schätzchen. Eines davon ist der BMW M3 Compact (E36) von 1996. Der Urahn des BMW M2 hatte das Potential, dem Golf GTI die Hölle heiß zu machen. Doch in Serie schaffte er es nie.
Kompaktsportler wissen stets zu begeistern. Die Gründe dafür sind simpel. Ein leistungsstarker Motor verpackt in einer kleinen Karosserie, die im Idealfall wenig Gewicht auf die Waage bringt, sind Garanten für den ganz großen Fahrspaß. Doch zwischen Erfolgsmodellen wie dem VW Golf GTI, Renault 5 Turbo oder Ford Escort RS Turbo reihen sich gewagte Prototypen ein, die das Zeug dazu hatten, den Markt völlig auf den Kopf zu stellen, aber nie die Chance dazu bekamen. Zu gewagt, nicht dem Zeitgeist entsprechend oder für eine Fertigung in Serie zu teuer, fristen sie ihr Dasein in den Sammlungen der Hersteller. Eine dieser nie in Serie gegangenen Kampfansagen aus Blech war der M3 Compact (E36). Während die regulären Varianten des BMW 3er Compact (E36) sich langer Zeit keiner großen Beliebtheit erfreuten, hätte das kurze Biest den Spieß umdrehen können. Das steckt hinter und in dem kleinen Bruder des beliebten BMW M3 (E36).
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Der BMW M3 Compact als M2-Urahn
Lange bevor Modelle wie das BMW 1er M Coupé oder der BMW M2 die junge Kundschaft begeisterten, führte BMW in den 90er-Jahren nur ein kompaktes Modell im Programm. Der auf BMW E30-Technik fußende 3er Compact erweiterte 1994 die bereits seit 1990 erhältliche E36-Generation um eine Variante, die als Einstiegsmodell in die Welt der bajuwarischen Hecktriebler dienen sollte. Der Compact sollte die Golf-Konkurrenz aus Wolfsburg ausstechen und gleichzeitig den Mercedes-Stern aus Stuttgart alt aussehen lassen, der gegen dieses Aufgebot kein passendes Gegenstück bieten konnte. Die sportlichen Bedürfnisse deckte der kurze 3er allerdings nicht ab. Und was wäre ein BMW ohne passendes M-Modell? Also ließ man die Ingenieur:innen der BMW M GmbH 1996 unter mithilfe der Azubis und Praktikant:innen freien Lauf. Der BMW M3 Compact entstand.
Viel Kraft dank M3-Reihensechser
Dazu genügte ein Griff ins Konzernregal. Unter die Haube des BMW M3 Compact wanderte der bereits im regulären M3 Coupé (E36) Verwendung findende Reihensechszylinder namens S50B32. Dieser leistete 321 PS (236 kW) und stemmte 350 Nm auf die Hinterachse. Fahrwerk und besagte Achse stammten ebenfalls vom großen M-Bruder. Anschließend folgte eine radikale Gewichtsreduzierung. 150 kg verlor der BMW M3 Compact gegenüber dem Coupé und brachte lediglich 1300 kg auf die Waage. Im Innenraum hielten leichte Recaro-Rennsportsitze sowie ein Überrollbügel Einzug. Das kurze Gesamtpaket rundete die passende Optimierung des Äußeren mit M-Bauteilen wie Stoßstange, Außenspiegel und vierflutiger Abgasanlage ab.
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Warum ging der M3 Compact nicht in Serie?
Die Frage aller Fragen, die sich wohl jeder Petrolhead stellt: Warum schaffte es der BMW M3 Compact nicht in Serie? Verglichen mit modernen sportlichen Kompakten ist die Leistungsangabe des schnellen Compact heute immer noch eine Ansage. Obwohl der Radstand mit dem des M3 Coupé identisch ist, wäre der kurze M nichts für unerfahrene Pilot:innen gewesen. Das 23 cm kürzere Heck machte ihn deutlich agiler, da weniger Gewicht die Hinterachse belastete. BMW spricht selbst davon, dass die Leistung des Sechszylinders für die Fahrbarkeit und eine Serienfertigung hätte gesenkt werden müssen. Es blieb bei lediglich zwei gebauten Prototypen des BMW M3 Compact. Die Lücke, die er hinterließ, konnte erst 14 Jahre später durch das BMW 1er M Coupé gefüllt werden. Die Rolle des stärksten Serien-Compact hielt bis Ende der Baureihe im Jahr 2000 der BMW 323ti Compact mit 170 PS (125 kW) und 2,5-l-Reihensechszylinder inne.
Schade, dass BMW der Mut fehlte, den BMW M3 Compact in Serie zu bauen. Mit einer Leistungsanpassung hätte das kompakte M-Modell mit Sicherheit das Potential besessen, den Markt der Kompaktsportler schon viele Jahre vor 1er M Coupé und M2 auf den Kopf zu stellen. Wer weiß, mit welchen Modellen die Konkurrenz aus Stuttgart und Wolfsburg als Antwort reagiert hätte?