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V8-Rivalen: BMW 550i vs. Chrysler 300C SRT8 & Mercedes E 500

Der 300C SRT8 fährt 550i und E 500 in die Parade

Michael Godde Leitung Test & Sonderaufgaben
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Inhalt
  1. Der Chrysler 300C SRT8 wildert gegen BMW 550i und Mercedes E500
  2. Feinfühliges Ansprechverhalten zeigt der BMW 550i
  3. Der Mercedes E 500 zurückhaltend auf dem Handlingkurs
  4. BMW und Mercedes unterliegen in der Beschleunigung
  5. Hohe Kosten trüben das positive Bild des Chrysler 300C SRT8 
  6. Technische Daten von BMW 550i, Chrysler 300C SRT8 und Mercedes E 500
  7. Fazit

Rückblick auf den Vergleichstest der AUTO ZEITUNG Heft 01/2007: Mit dem Chrysler 300C SRT8 wilderte zu dem Zeitpunkt eine neue, sportlich ausgerichtete Limousine im Revier der etablierten deutschen Konkurrenz. Wie schlägt sich der deutlich günstigere Bolide aus Amerika gegen den BMW 550i und den Mercedes E 500?

Die Bezeichnung SRT steht bei Chrysler für "Street and Sport Technology". Dahinter versteckt sich das, was bei Mercedes AMG und bei BMW die M-Abteilung ist. Allerdings bietet Chrysler das Topmodell, den 300C SRT8 mit 430 PS/316 kW) aus 6,1 l Hubraum, für gerade einmal 55.909 Euro an. Da hinkt der Vergleich zum Mercedes E 63 AMG (6,2 l, 514 PS/378 kW), der mit 98.234 Euro gut 40.000 Euro teurer ist. Auch der BMW M5 (5,0 l, 507 PS/373 kW) ist mit knapp 91.000 Euro preislich nicht der richtige Gegner. Doch die Modellpalette der beiden deutschen Hersteller ist umfangreich. Und mit dem immerhin 388 PS (285 kW) starken E 500 (64.498 Euro) und dem BMW 550i (64.219 Euro inklusive Automatik), der 367 PS (270 kW) bereitstellt, sind die passenden Gegner schnell gefunden.
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Die Mercedes E-Klasse (2023) im Fahrbericht (Video):

 
 

Der Chrysler 300C SRT8 wildert gegen BMW 550i und Mercedes E500

Der Chrysler 300C SRT8 ist höher, breiter und länger als seine Rivalen. Auch der Radstand des SRT8 ist mit 3,05 m deutlich gestreckter als beim BMW (2,89 m) und beim Mercedes (2,85 m). Davon profitieren in erster Linie die vorderen Passagier:innen. Neben der guten Kopf- und Ellbogenfreiheit bleibt vor allem viel Raum für die Beine. Grund zur Klage gibt es aber weder im Mercedes E 500, der lediglich etwas schmaler geschnitten ist, noch im gut sitzenden BMW 550i. Deutlich größer sind die Unterschiede im Fond. Hier nutzt der BMW trotz kürzester Außenlänge im Vergleich zum Mercedes und Chrysler den vorhandenen Raum am effektivsten aus. Selbst Großgewachsene kommen nicht mit dem Dach oder den Türen in Kontakt. Zudem gelingt der Zugang zur Rückbank dank der großen Türen des BMW 5er problemlos. Mercedes E-Klasse und Chrysler 300C sind hinten enger geschnitten.

Das mit über zwei Tonnen sehr hohe Leergewicht des SRT8 schränkt die Zuladung auf lediglich 308 kg (BMW 354 kg und Mercedes 427 kg) empfindlich ein. Mit über 500 l Volumen offerieren alle Kofferräume ausreichend Stauraum. Allerdings kann nur der Chrysler mit einer serienmäßig asymmetrisch vorklappbaren Rückbank aufwarten. Bei Mercedes kostet diese Möglichkeit stolze 504 Euro, und BMW verlangt immerhin 492 Euro. Dafür legen die deutschen Hersteller größten Wert auf die Sicherheit. Zwar kosten hintere Seitenairbags und zahlreiche weitere Features extra, aber die Angebotsliste ist in beiden Fällen nahezu komplett. Chrysler hingegen verzichtet nicht nur auf hintere Seitenairbags, sondern sogar auf die vorderen. Abstandsradar, Kurvenlicht oder Notlaufreifen gibt es ebenso wenig. Bei der Verarbeitung schenken sich BMW und Mercedes nichts. Hier entscheidet allein der persönliche Geschmack. Deutlich lässiger geht Chrysler mit diesem Thema um. Reichlich Plastik und in vielen Bereichen ungenaue Passungen bieten Raum für Verbesserungen.

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Feinfühliges Ansprechverhalten zeigt der BMW 550i

Luftfederung (Airmatic DC, serienmäßig) beim Mercedes E 500, aktive Stabilisatoren (Dynamic Drive, 2359 Euro) beim BMW 550i und ein Bilstein-Sportfahrwerk beim Chrysler 300C SRT8: Diese Voraussetzungen sprechen eine klare Sprache. Erwartungsgemäß spielt der E 500 hier die Vorzüge seiner Luftfederung aus. Es ist völlig egal, auf welchen Unebenheiten, mit welcher Zuladung oder bei welcher Geschwindigkeit man unterwegs ist, den Mercedes bringt nichts aus der Ruhe. Nur wenn die Dämpfer in der Komfortstellung arbeiten, kommen leichte seitliche Karosseriebewegungen auf. Abhilfe schafft hier die erste von zwei wählbaren Sporteinstellungen.

Auch der BMW 550i, der in diesem Test mit Serienbereifung (225/50 R 17) an den Start geht, gibt sich auf der Rüttelpiste keine Blöße. Er überzeugt wie der Mercedes mit einem sehr feinfühligen Ansprechverhalten. Erst auf langen Wellen und mit viel Gewicht auf der Hinterachse kommt er an seine Grenzen. Das Fahrwerk des Chrysler 300C SRT8 wurde mit Bilstein-Gasdruck-Stoßdämpfern, sportlicheren Federn und darauf abgestimmten Fahrwerksbuchsen auf Sport getrimmt.

Der BMW 550i fahrend von schräg vorne fotografiert.
Foto: Frank Ratering

Dennoch setzt sich der Chrysler 300C SRT8 beim Komfort befriedigend in Szene. Trotz seiner 20 Zoll großen Bereifung sprechen die Federelemente ausreichend sensibel an, die Dämpfer sind aber dennoch recht hart. Die Karosserie bleibt stets ruhig. Nur die lauten Fahrwerksgeräusche stören das stimmige Gesamtbild. Die wenigen Stöße, die noch zu den Insassen durchdringen, mildert die gute Polsterung der Sitze ausreichend ab. Ohnehin gefallen die Sportsitze mit gutem Seitenhalt und ausreichend Schulterunterstützung. Großen Anteil am angenehmen Sitzkomfort haben die vielfältigen Einstellmöglichkeiten des Lenkrads, der Sitze und der Pedalerie. Die Komfortsitze von Mercedes und BMW übertreffen die des Chrysler zwar, kosten aber extra (550i: 872 Euro; E 500: 1208 Euro).

 

Der Mercedes E 500 zurückhaltend auf dem Handlingkurs

Es gibt Momente, da muss man sich zwicken, um das zu glauben, was man gerade erlebt. Genau so einen Moment hat man, wenn man einen normalen 300C kennt und nun mit dem SRT8 um den Handlingkurs fährt: Man will es nicht glauben. Der Chrysler 300C SRT8 kann nicht nur alles um Welten besser als seine zivileren Serienbrüder, er lässt auch den hinlänglich als fahraktiv geltenden BMW 550i hinter sich, nicht zuletzt wegen des stets präsenten, bulligen Drehmoments. Je schneller es wird, desto besser funktioniert der SRT8. Dickere Stabilisatoren wirken erfolgreich den Karosseriebewegungen entgegen. Die Lenkung könnte zwar immer noch etwas gefühlvoller sein, aber der Präzision schadet das nicht.

Man führt den Wagen mit geringen Lenkwinkeln derart zielgenau über den Kurs, dass die hohe Last von über einer Tonne auf der Vorderachse dabei in Vergessenheit gerät. Das ESP lässt sich in zwei Schritten vollständig abschalten. Selbst dann kann die Person am Steuer den schweren Brocken nahezu spielerisch durch Wechselkurven dirigieren. Lastwechselreaktionen lassen sich problemlos parieren.

Der Mercedes E 500 fahrend von schräg vorne fotografiert.
Foto: Frank Ratering

Deutlich zurückhaltender umrundet der Mercedes E 500 den Handlingkurs. Stärkeres Untersteuern ausgeprägtere Lastwechselreaktionen und stärkere Karosseriebewegungen dämpfen die Dynamik des Stuttgarters, der zudem stets vom ESP kontrolliert wird. Der mit Dynamik Drive (adaptive Stabilisatoren) ausgestattete BMW 550i leidet unter der schmalen Serienbereifung. Frühes Untersteuren und deutlich weniger Grip als bisherige Testwagen, die auf 245er-Bereifung rollten, schmälern das Fahrvergnügen (DSC vollständig abschaltbar).

Dass der Chrysler 300C SRT8 dieses Kapitel nicht gewinnt, liegt an seinem mäßigen Kaltbremsweg von 38 m aus 100 km/h. Mercedes E 500 und BMW 550i stehen hier bereits nach sehr guten 35,8 beziehungsweise 36 m. Deutlich besser verzögert der SRT8 mit warmen Bremsen. Dann leistet die mächtige Brembo-Anlage mit ihrer hohen Standfestigkeit und präzisen Dosierbarkeit ganze Überzeugungsarbeit.

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BMW und Mercedes unterliegen in der Beschleunigung

Nicht nur das Fahrwerk des Chrysler 300C SRT8 setzt auf Sportlichkeit. Auch den Hemi-V8 hat Chrysler ins Trainingslager geschickt. Aus dem 340 PS (250 kW) starken Basismotor mit bevorzugt niedertouriger Arbeitsauffassung ist ein drehzahlgieriges 430-PS-Monster (316 kW) entstanden. Mehr Hubraum, neue Zylinderköpfe, größere Ventile, ein spezieller Ansaugtrakt und eine überarbeitete Auspuffanlage ermöglichen nicht nur fast 30 Prozent mehr Leistung, sondern heben auch das Drehzahlniveau von 5400 auf maximal 6200/min an.

Gnadenlos rammt der SRT8 das Profil seiner Walzen in den Asphalt und reißt den dicken Ami in 5,2 s auf Tempo 100. Nach 17 s steht die Tachonadel auf 200 km/h. Hier hängen der BMW 550i und der Mercedes E 500 bereits zwei Sekunden hinterher. Ab Tempo 250 zeigt der Chrysler dem Mercedes und dem BMW endgültig die Rücklichter. Anders als beim 550i und E 500, die beide bei 250 km/h abgeregelt sind, erreicht der 300C SRT8 265 km/h (abgeregelt). Die Automatik des SRT8 hat fünf Schaltstufen. Unter Volllast, besonders im manuellen Modus, schaltet sie derart schnell, dass es den Anschein hat, dass hier ein sequenzielles Getriebe die Gänge wechselt.

Der Chrysler 300C SRT8 fahrend von schräg vorne fotografiert.
Foto: Frank Ratering

Ähnlich zügig, aber nicht spürbar vollzieht die Siebenstufen-Automatik des Mercedes die Gangwahl. Das gilt auch für die perfekt arbeitende BMW-Sechsstufen-Box. Laufkultur und Ansprechverhalten zählen ebenfalls zu den absoluten Stärken des BMW-Antriebs. Dass Leistung ihren Preis hat, wird beim Chrysler an der Tankstelle deutlich. Gut vier Liter mehr Kraftstoff als die für ihre Leistung sehr sparsamen 550i und E 500 verbrennt der SRT8 auf 100 km. 

 

Hohe Kosten trüben das positive Bild des Chrysler 300C SRT8 

Trotz hoher Kraftstoff- und Versicherungskosten entscheidet der Chrysler 300C SRT8 die Kostenbilanz für sich. Nicht nur die über 8000 Euro Preisvorteil gegenüber BMW 550i und Mercedes E 500, auch das Chrysler Fünf-Sterne-Premium-Paket, das in den ersten vier Jahren (bis 50.000 km) alle Service- und Wartungsarbeiten beinhaltet, mildern den hohen Aufwand für den teuren Kraftstoff. Diese Serviceleistung wird jedoch nicht von allen Vertragshändlern angeboten. Daher ist es wichtig, dass man sich vor Vertragsunterzeichnung informiert.

Für den BMW sprechen lediglich die günstigen Versicherungseinstufungen und der etwas geringere Steuersatz. Verwunderlich ist es, dass BMW lediglich zwei Jahre Gewährleistung auf die Technik bietet und nur einzelne Händler eine Garantie offerieren. Die besten Garantien erhält die Mercedes-Kundschaft. Auch die auf 20.000 km pro Jahr berechneten Kraftstoffkosten fallen beim E 500 vergleichsweise günstig aus. Die meisten Punkte verliert er – wie auch der BMW – wegen seines hohen Grundpreises.

 

Technische Daten von BMW 550i, Chrysler 300C SRT8 und Mercedes E 500

AUTO ZEITUNG 01/2007BMW 550iChrysler 300C SRT8Mercedes E 500
Zylinder/Ventile pro Zylin.8/48/28/4
Hubraum4799 cm³6063 cm³5461 cm³
Leistung270 kW/367 PS317 kW/430 PS285 kW/388 PS
Max. Gesamtdrehmoment bei490 Nm 3400/min569 Nm 4600/min530 Nm 2800-4800/min
Getriebe/Antrieb6-Stufen-Automatik/
Hinterrad
5-Stufen-Automatik/
Hinterrad
7-Stufen-Automatik/
Hinterrad
L/B/H4841/1846/1449 mm5015/1880/1462 mm4852/1822/1420 mm
Leergewicht1660 kg1920 kg1785 kg
Bauzeit2005-20102004-20102006-2009
Stückzahl25.862ca. 18.0008.164
Beschleunigung
null auf 100 km/h
5,6 s5,2 s5,4 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h265 km/h250 km/h
Verbrauch auf 100 km12,6 l S16,4 l S12,3 l S
Grundpreis (Jahr)65.142 Euro (2007)55.909 Euro (2007)65.474 Euro (2007)

 
Michael Godde Michael Godde
Unser Fazit

Es gibt Dinge, die kann man mit Geld nicht bezahlen, es gibt Dinge, die müssen nicht perfekt sein, und es gibt Dinge, die machen einfach Spaß: Der SRT8 ist so ein Ding. Sicher, Mercedes E 500 und BMW 550i sind in der Summe ihrer Eigenschaften die ausgewogeneren Limousinen und nahezu perfekt. Aber wer ein einmaliges Fahrgefühl sucht, kommt am Chrysler 300C SRT8 nicht vorbei. Genauso müssen sich die Pilot:innen der amerikanischen NASCAR-Serie fühlen, wenn sie ihre Boliden über die Betonpisten jagen. SRT8 und Mensch bauen eine Beziehung auf, die selbst den teuren Tankrechnungen standhält. Wer aber Perfektion sucht, muss zum Mercedes E 500 oder BMW 550i greifen. Der Mehrpreis ist in beiden Fällen gerechtfertigt. Beide bieten in allen Bereichen absolute Qualität – jeder nach seiner eigenen Philosophie. Der Mercedes E 500 allerdings noch das kleine Quäntchen mehr.

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