BMW 2er Gran Tourer/3er Touring: Vergleichstest Mehr Raum im Van?
Für gehobene Ladekapazitäten stand in München bisher der BMW 3er Touring bereit. Aber bietet der BMW 2er Gran Tourer nicht noch mehr Auto fürs Geld? Unser Vergleichstest klärt auf.
Mit dem BMW 2er Gran Tourer kommt einer der schärfsten Gegner des BMW 3er Touring aus dem gleichen Hause. Und trotz relativ ähnlicher Länge und identischer Motoren verfolgen die beiden Bayern in diesem Vergleichstest ganz verschiedene Ansätze. Traditionsbewusste Markenfans waren bereits schockiert, als BMW vor gut zwei Jahren mit dem Active Tourer ins Van-Segment startete: ein Hochdach-Mobil in Monospace-Bauweise und auch noch mit Frontantrieb! Als wär’s noch nicht genug, legten die Bayern ein Jahr später nach und brachten mit dem BMW 2er Gran Tourer die Langversion mit bis zu sieben Sitzen. Doch es dauerte nicht lange, bis die Wirklichkeit die Traditionalisten einholte, denn die Vans mit dem weiß-blauen Logo gehen weg wie geschnitten Brot. Ob da der klassische BMW-Kombi namens Touring noch Bestand hat, klärt der Vergleich von BMW 220d Gran Tourer und BMW 320d Touring. Mit großen Fensterflächen und viel Kopffreiheit ist der Van ohne Zweifel der deutlich Geräumigere der beiden – nicht zuletzt auch beim Blick auf die Kofferraumvolumina. Dank maximal üppiger 1900 Liter steht dem Mountainbike-Urlaub mit dem Gran Tourer nichts im Weg. 3er Touring-Besitzer müssen sich mit 400 Litern weniger Maximalvolumen begnügen.
BMW 2er Gran Tourer im Video:
2er Gran Tourer und 3er gehen eigene Wege
Zwar liegen die zwei Münchner in der Zuladung nicht allzu weit auseinander, dafür aber bei der Variabilität. So bietet der Van die Option auf einen klappbaren Beifahrersitz und zwei zusätzliche Sitze. Längs verschiebbare Rücksitze mit einstellbaren Lehnen sind Serie. Praktisch im 3er ist dafür die separat zu öffnende Heckscheibe. Allerdings ist der 320d Touring wegen des vergleichsweise kleinen Heckfensters und der Fondkopfstützen, die selbst weggeklappt noch etwas ins Rückspiegelblickfeld ragen, das unübersichtlichere Auto. Bedientechnisch sind beide wiederum typische BMW mit durchdachter Menüführung und größtenteils schneller Umsetzung von Multimediabefehlen. Gut im BMW 2er Gran Tourer: Mit einem Tastendruck lassen sich die Auffahr-, Personen- und Spurverlassenswarner aktivieren beziehungsweise deaktivieren. Allerdings gibt es im Gegensatz zum BMW 3er Touring keine Option auf einen Spurwechselassistenten. Und auch in Sachen Verarbeitung hinterlässt der Kombi in der Summe einen besseren Eindruck.
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Beide Kandidaten treten mit optionalen Sportsitzen zum Vergleich an. Subjektiv bietet das Gestühl im BMW 3er Touring eine etwas bessere Oberschenkelauflage. Im Kombi-Fond genießen die Insassen außerdem mehr Halt dank der besser konturierten Lehne. Ergonomisch glänzen die Rivalen durch eine sehr durchdachte Anordnung der Bedienelemente. Dass der BMW 2er Gran Tourer in dieser Disziplin dennoch vorn liegt, hat seine Ursache im deutlich großzügigeren Ablageangebot. Recht billig wirkt das dünne, wenig griffgefällige Serienlenkrad im Touring. Dafür glänzt der 3er mit dem niedrigeren Geräuschpegel und dem angenehmeren Klangbild, während sich im Van zum Teil recht laute Abrollgeräusche ins Ohr schleichen. Die optionalen 18-Zoll-Räder des Testwagens dürften überdies mit dafür verantwortlich sein, dass der Gran Tourer spürbar weniger geschmeidig abrollt und auf Schlaglöchern gar eine Polterneigung zeigt.
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Der BMW 3er Touring ist im Vergleich dynamischer
In beiden Fahrzeugen dieses Tests verrichtet der bekannt kultivierte, 190 PS starke 2,0-Liter-Diesel seinen Dienst. Die gebotenen Fahrleistungen sowie die Drehfreude der Aggregate zeigen eindeutig, dass sich die Begriffe Diesel und lahm schon längst nicht mehr vertragen, zumal das üppige Drehmoment von 400 Newtonmetern einen mühelosen Vortrieb in nahezu allen Verkehrssituationen ermöglicht. Dazu trägt in beiden auch die fein abgestimmte, blitzschnell, aber dennoch sanft schaltende Achtstufen-Automatik bei. Gerade mal 7,3 Sekunden verstreichen, bis der BMW 320d Touring die 100-km/h-Marke erreicht, der BMW 220d Gran Tourer braucht hier 0,7 Sekunden mehr. Auch während der Beschleunigung in höheren Geschwindigkeitsregionen drückt die größere Stirnfläche des Vans etwas aufs Temperament. Zwangsläufig mit Konsequenzen für den Verbrauch: So verbrennt der Van auf 100 Kilometern 6,8 Liter Diesel, das sind 0,6 Liter mehr als der Kombi. Die jeweiligen Höchstgeschwindigkeiten von 220 km/h (Gran Tourer) und 226 km/h (Touring) erlauben beiden, im Verbund mit der guten Motorcharakteristik entspannt hohe Reiseschnitte zu erreichen.
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Als Fronttriebler agiert der BMW 2er Gran Tourer sehr sicher. Die optionale, variable Sportlenkung arbeitet mit kleinen Lenkwinkeln und überschaubaren Antriebseinflüssen. Die Rückmeldung wirkt allerdings etwas synthetisch. Im hoch angesiedelten Grenzbereich schiebt der Van moderat über die Vorderräder und bleibt auch bei provozierten Fahrfehlern stets berechenbar. Die Bremsleistung liegt nur beim Kaltbremswert aus Tempo 100 bis zum Stillstand hinter der des BMW 3er Touring (34,5 zu 33,8 Metern). Der hinterradgetriebene Kombi ist jedoch das deutlich agilere Auto, das die Lenkbefehle seines Fahrers über die konventionelle elektro-mechanische Servolenkung spürbar lebhafter als sein Konkurrent in Richtungsänderungen umsetzt. Gern dreht er beim Gaslupfen mit dem Heck ein – punktgenaues Gasgeben lässt ihn dann bei deaktiviertem DSC (ESP) geschmeidig aus der Kurve driften, was sehr unterhaltsam ist, aber nur auf abgesperrter Strecke ausprobiert werden sollte. Beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven bietet der Kombi zudem die bessere Traktion.
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Das Kosten-Kapitel gewinnt der BMW 2er Gran Tourer
In der Anschaffung ist der BMW 320d Touring das teurere Auto. So trennen ihn in der testrelevanten, bewerteten Ausstattung über 3700 Euro vom BMW 220d Gran Tourer. Wegen des höheren Wertverlusts und der ungünstigeren Versicherungseinstufungen verliert er weitere Punkte. Das können auch die niedrigeren Kraftstoffkosten nicht mehr ausgleichen. Und so verliert der Kombi das Umwelt/Kosten-Kapitel in diesem Vergleich. Für beide Münchner gilt dagegen, dass die Garantieleistungen besser ausfallen könnten. Das Gesamt-Fazit unseres Vergleichstests finden Sie direkt unterhalb der Tabelle mit den technischen Daten und Messwerten.
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Technische Daten | BMW 2er Gran Tourer 220d | BMW 3er Touring 320d |
Zylinder/Ventile p.Z. | R4/4; Turbodiesel | R4/4; Turbodiesel |
Nockenwellenantrieb | Kette | Kette |
Hubraum | 1995 cm³ | 1995 cm³ |
Leistung bei | 140 kW/190 PS 4000 /min | 140 kW/190 PS 4000 /min |
Max. Drehmoment bei | 400 Nm 1750 /min | 400 Nm 1750 – 2500 /min |
Getriebe | 8-Stufen- Automatik | 8-Stufen- Automatik |
Antrieb | Vorderrad | Hinterrad |
0 - 100 km/h | 8,0 s | 7,3 s |
Höchstgeschw. | 220 km/h | 226 km/h |
Handling | 1:56,3 min | 1:54,3 min |
L/B/H in mm | 4556/1800/1608 | 4633/1811/1429 |
Gepäckraum | 645 – 1905 l | 495 – 1500 l |
Testverbrauch | 6,8 l D / 100 km | 6,2 l D / 100 km |
Grundpreis | 36.300 Euro | 39.250 Euro |
Platzierung | 2 | 1 |
Wer mit weniger Platz leben kann, fährt mit dem Testsieger BMW 320d Touring am besten. Er ist im direkten Vergleich das komfortablere, schnellere und auch spürbar agilere Auto. Obendrein verbraucht er deutlich weniger Kraftstoff. Kurzum: Man merkt der Kombi-Version des 3er die über die Modellgenerationen gewonnene Reife an. Dafür wirft der BMW 2er Gran Tourer sein üppiges Ladevolumen samt hoher Variabilität in die Waagschale. Damit ist er für alle Transport-Eventualitäten gewappnet. Überdies bietet er eine etwas bessere Kostenbilanz. Und was die Fahrdynamik angeht, so ist er eindeutig der BMW unter den Vans.