BMW 3er F30/F31: Kaufberatung Der Wahl-Helfer für den 3er
Unsere Kaufberatung zur neuen BMW-3er-Reihe (F30/F31), die zur großen Modellfamilie gewachsen ist. Ein ausführlicher Wegweiser durch die Preislisten.
Ein paar simple Zahlen zeigen, dass der 3er nicht einfach nur ein BMW ist, die Mittelklasse-Baureihe bildet so etwas wie das Herz der Marke. Beispiel gefällig? Seit dem Debüt des ersten 3ers 1975 produzierte BMW mehr als zwölf Millionen Exemplare. Womit die kompakte BMW-Limousine zu den erfolgreichsten Premiumautos der Welt gehört. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, als die komplett neue Baureihe F30 vor Jahresfrist präsentiert wurde. Schließlich hat die mittlere 3er-BMW-Baureihe nicht nurunzählige Fans rund um den Globus, der Verkaufserfolg ist für den bayrischen Hersteller fast überlebenswichtig. Einige Bedenken gab es zudem, denn die neue Baureihe teilt sich mit dem kleineren 1er F20 viele Komponenten. Und mit dem Aus für die Reihensechszylinder (außer 330d und 335i) schienen die Entwickler ein Tabu gebrochen zu haben. Dennoch geht der F30 gut, seit Marktstart im Februar wurden weltweit rund 110.000 Exemplare des 3er-BMWs verkauft.
Beim 3er ist Vierzylinder statt Sechszylinder kein Nachteil
Niemand muss um die Sechszylinder weinen, denn die Vierzylinder-Turbobenziner, welche die Sechstöpfer bis einschließlich 328i ersetzen, überzeugen durch satte Kraftentfaltung, gute Laufkultur und niedrigen Verbrauch. So ist es kein Fehler, sich beim 3er-BMW für den Basis-Benziner 316i zu entscheiden. Ab September 2012 kommt der Einstiegsbenziner übrigens mit dem 1,6-Liter aus der 1er-Baureihe. Der bietet mit 136 PS zwar nicht gerade überschäumendes Temperament, doch ist er mit einer Spitze von 210 und einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 8,9 Sekunden mehr als ausreichend schnell unterwegs. Nur 5,8 Liter Super verbraucht er dabei nach EU-Norm und ist mit 28.500 Euro satte 4600 Euro billiger als der BMW 320i mit 184 PS. Der ist zwar deutlich fixer und souveräner unterwegs als der 316i und verbraucht kaum mehr, doch die gefühlte Differenz ist weit geringer, als es Preisschild und Stoppuhr glauben lassen. Ebenfalls 320i heißt der EfficientDynamics-Edition mit Benzinmotor, dabei verfügt er nur über 1,6 Liter Hubraum. Er ist genau so teuer wie der normale 320i, hat aber 14 PS weniger und verbraucht nach Norm nur 5,3 Liter Super. Der 328i wiederum wird ebenfalls vom Zweiliter-Turbo angetrieben, hier mit 245 PS, und ist ab 37.400 Euro schon deutlich kostspieliger als die schwächeren Zweiliter-Varianten. Selbst für die unverbesserlichen Sechszylinder-Freunde gibt es noch eine 3er-Option: den 335i mit 306 PS, ab 43.600 Euro. Er ist für 2500 Euro Aufpreis auch als xDrive mit permanentem Allradantrieb lieferbar, ebenso übrigens wie der 320i und der 328i.
Auch Dieselkunden werden im Motorensegment des 3er-BMWs natürlich gut bedient. Für sie beginnt das Angebot mit dem 316d mit 116 PS für 30.600 Euro und dem 2000 Euro teureren 318d mit 143 PS. Die goldene Mitte des Angebots bildet auch hier der 320d – 184 PS stark und als einziger Diesel auch als xDrive mit Allradantrieb lieferbar. Den EfficientDynamics-Edition mit 163 PS gibt es, wie auch den 320d, ab 35.350 Euro. Ein Sechszylinder-Diesel ist ebenfalls zu haben: 330d mit 258 PS, er kostet ab 44.400 Euro. Etwas eingeschränkter ist das Angebot beim Touring. Wer 3er-Kombi fahren will, kann zwischen den Benzinern 320i und 328i sowie den Dieselantrieben 316d, 318d, 320d und 330d wählen. Allrad-Touring-Modelle gibt es vorerst nicht. Der Aufpreis für den Touring beträgt übrigens 1750 Euro. Der 3er-Kombi ist zwar – ganz wie seine Vorgänger auch – kein Raumwunder, doch mit seiner Variabilität und der guten Nutzbarkeit des maximal 1500 Liter fassenden Laderaums ein sehr praktischer Kombinationskraftwagen. Überhaupt ist die Überschaubarkeit der Preisliste ein Vorteil des BMW. Fast alle Extras sind für alle Motorisierungen zu haben. So bietet BMW die sehr empfehlenswerte Achstufen-Automatik von ZF für alle 3er-Motorisierungen (2260 Euro) an – außer für den 330d und den Active Hybrid 3, die bereits serienmäßig mit Automatik kommen. Auch die meisten anderen Extras sind für alle Motorisierungen verfügbar, mit einigen Ausnahmen, die aber die wenigsten Kunden stören dürften. Das Sportfahrwerk (straffer, tiefer, 390 Euro) ist beispielsweise nicht für die xDrive-Modelle bestellbar – verständlich und verschmerzbar.
BMW 3er Facelift: Neue Motoren, beständiges Design
Ohnehin ist die Serienausstattung des 3ers der neuen Modellfamilie F30 so umfangreich, dass nicht mehr viele Sonderwünsche nötig sind, um einen gut ausgestatteten, wohnlichen Wagen zu erhalten. Der große Monitor und die iDrive-Bedienung etwa sind immer mit an Bord, ebenso Annehmlichkeiten wie schlüsselloser Motorstart inklusive Fernbedienung für die Heckklappe und vier elektrische Fensterheber. Ob man dafür wirklich die drei neuen Ausstattungslinien Modern Line, Sport Line und Luxury Line (je 1900 Euro) benötigt, sei dahingestellt. Sie bieten größere Räder, was im Fall der Basismodelle, die serienmäßig mit 16-Zoll-Stahlrädern ausgerüstet sind, schon eine lohnende Investition sein kann. Die meisten weiteren Zutaten machen das Interieur wohnlicher und kommoder, sei es mit Sportsitzen, Sportlenkrädern, anderen Bezügen, unterschiedlich kolorierten Zierleisten und ähnlichem mehr. Schriftzüge, andere Nieren und Auspuffendrohre vervollständigen die Ausstattungspakete für die 3er-Modellfamulie. Teurer und umfangreicher ist das M-Sportpaket für 4300 Euro. Es beinhaltet unter anderem größere Räder, Sportfahrwerk, Aluminiumdekor im Innenraum, Sportsitze und -lenkrad, Alcantara-Sitzbezüge, dunklen Dachhimmel und für weitere 700 Euro die M Sportbremse. Wie alle anderen Pakete ist es für alle Motoren erhältlich – vom 316d bis 335i.
Navigationssysteme des 3ers ab 1590 Euro
Das gilt natürlich auch für alle anderen empfehlenswerten Pakete, sei es das 990 Euro teure 3er-Fahrkomfort-Paket mit Geschwindigkeitsregelung samt Bremsfunktion sowie Freisprecheinrichtung mit USB-Schnittstelle und der Servolenkung Servotronic. Oder das Parkassistenzpaket für 1490 Euro, das neben Rückfahrkamera und Parkabstandswarnern den selbst lenkenden Parkassistenten enthält. Sinnvoll ist zudem das Sichtpaket (1790 Euro): Es bietet nicht nur die sehr guten Bi-Xenon-Scheinwerfer, sondern zusätzlich auch adaptives Kurvenlicht, Fernlichtassistenten, einen automatisch abblendenden Innenspiegel sowie Licht- und Regensensor. Damit dürfte ein 3er schon ziemlich komplett sein, das adaptive Fahrwerk für 1100 Euro kann noch dazukommen. Fehlt noch die Multimedia-Ausstattung. Zum Muss gehört bei Business-Autos ein integriertes Navigationssystem der Spitzenklasse, beim 3er-BMW wahlweise das Business-Navi für 1590 Euro oder das Professional für 2390 Euro. Nebenbei bemerkt: In den Touring-Modellen arbeitet bereits die neueste Version des Professional-Navis, die Limousinen werden erst nach und nach damit ausgerüstet.
5er GT/3er GT: BMW testet neue Erlkönige
Komplett wird die Multimedia-Ausstattung des 3ers mit Connected Drive. Für 890 Euro (nur mit Navi) beinhaltet die Telefonvorbereitung über eine integrierte SIM-Karte diverse Telematik- und Onlinedienste, von denen die Echtzeit-Verkehrsinfo RTTI und die Notruffunktion keinesfalls die unwichtigsten sind. Bleibt noch die Frage nach Farbe und Innenausstattung des 3er-BMWs. Alpinweiss und Schwarz sind die aufpreisfreien Uni-Farbtöne, alles andere geht nur gegen Aufpreis. Einfache Metallictöne sind für 840 Euro zu haben, wobei Melbournerot (siehe Foto erste Seite) und Estorilblau besonders gut zum F30 zu passen scheinen. Der Phantasie im Interieur des 3ers sind dagegen kaum Grenzen gesetzt, Stoff in Anthrazit und Leder Dakota Schwarz mit entsprechend zurückhaltenden Interieurleisten scheinen dennoch zu den sinnvolleren Kombinationen zu gehören. Nicht verzichten sollte man zudem auf die 630 Euro teuren Sportsitze und die elektrisch einstellbare Lordosenstütze für weitere 310 Euro.
Auf die Frage nach dem idealen 3er gibt es beinahe so viele antworten wie Modellversionen in der Preisliste. dennoch zeigen sich nach intensiver Beschäftigung mit dem F30 drei Favoriten: der 320d Efficientdynamics-Edition ist mit seinem starken und laufruhigen sowie extrem sparsamen Zweiliter-Diesel ein Technikwunderwerk der Extraklasse. Fünf Liter Diesel im Schnitt und mit 200 km/h über die Bahn müssen kein Widerspruch sein. Am anderen Ende der Skala steht der 335i, der 3er für den Auto-Feinschmecker, der das sahnige Hochdrehen des Sechszylinders mehr schätzt als niedrige Normverbräuche. Schön auch, dass es das Topmodell noch mit Schaltgetriebe gibt. allen anderen 3er ist die Achtstufen-Automatik zu empfehlen. und zuletzt als Überraschungskandidat: der Basis-Benziner 316i mit 136 PS. Auch das geht – überraschend gut und sehr preiswert.
Heinrich Lingner