Bentley Arnage R im Fahrbericht Der Bär in der Tanzschule
Seit der Übernahme der Marke Bentley brachte Volkswagen dem Arnage in geduldiger Feinarbeit bei, sich wie eine elegante Limousine zu bewegen
Eckdaten | |
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PS-kW | 405 PS (298 kW) |
Antrieb | Heckantrieb, 4 Gang Automatik |
0-100 km/h | 6.3 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Preis | 216.270,00€ |
Sechs Jahre sind in der Autowelt eine lange Zeit. Wenn ein Modell dieses Alter erreicht hat, steht meist schon fest, wie sein Nachfolger aussieht. Investitionen in die alte Schüssel lohnen nun nicht mehr, für konstruktive Verbesserungen ist der Zug längst abgefahren. Das ist die Regel, und wie jede gute Regel wird sie selbst durch schwerwiegende Ausnahmen nur bestätigt. In diesem Fall wiegt die Ausnahme 2,6 Tonnen und hat enorme Ausdauer. Sie heißt Bentley Arnage. Der Arnage wurde 1998 noch unter der Regie von Rolls-Royce vorgestellt, doch wenig später übernahm Volkswagen das Kommando. Seitdem schickten die Niedersachsen reihum ihre besten Entwicklungsingenieure ins Bentley-Werk, um am Arnage zu feilen und ihm jenen elegan-ten Fahrstil beizubringen, den sein Edel-Outfit verspricht. Dabei blieb im Laufe der Jahre buchstäblich kein Blech auf dem anderen. Die Karosseriespezialisten verdoppelten die Torsionssteifigkeit des Aufbaus, die Fahrwerksentwickler konstruierten neue Radaufhängungen und eine direkter übersetzte Lenkung, und die Motorenfachleute erweckten den bereits pensionierten V8 zu neuem Leben. Die Arbeit machte offenbar so viel Spaß, dass an ein Aufhören nicht zu denken war: Fürs Modelljahr 2005 erhielt der Arnage nun eine neue Frontpartie mit Rundscheinwerfern im Stil des Continental GT, der ehrwürdige V8 meistert sogar die EU-4-Norm, und Bentleys amtierender Chefentwickler Dr. Ulrich Eichhorn gab keine Ruhe, bis das nochmals modifizierte Fahrwerk seinen Ansprüchen an ein richtiges drivers car genügte. Nun bolzt der Bentley um Biegungen jeder Art, dass es nur so eine Wonne ist. Die Lenkung liefert präzise Rückmeldung, die Bremse hat einen fühlbaren Druckpunkt, und wenn der Motor volle 835 Newtonmeter Drehmoment vom Stapel lässt, fegt der Arnage über die Autobahn wie ein Tanzbär durch den Mäusezirkus. In seiner lässigen Kraftentfaltung ähnelt er eher einem mächtigen Diesel denn irgendeinem anderen Ottomotor. Auf Drehzahlen jenseits von 3500/min ist er nicht angewiesen. Sein Klang hingegen hat weder hüben noch drüben enge Verwandte: Bei durchgetretenem Gaspedal ertönt von weit vorn das gewaltige Rauschen eines Ozeandampfers. Für drei Monate stoppte Bentley die Arnage-Produktion, um alle Änderungen umzusetzen. Es hat sich gelohnt. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, und der große Bentley schickt sich an, in der weltweiten Statistik noch vor Jahresende am fünf Jahre jüngeren Rolls-Royce Phantom vorbeizuziehen. Damit wäre der Arnage sechs Jahre nach seinem Debüt so erfolgreich wie nie. Bis 2008 soll er gebaut werden, vielleicht länger. Für einen Bentley sind schließlich auch zehn Jahre noch keine lange Zeit.
Technische Daten | |
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Motor | |
Zylinder | V8 |
Hubraum | 6761 |
Leistung kW/PS 1/Min | 298/405 4000 U/min |
Max. Drehmom. (Nm) bei 1/Min | 835 3250 U/min |
Kraftübertragung | |
Getriebe | 4 Gang Automatik |
Antrieb | Heckantrieb |
Fahrwerk | |
Bremsen | v: innenbel. Scheiben h: innenbel. Scheiben |
Bereifung | v: 255/50 R 18 h: 255/50 R 18 |
Messwerte | |
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Gewichte (kg) | |
Leergewicht (Werk) | 2585 |
Beschleunigung/Zwischenspurt | |
0-100 km/h (s) | 6.3 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 250 |
Verbrauch | |
Testverbrauch | k.A. |
EU-Verbrauch | 20.6l/100km (Super Plus) |
Reichweite | k.A. |
Abgas-Emissionen | |
Kohlendioxid CO2 (g/km) | k.A. |