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Autonomes Fahren im Mercedes EQS: Testfahrt auf Level 3

Zeitungslesen am Steuer des autonomen EQS

Holger Ippen Freier Mitarbeiter
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Mercedes zündet in Deutschland die nächste Stufe für hochautomatisiertes Fahren nach Level 3. Wir haben es bereits auf Berlins Straßen ausprobiert.

Unser Testfahrzeug, ein Mercedes EQS, hat mit dem sogenannten "Drive Pilot 95" die neue Technik für hochautomatisiertes Fahren an Bord. Diese basiert auf dem bisherigen Mercedes-Staupiloten, kann aber weit mehr, nämlich auch ohne Stau im fließenden Verkehr auf deutschen Autobahnen Fahraufgaben bis zu einem Tempo von 95 km/h übernehmen. Dann fährt das Auto autonom. Natürlich müssen die Voraussetzungen passen: Mit der Zustimmung des KBA (Kraftfahrt-Bundesamt), die zum Jahresende erwartet wird, darf der Mercedes dann auf der rechten Spur im autonomen Fahrmodus unterwegs sein.

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Unser erster Fahreindruck mit dem Drive Pilot 95

Wir rollen auf der Berliner Avus auf der rechten Spur hinter einem Lkw. Das ist eine der besagten Voraussetzungen, denn für das autonome Fahren benötigt der EQS die rechte Spur und ein "Leittier". Türkisfarbene LED im Cockpit und an den Lenkradtasten signalisieren die Bereitschaft zur autonomen Fahrt. Nach einem Tastendruck am Lenkrad werde ich vom Fahrer zum Passagier: Ich kann mich zurücklehnen und entspannt anderen Dingen widmen, zum Beispiel einer interessanten Lektüre, mit dem Handy spielen, auf dem großen Hyperscreen des Autos E-Mails checken, Filme gucken oder mich in ein spannendes Game vertiefen. Das alles ist mit dem aktiven "Drive Pilot 95" (Automatisierungsstufe Level 3) erlaubt. Und es ist sogar juristisch unbedenklich, denn die Verantwortung liegt beim Hersteller (Das ist der aktuelle Stand beim autonomen Fahren).

Nur schlafen darf die Person am Steuer nicht, da sie jederzeit übernehmen können muss. Zum Beispiel, wenn das vorausfahrende Referenz-Auto schneller als 95 km/h wird, die Spur verlässt oder ein Tunnel oder eine Baustelle kommt – also immer dann, wenn die nötigen Sensordaten nicht komplett vom Auto erfasst werden können. Dann bricht der "Drive Pilot 95" ab und übergibt an die Person auf dem Fahrersitz. Das geschieht nicht plötzlich und unerwartet, sondern wird durch gelbe LED im Cockpit und am Lenkrad angekündigt.

Es bleibt also genug Zeit, um die Zeitung wegzulegen oder das Handy zu verstauen. Erst nach zehn Sekunden wechseln die Signallichter von Gelb auf Rot, dann muss man die Führung per Tastendruck am Lenkrad übernehmen. Tut man das nicht, macht sich der Fahrassistent nicht nur akustisch, sondern auch durch Zerren am Sicherheitsgurt bemerkbar. Bleibt jegliche Reaktion der Person auf dem Fahrersitz in den nächsten 30 s aus, wird das Fahrzeug automatisch auf der Standspur zum Anhalten gebracht.

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Sicherheit hat bei Mercedes die höchste Priorität

Das Herzstück der knapp 6000 Euro teuren Sonderausstattung "Drive Pilot 95" ist eine redundante Systemarchitektur, damit wichtige Baugruppen wie Lenkung, Bremsen und Bordnetz auch bei einer Störung sicher an die Autofahrer:innen übergeben werden können. Solide und meist doppelt vorhandene Info-Quellen, darunter Kamera-, Radar-, Ultraschallsensoren sowie Lidar, erfassen die Umgebungsdaten, die im Auto in Echtzeit ausgewertet werden.

Dazu kommt ein hochpräzises Positionierungssystem, das den exakten Standort des Fahrzeugs bis auf wenige Zentimeter genau ermittelt. Dafür nutzt die Mercedes-Technik alle zur Verfügung stehenden Satellitensysteme. Eine digitale HD-Karte liefert zudem ein dreidimensionales Straßen- und Umgebungsbild, das kontinuierlich aktualisiert wird. So weiß das Auto stets bestens über seine Umgebung Bescheid. Im Innenraum sorgt ein wachsames Kameraauge für Sicherheit. Es ist auf die Person auf dem Fahrersitz gerichtet und würde ein Nickerchen sofort erkennen – und verhindern, denn bei geschlossenen Augen (mehrere Sekunden) schlägt es unverzüglich Alarm.

Bei unserer ersten Ausfahrt lernen wir im Stau zufällig noch eine weitere nützliche Sicherheitsfunktion kennen: Beim Herannahen eines Einsatzfahrzeugs mit Blaulicht bildet unser EQS ganz selbstständig eine Rettungsgasse. Die Technik beachtet also auch Vorschriften – und das mitunter besser als andere Verkehrsteilnehmende. Übrigens: S-Klasse- und EQS-Kund:innen, die bereits den "Staupilot" (bis 65 km/h) an Bord haben, erhalten ein kostenloses Update auf "Drive Pilot 95". Im nächsten Schritt soll autonomes Fahren dann auf Autobahn-Tempo 130 erweitert werden.

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