Die Plattformstrategie des VW-Konzerns ermöglichte viele neue Entwicklungen: Audi kehrte zurück in die Kompaktklasse und krönte die Baureihe mit dem S3.
Audi S3 (8L) kaufen: Darauf achten!
Plötzlich ging es Schlag auf Schlag: Der VW-Konzern bündelte die Kräfte und schuf mit dem Kürzel PQ34 eine Plattform (=P) für Fahrzeuge mit quer (=Q) eingebautem Motor der Fahrzeugkategorie Kompaktwagen (=3), auf der auch der Golf IV (=4) basieren sollte. Den Anfang machte Audi 1996 mit dem A3, kurz darauf folgte der TT. Seat baute Leon und Toledo auf der Plattform auf, Skoda präsentierte Octavia, Roomster und Rapid. VW selber nutzte das gemeinsame Konzept für den Golf IV sowie dessen Stufenheck-Ableger Bora und den New Beetle. Innerhalb der großen Familie profitierte einer vom anderen – so kam im Frühjahr 1999 der Audi S3 auf den Markt. Er nutzte den 1,8-l-Turbomotor und war werksseitig mit Allradantrieb ausgestattet.
Obwohl man den Namen nutzte, handelte es sich dabei aber nicht um das bekannte quattro-System. Mit der elektrohydraulisch geregelten Haldex-Kupplung entsprach die Technik dem synchro-/4Motion-Allradantrieb von VW. Bei den Modellen mit längs eingebautem Motor verwendete der Konzern den permanenten Allradantrieb mit Torsen-Differenzial, bei Modellen mit quer eingebautem Motor kam das kompaktere System zum Einsatz: Zunächst werden die Vorderräder angetrieben, bei Drehzahlunterschieden zwischen den Achsen dann die Hinterräder dazugeschaltet. Das macht die Autos deutlich wendiger als ein starrer Allradantrieb, dessen Einflüsse etwa in engen Kurven immer wieder zu spüren sind.
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Breite Backen und Sportsitze für den Top-Audi
Abgesehen vom serienmäßigen Allradantrieb (im regulären 1.8T war dieser optional zu haben) markierte der Audi S3 (8L) in jeder Hinsicht das obere Ende der kompakten Baureihe – das machten die breiteren Kotflügel sowie die anderen Schürzen schon optisch deutlich. Auch die Basisausstattung – unter anderem mit den Sportsitzen – lag schon wesentlich über der des A3. Der turbogeladene Vierzylinder war mit 210 PS (154 kW) deutlich stärker als im A 1.8T, der über 150 oder 180 PS (110/132 kW) verfügte. Allerdings sollte sich der S3 vom zeitgleich angebotenen TT quattro mit 224 PS (165 kW) differenzieren – es blieb also vorerst bei 210 PS. Zum Facelift 2001 war er dann mit 225 PS (165 kW) zu haben.
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Drei Motoren mit unterschiedlichen Problemen
Drei Motoren kamen im Lauf der Zeit zum Einsatz: Der ursprünglich verwendete APY-Motor verfügte über eine einzelne Lambdasonde und einen simpleren Aufbau – deswegen wurde er gern für Leistungssteigerungen via Chip-Tuning genutzt. Der später verwendete AMK-Motor hatte bereits eine elektrische Nockenwellenverstellung und zwei Lambdasonden. Mit dem Facelift 2001 wurde er durch den BAM-Motor mit Abgasrückführung ersetzt, der trotz ähnlicher Eckdaten – bis auf den etwas höheren Ladedruck – nun 225 PS (165 kW) bereitstellte. Da der TT den VR6-Motor bekommen sollte, blieb der Abstand gewahrt.
Welcher Motor beim Audi S3 (8L) für den Kauf der beste ist, bleibt eine Frage der Philosophie: Subjektiv wird dem frühen Motor eine Leistungsstreuung nach oben nachgesagt, außerdem ist er technisch pflegeleichter. Bei den späteren Motoren kommt es tatsächlich hin und wieder zu Problemen mit der Nockenwellen-Verstellung, allerdings erleichtert die OBD-Schnittstelle die Fehlersuche. Grundsätzlich gilt: Wegen der sportlichen Auslegung des Autos werden die Motoren entsprechend beansprucht. Lager- oder Turboschäden hängen also oft von Umgang und Wartung ab, während die porösen Unterdruckschläuche im Motorraum dem Alter geschuldet sind.
Schwachstelle: Rost
Auch defekte Schubumluftventile, Lambdasonden oder Ladedruckregler tauchen auf. Greift die Haldex-Kupplung nicht ein, könnten die Vordruckpumpe oder der Temperatursensor im Steuergerät defekt sein. Der Wechsel des Haldex-Öls alle 30.000 km ist ratsam, er kann viele vermeintliche Probleme lösen. Zu achten ist beim Kauf zudem auf Undichtigkeiten im Antrieb. Eine weitere Schwachstelle ist die Abgasanlage, wurde aber bei vielen Audi S3 (8L) bereits gewechselt. Rost kann zum Ärgernis werden, weiß Anton Wagner von den Asphalt-Rebellen: "Der S3 scheuert sich regelrecht wund.“ Typische Stellen finden sich rund um die Stoßleisten an den Fahrzeugflanken, aber auch an den Leisten in den Regenrinnen. Türkanten, Radläufe und Unterboden sind ebenfalls gefährdet. Schäden an der Frontschürze zeugen von einer forschen Fahrweise, oft in Verbindung mit einer Tieferlegung: Der Kunststoff reißt beim Bodenkontakt in tiefen Regenrinnen oder mit Bordsteinen – meist betrifft es nur die Unterseite.
Typischer Verschleiß zeigt sich auch im Innenraum an verschiedenen Stellen: Wie bei vielen sportlichen Autos haben die äußeren Wangen der gut ausgeformten Sitze oftmals beim häufigen Ein- und Aussteigen gelitten. Fast unvermeidlich sind die Kratzspuren im reichlich verwendeten Softlack, hier fällt vor allem der Bereich rund um den Lichtschalter negativ auf. Vom Golf IV hat der Audi S3 (8L) auch die gelegentlich auftauchenden Fehler im Kombiinstrument geerbt. Abgesehen von den technischen Veränderungen gibt es einige optische Unterschiede an und in den Modellen vor oder nach 2001. Auffällig sind vor allem Schürzen, Scheinwerfer und Rückleuchten. Viele Autos wurden im Lauf der Zeitbedingt durch notwendige Reparaturen oder den persönlichen Geschmack des Vorbesitzers – umgerüstet. Vor allem wenn es um Zubehörteile geht, ist daher auf die erforderlichen Eintragungen oder die Möglichkeit der Rückrüstung zu achten.
Technische Daten des Audi S3 (8L Facelift)
Classic Cars 04/2023 | Audi S3 (8L) |
Motor | R4-Zyl., vorn quer: 5-Ventiler; zwei oebnl. Nockenw., Zahnriemen, Turbo |
Hubraum; Bohrung x Hub | 1781 cm³, 81,0 x 86,4 mm |
Leistung | 165 kW/225 PS 5900/min |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 280 Nm 2200/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Hang, manuell/Allrad, permanent |
L/B/H/Radstand (mm) | 4158/1763/1415/2519 mm |
Leergewicht | 1420 kg |
Bauzeit | 2002-2003 |
Stückzahl | 9381 |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 6,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 243 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 12,2 l/100 km |
Grundpreis (Jahr) | 31.000 Euro (2002) |
Der S3 drohte einst zwischen TT und Golf IV R32 zu verschwinden, fand aber dennoch seine Freunde. Heute steht er abermals im Schatten scheinbar spektakulärerer Autos. Natürlich ist er nicht so ein Hingucker wie ein TT, natürlich ist er nicht so vertraut wie ein Golf IV. Doch trotz Großserientechnik verfügt er über seine eigenen Qualitäten. Er bringt die Premium-Anmutung eines Audi mit, bleibt dank der Stückzahlen aber exklusiv. Mit Turbomotor und Allrad bietet er ein überaus sportliches Antriebspaket. Erst im knalligen Gelb kommt er so richtig zur Geltung – das macht sich in diesem Fall sogar preislich bemerkbar. Bei guter Substanz und regelmäßiger Pflege wird der erste S3 problemlos zum Klassiker reifen.