Audi Q7 V12 TDI (2008): So schlug er sich im Test
Der Q7 V12 TDI war der dieselige Gipfel
Beim Test im Rückspiegel widmen wir uns vergangenen Exoten und Ikonen, welche die AUTO ZEITUNG durch die knallharte Testmangel genommen hat. Dieses Mal: der Audi Q7 V12 TDI von 2008.
Alle, die ein Fünfmeter-500-PS-Zwölfzylinder-SUV für unzeitgemäßen Humbug halten, können jetzt getrost weiterblättern. Oder vielleicht auch nicht. Denn was Audi da mit dem Q7 V12 TDI auf die Räder gestellt hat, lässt selbst kritische Auto-Fans nicht ganz kalt. Es sind nicht nur die sechs Liter Hubraum, die zwölf Zylinder und die maximal 1000 Nm Drehmoment, die Respekt einflößen.
Träumte man als Kind nicht auch immer davon, mal ein Flugzeug, einen Bagger oder eine Lok zu steuern? Dann hereinspaziert, im Testwagen, dem Audi Q7 V12 TDI quattro, gibt es das alles auf einmal. Voraussetzungen sind 130.600 Euro und ein ganz normaler Auto-Führerschein. Und sofort reden wir über die 500 PS (368 kW) und den Drehmoment-Hammer, den man mit einem kurzen Absenken des rechten Fußes loslassen kann. Dafür zuständig ist der sechs Liter große, 329 kg schwere V12-Turbodiesel, ein ziviler Bruder jenes Motors, mit dem Audi regelmäßig Siege beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans abräumt.
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Test von 2008: Leistung satt im Audi Q7 V12 TDI
Details? Der eigens mit einem V12-gerechten Zylinderwinkel von 60° für den Q7 entwickelte Motor markiert die derzeitige Spitze der Dieseltechnologie: mit Kurbelgehäuse aus hochfestem, leichtem Vermiculargraphit-Guss, zwei Turbos mit variabler Leitschaufel-Geometrie, zwei Ladeluftkühler, Common-Rail-Einspritzsystem mit einem Arbeitsdruck von 2000 bar und superschnellen Piezo-Injektoren, die bis zu fünf Einspritzungen pro Arbeitstakt durch die extrem feinen Achtlochdüsen pressen.
Für den Sprint von Null auf Hundert verspricht Audi heiße 5,5 s, Tempo 180 gehe in 15,7 s, verraten die Techniker:innen. Und wenn die Spitze nicht bei 250 km/h elektronisch abregelt werden würde, könne der Audi Q7 V12 TDI quattro locker 270 km/h laufen. Auch seien 1000 Nm Drehmoment nicht das Ende vom Lied – aber ungefähr das Limit für die reaktionsschnelle, sechsstufige Tiptronic-Automatik von ZF.
Nach dem Starten des V12-TDI bleibt im Test das Aha-Erlebnis zunächst aus, denn aus dem Maschinenraum dringt nicht viel mehr als ein leises Brummen ins Cockpit. Das bleibt auch so, wenn sich das Ingolstädter Trumm in Bewegung setzt. Der lange Gaspedalweg ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, und im Stadtverkehr sowie bei Überlandfahrten bevorzugt der Sechsstufenautomat stets die langen Übersetzungen, sodass die Drehzahlmessernadel selten über die 1500 Touren hinauskommt.
Runter mit dem Fuß. Ein dumpfes Grollen, der Audi beschleunigt wie ein Airbus der Lufthansa, und wir sind im Pilotentraum. Die vorbeifliegende Welt verdichtet sich zum sonoren Rauschen, die Gänge wechseln im Stakkato, und ab 220 km/h dröhnt der Zwölfzylinder dann wie ein Renntriebwerk. Trotz seiner Dynamik ist der Q7 wegen seiner Masse und Kopflastigkeit aber kein wahrer Kurvenkünstler. Und an die bei vollem Lenkeinschlag – etwa beim Rangieren – ruckelnd über den Asphalt radierenden Vorderräder muss man sich ebenso gewöhnen wie an die straffe Luftfederung, die hinter den Erwartungen an ein über 130.000 teures Reiseauto zurückbleibt.
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2,6 t und ein Testverbrauch von 13,5 l Diesel pro 100 km
Fürs gute Gefühl beim Bremsen sorgen die serienmäßigen Kohlefaser-Keramik-Stopper, für Überholprestige gleißende LED-Tagfahrlichter und die hier bulligere Frontpartie. Die Luftfederung (elektronisch geregelte Dämpfer, dynamische Wankstabilisierung) lässt sich von "komfortabel" bis "dynamisch" einstellen, die Bodenfreiheit für Offroadeinsätze – Stichwort Bagger – in fünf Stufen bis auf 240 mm erhöhen. Klar, in dieser Leistungsklasse gibt es SUV, die das ähnlich gut können – allerdings nicht bei einem Gewicht von 2,6 t und einem Testverbrauch von 13,5 l Diesel pro 100 km.
Produkte für den Klassiker:
Trotz des äußerlichen Bodybuildings bleibt der Q7 auch als V12 TDI eines der größten und geräumigsten SUV, das man sogar als Siebensitzer ordern kann. Innen fein herausgeputzt, verwöhnt der Top-Q7 mit geschmackvollen Details aus Aluminium, Carbon und Leder inklusive bequemer, vielfach einstellbarer Sportsitze. Wer nun noch Konzertatmosphäre im Audi Q7 V12 TDI quattro will, kann für 6155 Euro das Advanced-Soundsystem von Bang & Olufsen ordern – mit über 1000 W Gesamtleistung, 14 Lautsprechern für die Surround-Wiedergabe und Subwoofer in der Reserveradmulde. Ob der aufreizende Q7-Kraftprotz nun die ideale Wahl für deutsche CO2-Befindlichkeiten ist oder besser zu den Neureichen Moskaus passt, ist eine andere Frage. Der Bums von 1000 Nm geht jedenfalls ziemlich unter die Haut.
Mit Wolfgang Eschment
Technische Daten des Audi Q7 V12 TDI
AUTO ZEITUNG 01/2009 | Audi Q7 V12 TDI |
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 12/4; Biturbo |
Hubraum | 5934 cm³ |
Leistung | 368 kW/500 PS |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 1000 Nm 1750-3250/min |
Getriebe/Antrieb | 6-Stufen-Automatik/Allrad |
L/B/H | 5063/2000/1722 mm |
Leergewicht | 2605 kg |
Bauzeit | 2008-2012 |
Stückzahl | k.A. |
Beschleunigung null auf 100 km/h | 5,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch auf 100 km | 13,5 l D |
Grundpreis (Jahr) | 130.600 Euro (2009) |
Wer über 130.000 Euro für den Q7 V12 TDI ausgibt, bekommt dafür nicht weniger als die Krone der heutigen Diesel-Technologie, die zudem für eine atemberaubende Längsdynamik sorgt. Sicher, der vernünftigere Q7 heißt 3.0 TDI mit Nachnamen. Der kostet nicht mal halb so viel wie der V12 TDI, verbraucht weniger und geht agiler ums Eck. Doch darum geht es hier nicht.