Fiat Multipla/Audi A2: Classic Cars
Geschmacksfragen mit A2 und Multipla
Mit Audi A2 und Fiat Multipla starteten zwei Modelle für Querdenkende ins neue Jahrtausend. Doch die beiden haben noch viel mehr gemeinsam als den Produktionsstart 1999 und ihre schräge Optik!?
Für den Automarkt des dritten Jahrtausends ist kreatives Denken angesagt, Nischenfüllung und Mut zur Technologie. Das wissen auch Audi und Fiat, als sie Audi A2 beziehungsweise Fiat Multipla planen. Ende der 1990er-Jahre befinden wir uns in einer Zeit, als der Van seinen Siegeszug feiert, weil vielen jungen Familien der Platz in der Limousine oder dem Kombi nicht ausreicht. Also gilt es, Fahrzeuge zu entwickeln, die auf begrenzter Fläche maximalen Raum bieten. Um die Praxistauglichkeit auch optisch unter Beweis zu stellen, wagen sowohl der Audi A2 als auch der Fiat Multipla einen unorthodoxen Stil. Genau dieser Stil ist es, der einen Teil der Kundschaft einst abschreckte und die beiden Minivans heute zu kommenden Klassikern macht. Beide gelten nicht unbedingt als Erfolg ihrer jeweiligen Marken und verließen die Bühne ohne Nachfolger – doch in unseren Synapsen und Netzhäuten haben sie sich für immer eingebrannt. Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon
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Audi A2 und Fiat Multipla im Classic Cars-Vergleich
Dabei begannen die Karrieren von Audi A2 und Fiat Multipla verheißungsvoll: Die Konzeptstudien des A2 avancierten an zwei IAA-Ausstellungen hintereinander zu Publikumsmagneten, sodass das futuristische Modell ohne größere Änderungen in Serie ging. 2002 sollte er seinen Schöpfer:innen sogar den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland einbringen. Unterdessen durfte sich der innovative Fiat Multipla 1999 im New Yorker Museum of Modern Art präsentieren. Das Konzept verbindet einen altbekannten Namen – Fiat Multipla hieß ab 1956 bereits ein vergrößerter Fiat 600 – mit neuartigen Ansätzen, eine Familie im Auto unterzubringen.
Dazu gehören die beiden Sitzreihen mit je drei Stühlen wie die vollgepackte, aber nunmal platzsparende Mittelkonsole und das stählerne Space-Frame-Chassis. Allein schon wegen seiner Abmessungen kann der Audi A2 da nicht ganz mithalten, auch wenn der Kofferraum einer der variabelsten seiner Zeit ist. Dafür durften sich die Ingenieur:innen austoben: Ein gewichtssparendes Aluminium-Space-Frame-Chassis, welches zuvor in der Art nur im Audi A8 Verwendung fand, kam ebenso zum Einsatz wie eine ausgefeilte Aerodynamik. In Verbindung mit modernen Antrieben mauserte sich der Audi A2 zum echten Sparmobil – wenn da nicht der hohe Neupreis für ein so kleines Auto gewesen wäre.
Wegweisende Technik in Audi A2 und Fiat Multipla
Der Audi A2 1.2 TDI 3L sticht da besonders heraus: Mit Dreizylinder-Diesel, Eco-Automatik, Schmalspur-Reifen und Aerodynamik-Felgen ließen sich tatsächlich Verbräuche von drei Litern auf 100 Kilometern erreichen. Doch wer einen Gefährten für die Langstrecke sucht, ist spätestens nach 666 Kilometern enttäuscht, weil der Tank leider nur 20 Liter fasst. Gleichzeitig bot Audi aber auch lebendigere Triebwerke wie den 1.6 FSI mit 110 PS (81 kW) an, der sogar die 200 km/h-Marke knacken kann. Obwohl in knapp sechs Jahren "nur" 176.377 Exemplare des Audi A2 vom Band liefen, ist der Gebrauchtwagenmarkt gut gefüllt, besonders mit 1.4er Benziner- und Dieselmodellen. Beim Fiat Multipla gab's neben Diesel und Benziner zudem über die gesamte Bauzeit einen Erdgasantrieb. Als Gebrauchtwagen sind aber eher die relativ wartungsfreundlichen Ottomotoren zu empfehlen. Jedoch ist der Bestand an Fiat Multipla in Deutschland sichtlich geschrumpft. Besonders selten sind die frühen Modelle mit ihrer charakteristischen Delfin-Front. Außerdem kosten sie nur einen Bruchteil des Preises, der mittlerweile für gute Audi A2 verlangt wird.
Audi A2 und Fiat Multipla als kommende Klassiker
Während der Audi A2 bereits 2005 das Zeitliche segnete, nachdem Audi händeringend mit den bunten "Colour Storm" versuchte, die Verkäufe anzukurbeln, lief der Fiat Multipla in seinem zweiten Leben nach dem Facelift 2004 munter weiter. Erst 2010 war für den Minivan Schluss, womit er den Audi A2 um fünf Jahre überlebte. Für kleine, feine Premiummodelle wie den Audi A2 war die Zeit noch nicht reif und ist es vermutlich immer noch nicht so richtig, wenn wir vergleichbare Autos von heute wie den ersten BMW i3 heranziehen. Der Fiat Multipla ist da noch mal ein ganz anderes Kaliber: Seit mehr als 20 Jahren spaltet er die Gemüter, zeugt aber vom Mut beim Automobildesign, das in der heutigen Zeit immer seltener geworden ist. Audi A2 und Fiat Multipla sind zwei Charakterköpfe mit unterschiedlichen Ansätzen, aber ähnlichem Schicksal. Wer individuell und gleichzeitig praktisch fahren möchte, hat mit beiden einen Freund fürs Leben.
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Technische Daten von Audi A2 und Fiat Multipla
Classic Cars | Audi A2 | Fiat Multipla |
---|---|---|
Zylinder/Ventile pro Zylin. | 4/4 | 4/4 |
Hubraum | 1598 cm³ | 1596 cm³ |
Leistung | 81 kW/110 PS 5800/min | 76 kW/103 PS 5750/min |
Max. Gesamtdrehmoment bei | 155 Nm 4400/min | 145 Nm 4000/min |
Getriebe | 5-Gang-Getriebe | 5-Gang-Schaltgetriebe |
Antrieb | Vorderrad | Vorderrad |
L/B/H (mm) | 3826/1673/1553 | 3994/1870/1690 |
Leergewicht | 995 kg | 1375 kg |
Bauzeit | 1999-2005 | 1999-2010 |
Stückzahl | 176.376 | k.A. |
Beschleunigung | 0 auf 100 km/h in 9,8 s | 0 auf 100 km/h in 12,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 202 km/h | 170 km/h |
Verbrauch | 5,9 l/100 km | 8,6 l/100 km |
Grundpreis (Jahr) | 18.750 Euro (2002) | 19.040 Euro (2004) |
Ja, sie spalten die Gemüter – besonders der Fiat. Und ja, sie besitzen weder eine ausgeprägte Fahrdynamik noch einen Traumwagen-Status – besonders nicht der Fiat. Aber mit ihrem Innovationsgeist ebneten sie den Weg für viele weitere ausgeklügelte Vans, die folgen sollten. Und sie lösen noch heute Emotionen aus, wenn wir ihnen begegnen. Wer muss nicht schmunzeln, wenn er oder sie einer Audi A2 oder Fiat Multipla auf der Straße erblickt? Auch das macht einen automobilen Klassiker aus. Und das werden beide zweifelsfrei sein – spätestens, wenn sich die Generation, die in diesen Vans aufgewachsen ist, in ein paar Jahren erinnert und beginnt, sie für die Nachwelt zu erhalten.