50 Jahre AUTO ZEITUNG: Die wichtigsten Autos
Die Meilensteine in 50 Jahren AUTO ZEITUNG
Das wichtigste Auto in 50 Jahren AUTO ZEITUNG kann je nach Einschätzung der Redakteure ein Kombi oder auch ein Supersportler sein. Darüber hinaus sind über die Jahre auch ein paar Marken verschwunden, die wir heute schmerzlich vermissen.
von Volker Koerdt
Tesla Model S Als Tesla vor sechs Jahren mit dem Model S auf den Markt kam, war es eine kleine Revolution. Tesla war der erste Hersteller, der ein E-Auto im Premiumsegment anbot. Mit dieser Strategie mischten die US-Amerikaner aus Kalifornien den Markt gewaltig auf. Keine Marke hat in so kurzer Zeit ein derartiges Image und Bekanntheitsgrad erreicht. Das Model S bietet nicht nur eine atemberaubende Beschleunigung, sondern auch ein völlig neues Bedienkonzept: Ein großer 18-Zoll-Bildschirm beinhaltet per Touchscreen-Bedienung nahezu alle Funktionen – und das mit einer Auflösung, bei der die Wettbewerber in der Regel nur staunen können. Auch mit elektronischen Updates over the air und autonomen Fahrfunktionen preschten die Amerikaner nach vorn. Doch Tesla musste auch herbe Rückschläge einstecken: Manche Autos fingen nach Unfällen Feuer, mitunter versagte der Autopilot, was zu Todesfällen führte. Auch die Qualität der Produkte gab immer wieder Anlass zu Klagen. Und das Unternehmen ist bis heute hoch verschuldet. Doch Firmenboss Elon Musk, Galionsfigur und Entertainer in einem, schafft es immer wieder, neue Kapitalgeber zu finden. Trotz allem: Tesla hat Automobilgeschichte geschrieben und ist der revolutionärste Hersteller der vergangenen fünf Jahrzehnte.
MIR FEHLT DIE MARKE MATRA. Der Matra Murena S war mit 2,2-Liter-Motor und 140 PS ein dynamischer Kurvenkünstler. Mittelmotor, Kunststoffkarosserie und verzinkte Blechteile waren weitere Highlights des Dreisitzers.
von Karsten Rehmann
Porsche 911 Turbo Die Modellhistorie der Firma Porsche lässt sich vereinfacht in zwei Phasen einteilen: die Zeit vor dem 2. Oktober 1974 und die 45 Jahre danach. An jenem Tag fand auf der Messe in Paris die Premiere des 911 Turbo statt. Praktisch aus dem Nichts katapultierte er Porsche in die Welt der Supersportwagen. Die trockene schwäbische Technikermarke lud sich buchstäblich auf mit Emotion und Faszination. Der Turbo markierte technisch wie optisch einen perfekten Gegenentwurf zur italienischen Traumwagen-Formel. 911 plus Turbo, das war wie Asterix plus Zaubertrank – blitzschnell, bärenstark, gewitzt und unberechenbar. Seine Spurtkraft degradierte berühmte Gegner zu halben Portionen, und wenn er seine Kontrahenten abhängte, gab er sich am Heckdesign zu erkennen: Die psychologische Wirkung dieses mächtigen Flügels und der "Botox-Backen" ist heute noch unnachahmlich.MIR FEHLT DIE MARKE TVR. Es ist schade um jede Firma, deren Mut, eigene Wege zu gehen, nicht belohnt wurde. Dazu gehört die wildeste Marke aus "Weird Britain": TVR.
von Markus Bach
Skoda Octavia Selten hat ein einzelnes Modell eine Marke so umgekrempelt wie der Octavia von 1996 den tschechischen Hersteller. Vor der großzügigen Kompaktklasse war Skoda eine typische Marke aus dem gerade untergegangenen Ostblock: Marode Fabriken produzierten technisch veraltete Autos, die selbst in Osteuropa keiner mehr kaufen wollte. Doch der Marke Skoda, die bereits seit 1991 zum VW-Konzern gehörte, gelang mit dem Octavia der Befreiungsschlag: Der Tscheche bot eine modern gezeichnete Karosserie, unter dem Blech solide VW-Technik, dazu viel Platz sowie ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Damit prägte er das Erfolgsrezept von Skoda, das bis heute unverändert geblieben ist. Auch zwei Modell-Generationen später ist der Octavia noch der weltweit erfolgreichste Skoda – trotz des SUV-Booms.MIR FEHLT DIE MARKE MG. Kleine, leichte und bezahlbare Roadster – dafür standen die Briten, bis sie 2005 im Rover-Debakel untergingen. Heute prangt das Logo an charakterlosen China-SUV.
von Holger Ippen
Lamborghini Gallardo Hier klingt schon der Name kraftvoll-rassig. Die italienische Marke mit dem Stier im Wappen ist bekannt für Sportwagen der Superlative, die extrem schnell, sensationell schön und enorm teuer sind. Mit der Firmenübernahme 1998 durch Audi zog bei den exotischen Produkten aus Sant'Agata zudem ein hoher Qualitätsanspruch ein. Beim "kleinen" Lambo wurde konsequenter Leichtbau in hocheffizienter, präziser Fertigung auf die Spitze getrieben. Den fl achen Athleten mit gut trainierten Muskeln und keinem überflüssigen Fett treibt ein 5,0-Liter-V10-Motor mit 500 PS an. Das gibt nicht nur Kraft im Überfluss, sondern auch den dazugehörigen satten Sound.
MIR FEHLT DIE MARKE KARMANN. Im niedersächsischen Osnabrück entstanden die legendären Käfer Cabrios und auch der schöne Karman Ghia Typ 14.
von Caspar Winkelmann
Audi A5 Coupé Als im März 2007 die erste Generation des Audi A5 präsentiert wurde, war ich 13 – und zum ersten Mal schwer verliebt. Bis heute ist das von Designer Walter da Silva gezeichnete Coupé für mich eines der formschönsten Autos überhaupt: Die Karossiere besticht mit ihrer schnörkellosen Eleganz, und das LED-Tagfahrlicht war seiner Zeit ein echter Hingucker. Im Interieur geht es hochwertig zu, und der Zentralbildschirm ist stilvoll in den Armaturenträger integriert. Rein optisch stellt der "Alte" zudem den aktuellen A5 locker in den Schatten.
MIR FEHLT DIE MARKE ROVER. Der Rover 75 mit Mustang-V8 war einer meiner Kindheitshelden – und verantwortlich für mein Faible für britische Autos.
von Stefan Miete
Mercedes 300 TD Bei mir steht das T-Modell der 123er-Baureihe ganz obenan. Als im Jahr 1978 im Werk Bremen die Serienproduktion des noblen Kombis begann, war ich zehn und von dem großen Auto schwer beeindruckt. Den Klang der satt in die Zapfenschlösser fallenden Türen oder den des Dreiliter-Fünfzylinder-Diesels habe ich heute noch im Ohr. Im Vergleich zu dem, was damals sonst noch so herumfuhr, haftete dem Mercedes T-Modell – intern als S123 bezeichnet – eine gewisse Unzerstörbarkeit an. Wie gesagt, eine gewisse. Väterchen Rost hat sich später viele 123er geholt. Sei’s drum: Für mich ist er der Jugendtraum.
MIR FEHLT DIE MARKE SAAB. Ich habe die weltweit erste Geschichte des letzten neuen Saab schreiben dürfen. Für mich als lebenslangem Schweden-Fan war die Pleite im Jahr 2011 ein trauriger Tag.
von Jürgen Voigt
Mazda MX-5 Natürlich könnte man an dieser Stelle Autos erwähnen, die technisch aufwendiger, zweckmäßiger oder vernünftiger sind bzw. waren. Doch Autofahren hat idealerweise immer auch etwas mit Freude an Bewegung zu tun, vorzugsweise an der frischen Luft. Und über drei Jahrzehnte hinweg verkörpert kein anderes Auto dieses Vergnügen so unbeschwert und auch so zuverlässig wie der Roadster aus Hiroshima. Kein anderer Roadster wurde bis in die aktuelle vierte Generation hinein so konsequent weiterentwickelt. Dabei hatte bereits der erste MX-5 schon einen hohen Reifegrad.
MIR FEHLT DIE MARKE LANCIA, weil sie Autos wie den Stratos und den Delta HF Integrale hervorbrachte. Und weil der Test des Kappa 2.0 20v meine erste Story in der AUTO ZEITUNG war.
von Christian Steiger
Mercedes /8 Er war der erste Millionen-Mercedes. Bevor er 1968 auf den Markt kam, war der Stern auf dem Kühler ein Merkmal höherer Stände. Mit dem /8 verschwand auch ein Stück der alten Klassengesellschaft. Außerdem versöhnte dieser progressive 68er die Söhne und Väter: Weil er als Gebrauchter nicht die Welt kostete, stieg bald auch die alternative Szene zu. Klar, meist war es ein 200 D mit 55 PS, durchgerosteten Türböden und rußschwarzem linken Rücklicht. Und doch lernte jeder Benz-Novize, der hinter seinem großen Lenkrad saß, was ein Qualitätsauto ist.
MIR FEHLT DIE MARKE NSU, die – klein und mutig – mit dem Ro 80 schon 1967 eine Art deutschen Tesla baute.
von Thomas Pfahl
Renault 5 Turbo Sachlich betrachtet macht ein Mittelmotor-Kleinwagen wie der 1980 vorgestellte "Backenturbo" mit zwei Sitzen und ohne Kofferraum natürlich keinen Sinn. Doch der schnelle Bruder des beliebten R5 ist ein unverwechselbarer Vertreter seiner Ära – und ein Paradebeispiel für gelungenes Marketing. Sein Konzept wurde nicht nur zur Inspiration für viele weitere Gruppe-B-Autos, er bereitete der Turbo-Technik auch den Weg in die Alltags-Fahrzeuge der Marke.
MIR FEHLT DIE MARKE PLYMOUTH. Wo sind mutige Autos wie Barracuda, Road Runner und Prowler heute?
von Elmar Siepen
BMW Alpina B10 BiTurbo 1989 fiel nicht nur die Mauer, auch der 5er BMW (Typ E34) pulverisierte die bis dato existierende Vorstellung von einer schnellen Reiselimousine: Durch eine Kur in der Allgäuer Edelmanufaktur Alpina zum B10 BiTurbo geadelt, stieg er mit seinen Fahrleistungen in die damalige Supersportwagen-Liga auf. Zwei parallel angeordnete, wassergekühlte Turbolader samt Ladeluftkühler verhalfen dem 3,5-Liter-Reihensechszylinder zu 360 PS. Bis zur 100 km/h-Marke vergingen nur 5,2 Sekunden und mit 291 km/h Höchstgeschwindigkeit war er zudem das schnellste deutsche Serienauto seiner Zeit. Der Clou: Eine manuelle Ladedruckregelung.
MIR FEHLT DIE MARKE TATRA. Autos wie die tschechische Funktionärskarosse 603 mit düster geformter Stromlinienkarosserie und luftgekühltem V8 im Heck brachen mit jeder Konvention. Kafkaesk!
von Paul Englert
Smart City-Coupé Klein, wendig, praktisch, elektrisch: Niemand verfolgte die Idee eines Mini-City-Cars in den 1990ern so konsequent wie Swatch-Gründer Nicolas Hayek. Der Manager arbeitete mit Daimler zusammen, stieg aber wegen hoher Kosten und Uneinigkeiten wieder aus. 1998 kam der erste Smart als Verbrenner und prägt seitdem die urbane Mobilität wie kein anderes Auto. Ab 2020 baut Smart nur noch E-Autos – das wird der Visionär Hayek leider nicht mehr erleben. Er starb 2010 im Alter von 82 Jahren.MIR FEHLT DIE MARKE WIESMANN, weil die Kombination aus moderner BMW-Technik und Retro-Look cool ist.
von Martin Urbanke
Range Rover Als Land Rover 1970 den ersten Range Rover präsentierte, hießen SUV noch "Geländewagen" und waren eher Nutz- als Freizeitfahrzeuge. Der Brite hat die Allradler aus der Arbeiterklasse in den Adelsstand des Lifestyle erhoben, und seither finden nicht nur Forstwirte oder Globetrotter Gefallen am 4x4-Konzept. Auch unter Ärzten, Architekten und Anwälten wuchs die Begehrlichkeit. Der Range hat das Offroad-Image nachhaltig verändert: Plötzlich galt es als schick, im SUV durch die Stadt und bis vor die Oper zu fahren – ins Gelände darf der Range Rover nur noch selten.MIR FEHLT DIE MARKE WIESMANN. Auch wenn sie nur wenige Autos gebaut hat, war sie doch eine Bereicherung – und echt emotional.
von Klaus Uckrow
Peugeot 205 GTI Peugeot? Das waren weich gefederte Familienkutschen – bis 1983 der 205 kam. Und dann der 205 GTI mit zunächst 105 PS aus einem ungemein drehfreudigen 1,6-Liter-Motor. Von 1984 heizte er dem Namensvetter aus Wolfsburg ein. Der hatte in zweiter Generation ordentlich Speck angesetzt, war mit 112 PS gut 150 Kilogramm schwerer als der giftige Gallier – und im Duell chancenlos. Bis Tempo 100 musste man im französischen GTI nur einmal schalten. Mit dem 205 rettete Peugeot sich vor der Pleite, mit dem Sportableger das Label GTI.MIR FEHLT SAAB, weil die Schweden Autos mit ganz eigenem Charakter gebaut haben. Saab 96, 99, 900 bleiben unvergessen.
von Michael Godde
Ferrari LaFerrari Welches Auto mich am meisten beeindruckt hat? Ganz klar der Ferrari LaFerrari. Kein anderes Auto produziert so filigran abrufbare 963 PS und 900 Newtonmeter und dreht so locker auf über 9000 Touren wie dieser Hybrid-Supersportler aus Maranello. Allein für die Tonlage des Zwölfzylinders hat der LaFerrari einen Platz in der Hall-of-Fame des Automobilbaus verdient. Dass sich der Italiener dazu noch im Grenzbereich spielerisch dirigieren lässt, macht ihn für mich zum faszinierendsten Supersportler, den ich je fahren durfte.
MIR FEHLT DIE MARKE TRABANT. Die Pkw-Baureihe des VEB Automobilwerk Zwickau könnte heute als wendige Elektroflitzer für die Stadt eine zweite Karriere machen.
von Marcel Kühler
Toyota RAV4 Ob man sie nun mag oder nicht: Kompakt-SUV sind längst zu einer der meistverkauften und somit wichtigsten Fahrzeuggattungen geworden. Deshalb darf in einer Aufzählung der wichtigsten Autos der letzten 50 Jahre der Toyota RAV4 (Recreational Active Vehicle 4-Wheel Drive) nicht fehlen. Schließlich hat der Japaner die Geländewagen bereits Mitte der 90er-Jahre aus der Schmuddelecke geholt somit den Trend zu den großstadttauglichen Kraxlern begründet.MIR FEHLT DIE MARKE DE TOMASO. Als Sportwagen-Fan kann mir beim Gedanken an einen modernen Pantera nur das Herz aufgehen ...
von Johannes Riegsinger
BMW 7er E65 Als auf der IAA 2001 BMW mit der neuen 7er-Baureihe jeglicher Konservativität unter die Gürtellinie hieb, war die Entrüstung groß. Aber: Mit dem Siebener hatte BMW dem Auto-Design insgesamt plötzlich ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten erschlossen, die heute progressiv und modern sind. Obendrein begann mit dem E65 das Zeitalter des iDrive – und damit die Moderne in Form von konsequent User-Interface-basierter Bediensysteme. 2001 war das noch ein Schock für die alte Autowelt, heute darf der damals furchtbar verprügelte 7er als visionärer Trendsetter gelten. Die Kritiker von einst haben sich geirrt.
MIR FEHLT DIE MARKE SAAB: Herbe Schrägheck-Silhouette, heftige Turbo-Power, Funktionalität mit Twist.
von Gregor Messer
VW Golf GTI Als VW 1974 den glatten, kantigen Giugiaro-Golf als Nachfolger des knubbeligen Käfers brachte, ahnte niemand, was Pressechef Anton Konrad – einst ein tüchtiger Formel-Vau-Fahrer – für die IAA 1975 in petto hatte: Motor des Audi 80 GTE (110 PS), innenbelüftete Scheibenbremsen, Stabilisator an der Vorderachse und vieles mehr. Auch optisch wurde der Golf aufgewertet, und nichts schien cooler als der Schaltknauf in Form eines Golfballs. In Nullkommanix erlangte das Auto Kultstatus. Seitdem stehen die drei Initialen GTI für Sportlichkeit – nicht nur in der Kompaktklasse.MIR FEHLT DIE MARKE AUSTIN – und Morris. Und zwar allein wegen des Mini: Der ideale Kleinwagen, der auch als spektakulärer Sportler Riesenerfolge hatte, bleibt unübertroffen.