14 Auto-Navigationssysteme im Test Moderne Wegweiser
Veraltete Karten, umständliche Bedienung, hoher Preis: Zwei Geräte patzen im Praxistest. Wir haben 14 fest installierte Routenführer getestet
Bei elektronischen Copiloten scheiden sich die Geister: Während Pfadfinder-Naturen nach wie vor Karte und Wegweiser bevorzugen, vertrauen andere der Stimme aus dem Off. Und sie machen in der Regel gute Erfahrungen. Fest steht: Die Gruppe all jener Autofahrer, die moderne Navigationssysteme nutzen, nimmt rasant zu.
TEST IN ALLEN KLASSEN
Was fest eingebaute Navigatoren können und wie gut sie wirklich funktionieren, soll unser Vergleich zeigen. Dazu wählten wir interessante Vertreter der unterschiedlichsten Fahrzeugklassen aus und ließen sie im Praxistest gegeneinander antreten.
Erste Erkenntnis: Navigationsgeräte ab Werk sind eine teure Sache. Sie kosten etwa zehnmal so viel wie Nachrüstlösungen à la Tom-Tom, Navigon & Co. Dafür bekommt man aber eine perfekt ins Instrumentenbrett integrierte Technik mit großem Display. Nachteil gegenüber den preiswerteren Saugnapflösungen: Einige Autohersteller nehmen es offenbar mit der Aktualität des mitgelieferten Kartenmaterials nicht so genau. So muten uns vier von 14 Systemen auf dem Weg zwischen zwei Großstädten – von Köln nach Halle/Saale – einen Umweg von immerhin 70 Kilometern zu. Der simple Grund: Die Software kennt die fast drei Jahre alte Autobahn A38 nicht. Andere Geräte finden schlichtweg von uns vorgegebene Adressen nicht. Doch alles der Reihe nach.
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Das MMI im Audi A1 scheitert an der Aufgabe, die Redaktionsadresse zu finden und versucht, uns stets zu einer gleichnamigen Straße am entfernten Stadtende zu lotsen. Andere Aufgaben meistert es dagegen mit Bravour: So verfügt es über eine gut funktionierende Sprachsteuerung. Diese hört aufs Wort, ohne vorher den Fahrer mit einem Sprachkurs zu quälen oder ihn mit langwierigem Frage-Antwort-Spiel (Stadt, Straße, Hausnummer plus lästiger Wiederholungen) zu nerven.
Gewöhnungsbedürftig ist die Adresseingabe beim DVD 800 des Opel Astra. Hier erfolgt die „Enter“-Betätigung über einen Druckring. Zu den Stärken des DVD-basierten Navis gehören der schnelle Routenaufbau und die umfangreichen Informationen über Alternativstrecken bei Stauumfahrungen.
Das NaviDrive D3 im Citroën C5 enttäuscht in vielen Punkten: Es nervt mit umständlicher Adresseingabe, Direkttasten für eine schnelle Korrektur oder Stummschaltung gibt es nicht. Und beim eigentlichen Lotsendienst versagt das 2.840 Euro teure System mehrfach: Es kennt neuere Autobahnen wie die A38 und häufig auch Hausnummern nicht. So erklärt es in einem Fall bereits 600 Meter vor dem eigentlichen Ziel die Navigation für beendet. Die Investition in diesen Lotsen lohnt nicht – mit einem mobilen Nachrüstgerät wäre man hier besser beraten.
Einen deutlich besseren Eindruck hinterlässt das Navigation PLUS im Ford Mondeo. Die Adresseingabe funktioniert per Touchscreen und über die Spracheingabe überzeugend gut. Das Kartenwerk ist auf aktuellem Stand, und die Navigation inklusive Stauumfahrung klappt ohne Fehl und Tadel. Abbiegeinformationen werden hier zusätzlich im Kombiinstrument dargestellt, und eine Tempolimit- Anzeige warnt vor Geschwindigkeits-Überschreitungen.
Deutlich spärlicher ist die mit 2.300 Euro um 100 Euro teurere Anlage im Mazda 6 ausgestattet: Der Touchscreen wirkt grobkörnig und arbeitet nicht besonders sensibel. Auch die Eingabe über Sprachbefehle lässt zu wünschen übrig.
Das Comand APS der Mercedes C-Klasse punktet mit akzeptabler Ortskenntnis und gutem Eingabekomfort. Auch die Sprachsteuerung gelingt gut – allerdings erst nach nervendem Abfragespiel.
Im Opel Insignia ist das 1.100 Euro teure CD 500 Navi eingebaut – das preiswerteste System im Test. Neben guten Ortskenntnissen überzeugt hier die Zoom-Funktion per Drehregler.
Das TNS 510 im Toyota Avensis hat zwar einen sensiblen, aber grobpixligen Touchscreen. Tankstellen werden sogar mit Firmenlogo angegeben, aber das Kartenmaterial weist deutliche Lücken bei der Ortskenntnis auf.
Der Volvo V 60 ist jetzt mit einem in die Instrumententafel perfekt integrierten Display lieferbar. Die Adresseingabe per Sprachsteuerung oder Tastendruck wird aber durch recht unverständliche Formulierungen und Befehle erschwert. Trotz des schnellen Routenaufbaus und guter Ortskenntnisse kann das Volvo RTI daher nur ein befriedigendes Ergebnis einfahren.
Das RNS 510 im VW Passat punktet mit einem klaren und gut zu bedienenden Touchscreen. Hier werden auf Wunsch auch eine Karte im Topographie-Modus und das Tempolimit angezeigt. Das Kartenmaterial kennt jedoch keine Tankstellen-Logos und patzt bei der Hausnummer-Suche.
Unser Testsieger, das MMI plus im Audi A7, überzeugt in fast allen Disziplinen: Wahlweise lässt es sich über eine gut funktionierende Spracheingabe, einen Dreh-Druck-Knopf oder über ein berührungssensibles Touchpad steuern. Die Anzeige auf dem großen Monitor ist brillant. Gute Ortskenntnisse und eine geschickte Stauumfahrung gefallen ebenfalls.
Das Professional des BMW X3 punktet mit einem großen, reflexfreien Display und guter Stauwarnung. Leider ist auch hier das Kartenmaterial veraltet.
Am meisten enttäuscht die Navigation im Jaguar XF. Die umständliche Zieleingabe, die veraltete Software, eine miserable Menüführung und die mäßige Lotsenfunktionen sind nervenaufreibend.
Das PCM im Porsche Cayenne gehört mit 3.142 Euro zu den teuren Systemen. Dafür überzeugt es in unserem Test mit guten Ortskenntnissen und einer komfortablen Bedienung.
FAZIT
Als bestes Navigationssystem im Test behauptet sich das MMI plus im Audi A7. Neben exakten Lotsen- und Stauwarn-Diensten gefallen hier die wahlweise Bedienung per Knopf, Touchpad oder gut funktionierender Sprachsteuerung. Die Navigationssysteme im Jaguar XF und im Citroën C5 patzen dagegen komplett. Unser Tipp: Das Geld für diese Geräte sollten Sie sich sparen und stattdessen lieber ein mobiles Nachrüstgerät zu einem wesentlich günstigeren Preis wählen.
Holger Ippen
AUTO ZEITUNG