close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:
Alle Infos zum Porsche 928

Porsche 928 als Geräuschmessfahrzeug: Das steckt dahinter!

Auf leisen Reifen unterwegs

Johannes Beck Redakteur

Im Namen der Automobilentwicklung entstehen allerlei Kuriositäten. Entsprechend beherbergen die Sammlungen der Hersteller so manchen Schatz, der nur darauf wartet, ans Tageslicht zu fahren. Eine dieser Kuriositäten ist das Porsche 928 Geräuschmessfahrzeug!

Die Form ist merkwürdig bekannt, das Drumherum wirft allerdings Fragen auf. Der erste Blick wandert wohl auf die gigantische Abgasanlage, welche dieses Unikat auf seinem Buckel trägt. Anschließend fällt das wie ein Bullenfänger an der Schnauze montierte Kühlerpaket samt Fass und Hutzen auf der Motorhaube auf. Was aussieht wie ein zweiter Prototyp der Zeitmaschine von Doc Brown und Marty McFly, ist in Wahrheit ein Prüfstand auf Rädern in Form eines Porsche 928.

Und wie sein spektakuläres Äußeres bereits vermuten lässt, verbirgt sich hinter diesem Porsche eine besondere Geschichte. Mehr als 30 Jahre half das Porsche 928 Geräuschmessfahrzeug dem Test- und Entwicklungszentrum der Zuffenhausener Sportwagenschmiede dabei, neue Modelle leiser zu machen und die Lärmemissionsvorgaben einzuhalten. Um zu verstehen, wie genau er das bewerkstelligte und warum es ein 928 sein musste, gilt es, einen Blick in die damalige Modellpalette von Porsche zu werfen.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Der Porsche 911 GTS (2024) im Fahrbericht (Video):

 
 

So wurde das Porsche 928 Geräuschmessfahrzeug leise

Der Einbauort des Motors und das Platzangebot war den Techniker:innen egal, vor allem viel Leistung im unteren Drehzahlbereich galt für die Geräuschmessungen als entscheidend. Damit schied der Porsche 924 aus. Zu müde war er im unteren Drehzahlbereich. Der 944 rasselte hingegen mit seinem Getriebe, während der Lüfter des 911 zu sehr heulte. Geräuschminimierung war die oberste Priorität und für die beschleunigte Vorbeifahrt war Drehmoment das A und O. Somit fiel die Wahl auf einen handgeschalteten Porsche 928.

1989 wurde der wohl leiseste Sportwagen aus Zuffenhausen in Dienst gestellt, um mit ihm das Lärmniveau unterschiedlicher Reifen zu ermitteln. Der Grenzwert in den 80er-Jahren lag bei 75 db, mit breiten Hochgeschwindigkeitsreifen kein einfaches Vorhaben. Um Lärmquellen zu eliminieren, lagerten die Ingenieur:innen diese am Porsche 928 Geräuschmessfahrzeug teilweise aus. So wurde der Kühler vor die Stoßstange montiert, um den lauten Kühlerlüfter einzusparen. Der Ansaugkasten wanderte in Form eines großen Fasses auf die Motorhaube. Heiße Luft konnte bei Bedarf per Schalter mit zwei Ventilatoren nach außen abgesaugt werden.

Porsche 928 Geräuschmessfahrzeug Frontansicht
Foto: Götz von Sternenfels

Außerdem wurde die Abgasanlage erweitert und mittels eines gigantischen Schalldämpfers auf der Heckscheibe lärmreduziert. Bauteile, die konstruktionsbedingt nicht nach außen wandern konnten, wurden gedämmt. Den 5,4-l-V8 des Geräuschmessfahrzeugs packte man im wahrsten Sinne des Wortes in Watte. Auch das Triebwerk war ein Einzelstück. Hierbei handelte es sich um einen Versuchsmotor, der Anfang der 90er-Jahre für den Porsche 928 GTS erprobt wurde. Zur Auswahl standen damals ein Triebwerk, das auf Leistung bei hohen Drehzahlen ausgelegt war, während ein zweiter auf Drehmoment optimierter Achtzylinder ebenfalls um die Gunst kämpfte. Der Drehmoment-V8 wurde verworfen und wanderte als Überschuss in den Porsche 928. Zu guter Letzt verpackte man ebenfalls noch das Transaxle-Rohr und den Unterboden rund um das Fünfgang-Getriebe in dämpfendem Material. Den Innenraum räumte man bis auf den Fahrersitz aus, um zur Technik stets guten Zugang gewährleisten zu können.

Auch interessant:

 

Radläufe wuchsen mit den Reifen

Zunächst war das Skidpad in Weissach die Standardstrecke für den leisen Transaxle-Sportwagen. Verschleiß ließ den Belag der Strecke allerdings variieren, was die Testergebnisse verfälschte. Das Porsche 928 Geräuschmessfahrzeug erhielt somit eine spezielle "Außengeräuschmessstrecke", die mit genormten Asphalt versehen war. Damit gelang dem leisen Sportler unter Verwendung von Slicks ein Dezibelwert von lediglich 63 db. Auch Pirelli lieh sich das Versuchsfahrzeug regelmäßig aus, um Reifen zu testen. 

Nennenswert sind in diesem Zusammenhang auch die verbreiterten Radläufe, die für den nötigen Platz der immer breiter werdenden Sportpneus stets mitwachsen mussten. Die auf den Bildern zu sehenden Räder entstammen wohl einem dieser Versuche. Die Felgen stammen vom Porsche 911 der 991-Generation, womit sich der letzte Versuch mit dem Geräuschmessfahrzeug ungefähr zurückdatieren lässt. Mittlerweile hat der besondere 928 den Asphalt der Teststrecke gegen einen Platz im Porsche-Museum in Stuttgart getauscht.

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.