close
Schön, dass du auf unserer Seite bist! Wir wollen dir auch weiterhin beste Unterhaltung und tollen Service bieten.
Danke, dass du uns dabei unterstützt. Dafür musst du nur für www.autozeitung.de deinen Ad-Blocker deaktivieren.
Geht auch ganz einfach:

Mercedes 220 SEb & Opel Kapitän P 2.6 im Vergleich

Opels Kapitän trifft Mercedes Oberhaupt

Thorsten Elbrigmann Freier Mitarbeiter
Inhalt
  1. Opel Kapitän P 2.6 und Mercedes 220 SEb (W111) im Vergleich
  2. Der Opel Kapitän wankt wie ein Schiff
  3. Komfortprofi Mercedes 220 SEb (W111)
  4. Technische Daten von Opel Kapitän P 2.6 und Mercedes 220 SEb (W111)

Er gilt als der beste Kapitän aller Zeiten: Der 1959 vorgestellte Opel Kapitän P 2.6 (Typ P-LV) verkaufte sich sensationell gut – doch das Prestige eines Mercedes 220 SEb (W111) erreichte er nie. Ein Vergleich der beiden Classic Cars!

 

Opel Kapitän P 2.6 und Mercedes 220 SEb (W111) im Vergleich

Wer im Jahre 1959 das Geld für eine Limousine der Oberklasse locker hatte, bekam auf dem deutschen Markt einige Leckerbissen bereitgestellt. Bei BMW war nach wie vor der BMW 502 "Barockengel" mit seinem Achtzylinder das Maß der Dinge. Mit seinen geschwungenen Formen wirkte er damals allerdings schon wie ein Dinosaurier, dazu verdammt, von den scharfkantigen Heckflossen der Konkurrenz filetiert zu werden. Borgwards neuer P100 debütierte erst im September 1959. Serienstart: 1960. Die Fans der Marke mussten sich in Geduld üben – oder sie schauten nach Stuttgart oder Rüsselsheim, wo gänzlich neue Modelle von sich reden machten. Der Luxuswagen von Opel war in seinen Dimensionen gewachsen und geriet im Stil nochmals amerikanischer. Seit 1953 war er nun schon der vierte Opel Kapitän auf der Rüsselsheimer Kommandobrücke.

Autofachmagazine und Publikum kamen kaum noch nach bei so viel frischem Blech mit Blitz vorn dran. Im Schwäbischen machte die Einheitskarosserie des flammneuen Mercedes 220 SEb (W111) Schluss mit der Ponton-Behaglichkeit der frühen 50er-Jahre. Mit neuer glattflächiger Karosserie und modischen Peilkanten fürs Heck brachen die Sternenjünger:innen ins neue Jahrzehnt auf – und waren der Konkurrenz in vielerlei Hinsicht weit voraus. Doch so zukunftsweisende Errungenschaften wie Einspritzanlage, Sicherheitsfahrgastzelle und modernes Fahrwerk hatten ihren Preis.

Opel hingegen senkte sogar den Listenpreis. Eine Kampfansage an die Oberklasse. Mehr Auto fürs Geld bot seinerzeit keiner, denn Hauptkonkurrent Ford hatte dieses Marktsegment noch lange nicht für sich erschlossen, und auch in Wolfsburg tat sich nichts, denn der dort gerade in der Entwicklung befindliche VW Typ 3 (VW 1500) war so gerade eben Mittelklasse. Mehr aber auch nicht. Doch auch wenn der Opel Kapitän P 2.6 (werksinterner Code P-LV) in einer Liga mit dem Mercedes 220 SEb (W111) spielen wollte, so trennten die beiden doch Welten im Fahrzeugbau. Und das merkt man auch heute noch.
Auch interessant: Unsere Produkttipps auf Amazon

Leslie & Cars fährt den Mercedes-AMG E 53 Hybrid (2024):

 
 

Der Opel Kapitän wankt wie ein Schiff

Der Opel Kapitän P 2.6 empfängt mit großen Türen und plüschigen Einzelsitzen vorn, die leider so gut wie gar keinen Seitenhalt bieten. Der Innenraum wirkt einen Tick zu verspielt für eine Fahrzeugklasse, die sich an gesetztere Semester mit einer Brieftasche voll hart verdienter D-Mark wendete. Der Walzentacho des Kapitäns mit Farbcode für die gefahrene Geschwindigkeit (grünes Band bis 50 km/h, gelbes bis 80 km/h, darüber rot) ist dem Zeitgeist geschuldet, doch immerhin noch recht gut ablesbar. Überhaupt lässt sich dem großen Opel in puncto Bedienung nur wenig Schlechtes nachsagen. Die Dreigang-Schaltung rastet präzise ein, die damals mitunter von Tester:innen bemängelten Pedale mit dem weiten Weg von Gas zur Bremse erscheinen mit einem bisschen guten Willen nicht übel.

Opel Kapitän P 2.6 Cockpit
Foto: AUTO ZEITUNG Archiv

Die Rundumsicht ist hervorragend, solang es nicht regnet. Denn das Wischfeld der Scheibenwischer ist ein schlechter Witz. Ein weiteres Sicherheitsmanko: Das rechte Knie der Person am Steuer kommt schon bei einer überraschenden Gewaltbremsung mit dem massiven Griff der Feststellbremse schneller auf Du-und-Du, als einem lieb sein kann. Die Lenkung erweist sich als relativ gefühllos. Der Opel Kapitän P 2.6 wankt zudem in Wechselkurven wie ein Schiff – eigentlich ja ganz passend für einen Kapitän, zumal der Seegang gut zu beherrschen ist. Doch gerade im Vergleich zum Mercedes 220 SEb war das fahrwerkstechnisch einfach zu wenig, denn was Mercedes 1959 präsentierten, lag nahe an der Perfektion für jene Zeit.

Auch interessant:

 

Komfortprofi Mercedes 220 SEb (W111)

Unser Mercedes 220 SEb hat allerdings auch besondere Vorteile – dank seines Besitzers Carl Simons, der in sehr gute Reifen und ein strafferes Fahrwerk investiert hat. Damit zirkelt der W111 sauber um jede Ecke. Die Lenkung gehorcht weit präziser als die des Rüsselsheimers. Der Opel Kapitän P 2.6 mit seinen drei Gängen (plus Overdrive) gerät bei voller Kraftentfaltung trotz erheblich schmalerem PS-Budget von 90 PS (66 kW) weit weniger ins Hintertreffen, als man zunächst vermuten würde. Denn das volle Drehmoment des hubraumstarken Rüsselsheimers liegt bereits unter 2000 Umdrehungen an und bleibt lange Zeit auf hohem Niveau. Damit lädt er zu schaltfaulem Fahren und zum Cruisen ein.

Der Mercedes 220 SEb bietet nicht mehr Platz als der Opel Kapitän P 2.6. Und auch die Rundumsicht ist ganz ähnlich. Doch die Heckflosse spielt beim Sitzkomfort ihre Stärken aus. Die vorderen Einzelsitze geben mehr Halt, und auch hinten reist man bequemer. Weitere Pluspunkte sammelt der 220 SEb bei der Sicherheit, denn nicht nur die in Crashtests erprobte Fahrgastzelle mit Knautschzonen davor und dahinter machten ihn zum innovativeren Auto, sondern auch die Innenraumgestaltung mit nachgiebigen Materialien. Zudem sind die viel größeren Heckleuchten im Dunkeln besser erkennbar.

Mercedes 220 SEb/Opel Kapitän P 2.6 fahrend nebeneinander von hinten

Foto: AUTO ZEITUNG Archiv

Damals war sich die Fachwelt einig: Mercedes baut das bessere Auto. Doch auch Opel hatte mit dem P-LV alles richtig gemacht, denn nie zuvor hatten sich so viele Käufer:innen für den Kapitän begeistert. Wer heute einen Klassiker der Oberklasse aus jenen Tagen sucht, ist aber beim Mercedes 220 SEb besser aufgehoben. Denn Oberklasse verkörpert nun mal der Benz viel mehr als der Opel Kapitän P 2.6 – und zeitloses Design und Eleganz zählen mehr als kurzlebige Mode.

 

Technische Daten von Opel Kapitän P 2.6 und Mercedes 220 SEb (W111)

Classic Cars 12/2014Mercedes 220 SEbOpel Kapitän P 2.6
Zylinder/Ventile pro Zylin.6/26/2
Hubraum2195 cm³2605 cm³
Leistung88 kW/120 PS66 kW/90 PS
Max. Gesamtdrehmoment bei189 Nm 3900/min191 Nm 1900/min
Getriebe/Antrieb4-Gang-Getriebe/Hinterrad3-Gang-Getriebe/Hinterrad
L/B/H4875/1795/1500 mm4831/1812/1512 mm
Leergewicht1380 kg1340 kg
Bauzeit1959-19651959-1963
Stückzahl66.086145.618
Beschleunigung
null auf 100 km/h
14,0 s16,0 s
Höchstgeschwindigkeit172 km/h150 km/h
Verbrauch auf 100 km14,0 l S12,0 l S
Grundpreis (Jahr)14.500 Mark (1959)10.675 Mark (1959)

Tags:
Copyright 2024 autozeitung.de. All rights reserved.