VW Syncro: 25 Jahre Allrad-Bulli Auf allen Wegen
Die ersten VW T3 Syncro kamen vor 25 Jahren, doch die Allradgeschichte des Transporters beginnt schon 1978. Geschichte einer praktischen Ikone
Gustav Mayer fuhr dienstlich VW Bus, was nicht weiter merkwürdig ist. Denn Mayer war bis 1975 Entwicklungschef der Transporter von VW. Privat fuhr Mayer öfter in die Sahara. Seine Ausflüge in die Wüste ließen ihn über einen Allradantrieb nachdenken, doch der stand in Wolfsburg auf keiner Agenda. Die Geschichte könnte hier zu Ende sein, wäre Mayer nicht unerschrocken genug gewesen, fast heimlich einen Allrad-Transporter zu bauen. Die Teile dafür nahm er aus dem Baukasten. Mit dem Allrad-Bus fuhr er in die Sahara und sah: Es war gut.
Die Geschichte könnte hier das zweite Mal zu Ende sein, denn einen offiziellen Auftrag gibt es immer noch nicht. Erst 1978 baut VW fünf Prototypen. Die Allrad-Versuchsfahrzeuge auf T2-Basis haben zuschaltbaren Frontantrieb, zwei Differenzialsperren und 16-Zoll-Räder. An den Boxer im Heck ist die Halbautomatik des Käfers geflanscht. Stahlblechwannen und Gleitkufen schützen Unterboden und Antriebstechnik, falls es mit den 30 Zentimeter Bodenfreiheit eng wird unter dem Bulli-Bauch.
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Doch es hilft nicht, der Allrad-Bus geht nicht in Serie. Stattdessen kommt 1979 die Generation T3. Der Platz für Kardanwelle und Vorderachsdifferenzial ist eingeplant, bleibt aber zunächst ungenutzt. Sechs Jahre dauert es bis zur Serrienreife des Syncro-Transporters. Mit im Boot ist mit Steyr-Daimler-Puch ein echter Allradexperte. Das Gespann aus Wolfsburg und Graz macht keine halben Sachen und baut gleich einen permanenten Allradantrieb ein, der die Kraft per Viskokupplung zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt.
Das Viergang-Getriebe bekommt einen extrakurzen Geländegang, die Karosserie steht sechs Zentimeter höher. Damit sind Traktion und Schlechtwegetauglichkeit sichergestellt. Wer weiter möchte, kann Sperren ordern. Die 2138 Mal gebaute Krönung ist der 16-Zoll-Syncro. Mit größeren Rädern, verstärkter Karosserie und serienmäßiger Hinterachssperre begleitet der Heavy-Duty-Syncro Rallyes und Weltumrundungen. Rekordfahrer Gerhard Plattner macht sich auf den Weg und kommt nach 80 Tagen zurück. Auf einer zweiten Reise durchfährt er den amerikanischen Kontinent von Alaska bis Feuerland.
Die zweite Generation des Allrad-Bulli und vierte Transporter-Generation (T4) bekommt den Allradantrieb schon fast von Anfang an. Die Strecke von Alaska nach Feuerland schafft auch er, doch eine Ikone ist er nicht mehr. Eher ein braves Arbeitstier bei Polizei, Bundesgrenzschutz und Feuerwehr.
Außerdem ist der Diesel lahm und der Benziner versoffen. Doch das galt schon für den T3 Syncro. Nach elf Jahren löst sich dieser Zielkonflikt mit dem Syncro TDI. Der Direkteinspritzer erscheint 1996, hat mit 102 PS fast so viel Leistung wie der Benziner und verbraucht weniger als der bisherige Wirbelkammer-Diesel.
Erst die fünfte Generation entwickelt sich mit Seikel-Höherlegung wieder in Richtung Offroad. Ab 2003 hat der T5 einen elektronisch geregelten Allradantrieb und sechs Gänge. Ab Werk sind bis 22 Zentimeter Bodenfreiheit möglich, Differenzialsperren und Unterbodenschutz erhöhen die Geländetauglichkeit.
Zum Jubiläum können die Kunden das Sondermodell „Edition 25“ kaufen. Damit feiert VW gleichzeitig 25 Jahre Multivan, entsprechend üppig ist der Sonderbus ausgestattet. Es gibt ihn auch ohne Allradantrieb, die Basisversion mit 115 PS-Zweiliter-Benziner kostet 45.261 Euro. Mindestens 52.564 Euro werden für die Allradvariante des 140-PS-TDI fällig. Billig war der Allrad-Bulli noch nie. Aber sehr praktisch.
Andreas Of
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