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Der irrste R5 der Welt: Renault 5 Turbo als Dreiachser mit Bimotor

Tim Neumann Redakteur

Frankreich galt in den 80ern inoffiziell als das 6x6-Land schlechthin. Die Krone der Dreiachser-Nische aber setzte sich Cristian de Léotard mit einem Renault 5 Turbo samt Bimotor auf. Leider ereilte das Projekt das Schicksal vieler R5-Turbo-Artgenossen.

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Wenn wir heute an 6x6-Umbauten denken, dann fällt den meisten zuallererst der Mercedes-AMG G 63 6x6 ein. Dabei waren automobile Dreiachser wenige Jahrzehnte zuvor noch rege im Alltagseinsatz – und zwar keineswegs als überdimensionierte Protz-Pkw, sondern als knallhart zweckorientierte Hochgeschwindigkeitstransporter. In Zeiten, als Lieferwagen á la Ford Transit oder VW LT vom Erreichen der Richtgeschwindigkeit nur träumen konnten, passierte es durchaus, dass man im Morgengrauen von einem dampflokartig vorbeipreschenden Citroën CX Load Runner – vollgepackt mit frisch gedruckten Zeitungen und gerne mal 180 Sachen schnell – überholt wurde. Der sechsrädrige XXL-Kombi war dermaßen populär, dass sich sowohl in Deutschland, als auch in Belgien und Frankreich Firmen um den Umbau kümmerten.

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Unter diesen war Tissier aus Frankreich die größte. Einer ihrer Mitarbeiter: Ein gewisser Cristian de Léotard, der das große 6x6 in Großbritannien an internen Projekten von Range Rover gelernt hatte und mit seiner Kreativität auch bei seinem aktuellen Arbeitgeber unter akuter Unterforderung litt. Also machte er sich 1979 selbstständig und überraschte die Welt ein Jahr später bei der Rallye Paris-Dakar mit einem Renault 5 samt drei Achsen. Die Nutzung eines hydrostatischen Allradsystems (Diese Allradsysteme gibt es), das sonst eigentlich nur aus der Landwirtschaft und von Baufahrzeugen bekannt war, verhalf dem von 3,7 auf 4,2 m angewachsenen Kleinwagen zu einer beeindruckenden Geländetauglichkeit. Dass seine Kreation früh ausschied, schien ihn nur noch weiter anzustacheln. Und so kam es in kühner Konsequenz zum dreiachsigen Renault 5 Turbo.
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Drei Achsen, zwei Motoren, ein einziges Exemplar: R5 Turbo von de Léotard

Kühn vor allem deshalb, weil der breitbackige Mittelmotor-Bolide technisch nicht mehr allzu viel mit den üblichen R5 zu tun hatte und dementsprechend anders modifiziert werden musste. Weil der 160 PS (118 kW) starke Vierzylinder die wenigen verfügbaren Allradsysteme maßlos überfordert hätte, wandte de Léotard den Bimotor-Trick an. Zusätzlich zum Turbo-Triebwerk (So funktioniert ein Turbolader) hinter den Sitzen – das übrigens nur eine der beiden Hinterachsen antreibt – verpflanzte der Tüftler einen 1,4-l-Motor aus dem R5 Alpine mit 93 PS (68 kW) an die Vorderachse. Und es wird noch kurioser: Die Kraftverteilung der beiden Verbrenner wird jeweils über ein eigenes Fünfgang-Getriebe geregelt, sodass auch zwei Schaltgestänge gleichzeitig aus der Mittelkonsole herausragen. De Léotard stimmte den R5 außerdem so ab, dass er den Turbo-Motor in Fahrt abkoppeln konnte, um Sprit zu sparen (So beim Autofahren Geld sparen).

Der Renault 5 Turbo Dreiachser stehend von vorne
Foto: Cristian de Léotard

Der Mann aus dem französischen Hinterland bei Dijon wird tatsächlich ein paar Francs gespart haben, denn überliefert ist eine regelmäßige Nutzung des R5 Turbo Dreiachsers. Mit der enormen Verlängerung des Mittelmotorsportlers war sogar Platz für einen dritten Schalensitz in zweiter Reihe, mit dem Cristian de Léotard seinen Sohn im Kindesalter hunderte Kilometer herumgefahren haben soll. Und eine gewisse Praxistauglichkeit kann man dem erhöhten Kombi-Aufbau nach Tissier-CX-Vorbild auch nicht absprechen.

 

Ausgebrannt und entwendet: Das traurige Schicksal des R5

Leider blieb der Sechsrad-R5-Turbo ein Einzelstück, auch weil sich sein Schöpfer schon wieder in die nächsten Mammutprojekte hineingesteigert hatte. 1984 versuchte er sich mit einer dreiachsigen Mercedes G-Klasse bei der Paris-Dakar, in den zwei Folgejahren mussten sogar 190er-Benz in den Offroad-gestählten Raupen-Look schlüpfen. Das Feuer für den Bimotor-R5 brannte deshalb nur noch wortwörtlich: Im Jahre 2002 fackelte die Halle ab, in der der Sechsrad-Turbo untergestellt war. Obwohl nicht wenige der Mittelmotorrenner den Feuertod wegen thermischer Probleme starben, schien es in diesem Falle ausnahmsweise nicht am Auto gelegen zu haben.

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Doch es half nichts, vom einst so verwegenen Projekt blieb nur noch ein Wrack. Jahrelange Verhandlungen mit der Versicherung zögerten den geplanten Wiederaufbau so lange hinaus, bis sein Schöpfer 2014 selber verstarb. Als die R5-Überreste 2020 geborgen werden sollten, war das Fahrzeug völlig zerfallen, unzählige Bauteile entwendet. Einziger Trost: Immerhin blieb der Renault 5 6x6 erhalten, mit dem auf der Paris-Dakar-Rallye 1980 alles angefangen hatte. 

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